Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)

die Ebene einst viel größer gewesen war. Doch dann hatten die Bewohner des Plateaus den Zorn der Götter durch einen Frevel auf sich gezogen und nun stürzten täglich Teile des Plateaus ins Meer hinunter, bis schlussendlich einmal nichts mehr von der Ebene übrig sein würde. Rock glaubte nicht jedes Wort dieser Legenden, doch er war gescheit genug, in ihnen ein Körnchen Wahrheit zu vermuten. Wahrscheinlich hatte es in der Geschichte einmal einen schlimmen Felssturz gegeben. Das wäre nichts Ungewöhnliches und hätte die abergläubigen Menschen ausreichend eingeschüchtert, um dahinter den Zorn der Götter zu vermuten.
    Vielleicht können wir uns einmal bei den Klippen genauer umsehen, um die Wahrheit herauszufinden.
    Doch seine Hoffnung war nicht groß. Wenn sie nicht entsprechende Befehle bekamen, würde sie nichts in den entlegenen Winkel des Reiches führen, das war ihm klar.
    „Wir erreichen in Kürze unser Ziel. Wie euch bekannt ist, wissen wir nicht, was wir bei der Mine vorfinden werden. Wenn wir Glück haben, ist sie nicht in Sichtweite des Dorfes, sodass wir es nur mit den dortigen Arbeitern zu tun haben. Sie werden vielleicht einige Wächter aufgestellt haben, doch wie ich hörte, sind ihre Waffen äußerst primitiv. Also geht es für uns vor allem darum, schnell und effizient zu arbeiten. Tötet jeden, der euch den Gehorsam verweigert oder versucht, zu entkommen. Ich will so schnell wie möglich wieder abflugbereit sein.“
    Mythos Stimme in seinem Kopf verstummte wieder und Rock spähte hinunter auf die Ebene. Hie und da hingen niedrige Wolkenfetzen in der Luft. Noch hatte er kein Zeichen von Zivilisation erkennen können, doch vielleicht flogen sie noch zu hoch. Rock hatte gehört, dass die Menschen hier in einfachen Zelten und Schneehäusern hausten. Noch war der große Winterniederschlag nicht gefallen. Trotzdem waren weite Teile des Gebietes unter den Ringmitgliedern von einer weißen Schicht gefrorenen Wassers überzogen.
    „Runter.“
    Rock schlüpfte aus seinen Handschuhen und griff nach den Zügeln. Er zog leicht daran und rief: „Daon, Best!“
    Beinahe simultan tauchten die Tamarche ab. Als sie schließlich den eisigen Untergrund berührten, bebte die Erde. Wie ein Mann sprangen die Ringmitglieder von den Rücken ihrer Flugtiere und schwärmten aus. Minenarbeiter, die sich gerade im Freien aufgehalten hatten, starrten sie an, als wären sie Götter, die vom Himmel gefallen waren. Erst als sie die Waffen bemerkten, wurden sie sich ihres Irrtums bewusst.
    Rock riss sich die dicke Kleidung vom Leib, sodass er nur noch mit einer Lederhose und einem feinen Leinenhemd bekleidet war. Er griff nach der Axt, die er auf seinen Rücken geschnallt hatte, und entfernte bedächtig den ledernen Klingenschutz. Er atmete tief ein. Ein Augenblick genügte ihm, um sich einen Überblick zu verschaffen. Er wusste, was er tun musste. Sie hatten ihre Aufgaben schon zu Beginn des Ausfluges festgelegt. Er verfiel in einen Trab und schwang seine Waffe gegen den Ersten, der ihm im Weg stand. Blut und Innereien spritzten heraus, als der Mann zu Boden ging. „Ich will mit jemandem reden, der hier das Sagen hat!“, herrschte Mythos die Minenarbeiter an.
    Die Männer und Jungen starrten die Fremden entgeistert an. Dann bewegte sich ein junger Mann. Er schien nicht mehr als Haut und Knochen zu sein, trotzdem schaffte er es, den schweren Hammer, den er in der Hand hielt, zu schwingen. Er trabte auf Rock zu, der nicht einmal mit der Wimper zuckte, einen Schritt zur Seite trat und dem Jungen dann das Schneideblatt seiner Axt in den Rücken trieb. Dieser ging mit einem Schrei zu Boden. Rock bemerkte, dass auf dem nackten Oberkörper des Mannes Schweißperlen glitzerten, die nicht von dem kurzen Sprint stammen konnten. Der Tempelbewohner riss die Axt wieder heraus und trennte dann sauber den Kopf von dessen Körper, da sein Opfer noch gelebt hatte. „Mythos, es ist heiß dort drin!“, rief er. Der Anführer des Ringes der Gehorsamen nickte und fragte dann noch einmal mit Nachdruck: „Wer will mit mir reden?“
    Niemand rührte sich. Ash machte einen Ausfallschritt, ließ ihre Hände nach vorne schnappen und schoss einen Feuerball auf eine Gruppe Männer. Der Ball explodierte mitten zwischen den Körpern und zerriss sie mit solch einer Kraft, dass ihre Gliedmaßen mehrere Schritte weit flogen.
    „Wir können so weitermachen, den ganzen Tag.“ Mythos lächelte träge.
    Da trat ein Mann hervor. Cam wirbelte herum, um