Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
Dosen aufbewahren konnte.
Natürlich waren diese abstrusen Dinge nicht der Grund für Paeons Schnüfflerei tief unten in der Zitadelle. Er suchte nach besser verwendbareren Mitteln als getrockneten Mäuseohren. Die Ringmitglieder hatten ihm genug Salz aus der Hochebene gebracht, sodass er sich um dessen Vorrat in nächster Zeit nicht mehr kümmern musste. Was ihm jedoch fehlte, waren einige frische Katalysatoren für seine neuen Ideen. Obwohl er sich selbst für einen innovativen, kreativen Menschen hielt, war es ihm schwergefallen, noch unbenutzte Kraftquellen zu finden. Schließlich hatte er in der vergangenen Zeit über hundert Magiegleichungen erfunden, die alle unterschiedlichen Katalysatoren beanspruchten. Auch wenn seine Schüler eifrig lernten und er dank eines ausgetüftelten Lehrsystems nur wenig Unterricht selbst abhalten musste, konnte er niemandem die heikle Aufgabe, Magiegleichungen zu erstellen, übertragen. Die Magi, seine Novizen, wussten einfach zu wenig. Außerdem verlangte niemand von ihnen, dass sie Wissenschaftler waren. Sie würden auf dem Feld bestehen müssen und nicht im Labor.
Paeon gefiel sein Machtmonopol. Er wollte nicht, dass andere mit der Magie herumpfuschten, zumal sie diese nie so zu würdigen wussten, wie er es tat.
Als er dem General seine materielle Notlage geschildert hatte, erzählte ihm dieser von Kart. Und jetzt war er hier und verbrachte Stunden in der stinkenden Höhle des ehemaligen Zitadellengiftmischers. Auf dem schmalen Tisch, der jedem, der eintrat, ins Auge sprang, hatte er die Dinge ausgebreitet, die ihm nützlich erschienen: einige Mischungen, die Kart offensichtlich selbst hergestellt hatte, Pasten, gefertigt aus Algen, die aus dem tiefsten Ozean stammten und Tinkturen, die offenbar destillierte Gifte aus dem Urwald waren. Ja, das Giftsortiment Karts war beträchtlich.
Algier hatte ihm erzählt, wie sie hier die zukünftigen Ringmitglieder auf ihre Fähigkeiten getestet hatten. Anscheinend hatte Kart dem Kandidaten eine spezielle Mischung aus tödlichen Substanzen verabreicht und wenn die Verschleppten daraufhin nicht gestorben waren, dann war klar gewesen, dass sie zum Ring gehörten. Mit seinem Geschwafel bewies der General einmal mehr, wie wenig Ahnung er von Wissenschaft hatte. Sein Versuch, zu erklären, was sich in diesen Räumlichkeiten zugetragen hatte, war mehr als dürftig. Jeder noch so unbedeutende Wissenschaftler hätte gemerkt, dass das, was er von sich gab, keinen Sinn ergab. Warum dem Kandidaten solch komplizierte Gemische verabreichen? Weshalb war dies jeweils nötig gewesen? Dem General zufolge, um die Fähigkeiten der zukünftigen Mitglieder des Ringes der Gehorsamen zu aktivieren.
Stumpfsinn. Solche Talente brechen nicht einfach plötzlich hervor. Entweder sie schlummern schon immer tief in den Personen oder er hat vergessen, mir etwas zu erzählen.
Paeon räumte Reagenzgläser zur Seite, die an ihren Böden verbrannt waren. Reststücke von Kohle klebten noch darin.
Sinn für Ordnung hatte er definitiv nicht.
Der Prior Magus langte nach einem kleinen Messingglöckchen, das zum Vorschein gekommen war. Seltsame Runenzeichen schlängelten sich im Metall, die er genauer in Augenschein nehmen wollte. Plötzlich spürte er, dass ihn jemand beobachtete. Langsam wandte er sich um. Am Ende des Ganges stand eine Person in gekrümmter Haltung.
„Wer seid Ihr und was macht Ihr hier?“, rief Paeon und stellte das Glöckchen zurück. Dabei stieß er versehentlich die Reagenzgläser an, die zu Boden purzelten und eins nach dem anderen zerbrachen. Das helle Klirren störte die Stille, die in diesem düsteren Raum herrschte.
Die Gestalt regte sich ein wenig.
„Hallo?“ Paeon machte einen großen Schritt, um nicht in die Scherben zu treten und ging auf die Person zu.
Sieht nicht aus wie ein Militärangehöriger. Aber was hat er hier dann zu suchen?
„Seid Ihr ein Diener? Ich brauche nichts!“, rief er. Je näher er dem Eindringling kam, desto deutlicher erkannte er, dass ein Greis am Ende des Ganges auf ihn wartete. Als Paeon nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war, hob dieser seinen Kopf. Aus leeren Augenhöhlen starrte er dem Prior Magus entgegen.
„Leben. Leben“, nuschelte der Alte.
„Was sagst du da?“ Paeon war stehen geblieben.
Er ist dement. Aber das erklärt noch lange nicht, was er hier zu suchen hat. Und was ist mit seinem Gesicht? Und seinen Händen, Armen und der Brust? Sind das Narben?
Fein wie ein sorgfältig
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