Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
sich nicht an eine Begegnung mit ihr erinnern. Sie schien nicht aus dieser Gegend zu sein, denn ihr haftete etwas Exotisches an, das er nicht einordnen konnte. Eine Flut aus schwarzen Haaren rahmte ihr gleichmäßiges Antlitz ein und fiel ihr über die Schultern bis zur Mitte des Rückens. Ihre Gesichtszüge waren fein, ebenso ihr Körperbau und ihre Haut strahlte in einem warmen Honigbraun. Malik hatte noch nie eine solche vollkommene Schönheit erblickt. Was ihm aber die Sprache verschlug, waren ihre Augen, die in einem tiefen Smaragdgrün funkelten. Sie schienen alles zu wissen und zeugten von uraltem Wissen. Die vollen Lippen der Frau teilten sich, als sie zu sprechen begann: „Geh zur Seite, dann kann ich ihr helfen!“ Ihre Stimme klang, als ob sie es gewohnt war, Befehle zu erteilen.
Malik ertappte sich, wie er tatsächlich zur Seite treten wollte. Als ihm dies bewusst wurde, stoppte er sich. „Wer seid Ihr? Die Liebe meines Lebens ist tot, Ihr könnt ihr nicht mehr helfen“, meinte er heiser. Wenn er die Energie dazu gehabt hätte, hätte er sich über die Dreistigkeit der Frau geärgert, doch er war wie ausgebrannt.
„Tot ist eine Ansichtssache. Und jetzt geh beiseite!“ Obwohl sie zierlich aussah, schob sie ihn mit Leichtigkeit aus dem Weg. Malik überlegte, ob er um Hilfe rufen sollte. Sicher würde jemand kommen und zusammen könnten sie diese Schwindlerin überwältigen. Doch ein Gefühl, das den Ursprung in seinem tiefsten Innersten hatte, riet ihm, sie gewähren zu lassen. Er rutschte ein Stückchen weiter und hockte sich auf die harte Bettkante. Die Frau beugte sich über Tau und legte ihr eine Hand auf die Stirn. Sie schloss die Augen und verharrt mehrere Herzschläge in dieser Position.
Sie wird auch nur den Tod feststellen können.
Die Frau mit den intensiv grünen Augen hob ihre Lider wieder. Erstaunt, nicht jedoch überrascht, stellte Malik fest, dass Tränen in den Augenwinkeln der Fremden glitzerten. Das Fünkchen Hoffnung, das in ihm aufgeglommen war, erstarb wieder.
Tot.
„Es tut mir leid“, flüsterte die Frau.
Malik ertrug ihren Anblick nicht länger und starrte auf seine blutenden Handflächen, die an verschiedenen Stellen von Holzsplittern aufgerissen worden waren.
„Es tut mir leid“, flüsterte Simura und strich liebevoll über die Stirn der jungen Frau. Sie hatte ihr einst versprochen, dass ihr Kind gesund auf die Welt kommen würde.
Aber ich habe versagt. Ich habe längst nicht mehr die Kontrolle über dieses Land. Es wird Zeit, dass ich mir das eingestehe.
Doch auch wenn ihre Verbindung zum Land immer schwächer wurde, konnte sie der armen Frau noch helfen. Sie schloss die Augen und reiste mit ihrem Körper in den Äther. Es war lange her, seit sie in dieser magischen Zwischenwelt gewesen war. An diesem Ort bedeuteten falsche Namen und Masken nichts. Simura lauschte in die Weite des Äthers hinaus nach dem Namen der jungen Frau.
„Lillie!“ , rief sie mit sanfter Stimme in die Dunkelheit. „Lillie, ich weiß, du hast schreckliche Schmerzen miterleben müssen und bist deshalb aus deinem Körper geflohen. Komm zurück! Körper können repariert werden, doch das gebrochene Herz deines Geliebten kann ich nicht heilen!“
Ein Schemen schälte sich aus der Schwärze und formte sich langsam zu einem schmalen, jungenhaften Frauenkörper. Lillie blieb substanzlos. Sie wurde noch in dieser Sphäre zurückgehalten.
„Ich kann nicht“ , flüsterte sie.
„Meine Liebe, du kannst“, widersprach Simura ihr.
„Nein. Ich habe sie alle im Stich gelassen.“
„Deshalb komm zurück.“
„Ich kann nicht. Malik, mein Kind, Ivy, Ash, Queen, Cam, Flex, Rost, Rock, Mythos … alle.“
Queen? Mythos? Kann es sein? Lillie war eines ihrer Ringkinder!
Langsam dämmerte in Simura die Erkenntnis.
Sie hat ihre Freunde für diesen Mann im Stich gelassen. Sie hat sich von ihren Fesseln befreit - wie ich!
Eine Welle der Zuneigung überrollte Simura und sie trat einen Schritt auf den Schemen zu.
„Es geht nicht ...“, begann sie, doch Lillie unterbrach sie mit einem hysterischen Schrei. „Ich habe mein Kind umgebracht. Mein Kind!“ Die Erscheinung der jungen Frau verblasste immer mehr.
„Nein, Lillie. Das stimmt nicht! Du bist nicht verantwortlich für den Tod deines Kindes. Hör mir zu. Bitte!“, flehte Simura. „Du bist noch nicht gänzlich verschieden. Du kannst dich noch für das Leben entscheiden. Und mit dir wird dein Kind ins Leben zurückkommen!“ Der Schemen
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