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Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)

Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)

Titel: Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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gesponnenes Spinnennetz breiteten sich zahllose Narben über die gesamte Hautfläche des Greises aus.
    „Leben …“, flüsterte der fremde Mann erneut und plötzlich rief er: „Hunger!“ Er machte einige torkelnde Schritte auf Paeon zu, der in der engen Gasse keine Möglichkeit zum Ausweichen hatte. Er blieb stehen und wartete, bis der Alte ihn erreicht hatte.
    Beißender Schweißgeruch stieg ihm in die Nase. In diesem Moment war er froh, dass er so lange in seinen Höhlen auf der Insel experimentiert hatte. Der üble Mief entlockte ihm bloß ein kleines Zucken der Mundwinkel.
    „Ich habe noch Reste vom Mittagessen übrig. Dafür müssen wir aber nach vorn gehen “, meinte er betont deutlich.
    Er zeigte in die entsprechende Richtung, doch da kam ihm in den Sinn, dass der Mann vor ihm ja blind war, also packte er diesen sanft an der Schulter und dirigierte ihn aus dem Gewirr der Regale hinaus.
    Ein Wunder, dass er überhaupt hier hineingefunden hat.
    Sie gelangten zum Tisch, auf dem neben all den potenziellen Katalysatoren eine Platte lag. Eine angebissene Wurst, eine halbe Brotscheibe, Käse, Zwiebelringe und eine großzügige Portion Senf – die Paeon die Tränen in die Augen getrieben hatte, obwohl er angenommen hatte, dass seine Geschmacksnerven mittlerweile tot seien – waren von seinem Mittagessen noch übrig geblieben.
    Der Mann stürzte sich so schnell es sein hohes Alter zuließ auf die Überreste. Zuerst vertilgte er die Käsespäne. Dann, ein wenig gesitteter, nahm er das Brot, schmierte mit seinen dreckigen Fingern den scharfen Senf darüber und pflanzte schließlich noch die Zwiebelringe darauf.
    „Achtung, das könnte ...“, begann Paeon.
    Doch da hatte der offenbar Halbverhungerte schon herzhaft zugebissen.
    „ ...eventuell scharf werden“, seufzte Prior Magus. Er beobachtete den Mann weiter; halb belustigt, halb ungläubig. Dieser Greis führte sich auf wie ein wildes Tier. Als er schließlich das Brot verdrückt hatte, wobei er einige Male ein wenig gehechelt hatte, wandte er sich der Wurst zu. Er hob sie zum Mund, verharrte jedoch mitten in der Bewegung. Plötzlich schien er sich Paeons Präsenz wieder bewusst zu sein.
    „Mach ruhig weiter. Ich kann warten“, ermutigte ihn Paeon. Aber der Alte ließ die Wurst sinken und wandte seinen Kopf mit den leeren Augenhöhlen dem Prior Magus zu.
    „Leben.“
    „Ich weiß. Das hast du vorher schon gesagt.“
    „Nein, du bist Leben“, sprach er und ein leicht störrischer Unterton schwang in seiner Stimme mit.
    „Wie meinst du das?“, wollte Paeon wissen. Er konnte sich keinen Reim auf das Gesagte machen.
    „Ich sehe. Ich sehe, was ein jeder ist. Und du bist das Leben. Du gibst Leben. Die Quelle des Lebens. Das bist du.“
    „Wie meinst du das?“, wollte Paeon verwirrt wissen.
    „Wie, wie, wie! Da gibt’s kein Wie! Du bist, was du isst. Du bist Leben! Du bist die Quelle.“
    „Was ist mit dem Leben? Was soll ich sein?“ Obwohl sich Paeon als geduldiger Mann einschätzte, fühlte er, wie ihm allmählich der Geduldsfaden riss.
    „Was, was. Yann hat Hunger. Immer. Niemand gibt ihm zu essen. Immer ist er in Dunkelheit. Isst immer Dunkelheit. Niemals Wurst und Käse. Manchmal, dann kommen sie und Yann muss sehen. Er sieht: Feuer, Wasser und Schatten. Ja, Schatten hat er gesehen.“ Der alte Mann, Yann, wie Paeon nun annahm, verstummte.
    Ein Gedanke kam ihm, doch er verschwand wieder, bevor er ihn zu fassen vermochte. Yann begann, die Wurst zu essen. Er schmatzte laut und gab dabei zufriedene Geräusche von sich.
    Paeon wartete, bis er damit fertig war und fragte dann vorsichtig: „Gehörst du dem Militär? Was haben sie mit dir gemacht?“
    Bei der Erwähnung des Militärs sackte Yann wie von einem Hieb getroffen in sich zusammen. Er landete auf seinen Knien und begann zu jammern.
    „Du bist Leben, reicht dir das nicht? Reicht dir das nicht!“, schrie er verzweifelt.
    „Ich versteh dich nicht. Ich weiß nicht was du ...“, setzte der Prior Magus an.
    „Leben. Leben. Leben“, nuschelte Yann und wurde immer leiser. Dann hob er wieder den Kopf und fragte mit klarer Stimme. „Kannst du mich umbringen?“
    Ossian stand in der Mitte eines riesigen Mosaiks. Dieses beherrschte das Zentrum eines großen Versammlungsraumes. Garnet hielt sich zu seiner Linken auf. Im Raum war es still. Ossian wusste, dass sie nichts tun konnten, um den Rat zu einem schnelleren Urteil zu bewegen. Seinem Cousin hingegen schien es schwerer zu fallen, ruhig zu

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