Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
Flügeltür sowie ein Fallgitter versperrten des Nachts und in Krisensituationen den Eingang. An diesem Morgen war alles ruhig und die beiden Soldaten boten den einzigen Schutz für den Einlass. Hinter der Mauer befand sich die Wachstube. Vier weitere Männer saßen darin und verpflegten sich gerade. Als sie aufstehen wollten, um zu salutieren, winkte der General mit einer Hand ab. „Ich will euch nicht bei eurer Pause stören, Männer. Wir sind bloß auf der Durchreise.“
Zwei der Vier grinsten erleichtert und wandten ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Essen – Schwarzbrot und rotem Trockenfleisch – zu. Die beiden anderen schienen sich in ihrer Haut nicht wohlzufühlen und verharrten in einer halb sitzenden, halb stehenden Position, bis die beiden Herren den Raum wieder verlassen hatten.
„Wir werden nur Mythos besuchen. Solange alle ohne Bewusstsein sind, sind sie in den Gästezimmern des Palastes gut aufgehoben. Wenn wir zu viele aufsuchen, beginnen sich die Leute Gedanken darüber zu machen, warum ich so an ihnen interessiert bin. Das wollen wir vermeiden. Mythos’ Besuch rechtfertigen wir damit, dass er ein Cousin zweiten Grades von mir ist. Diese Erklärung habe ich schon einige Male benutzt und langsam sollte sie plausibel wirken.“ Voltan hatte im Flüsterton gesprochen, während sie eilig durch die Gänge des Militäreinganges gingen. Jedes Mal, wenn ihnen jemand entgegenkam, verstummte er. Zu ihrem Glück war an diesem Tag nicht viel los und sie kreuzten nicht oft den Weg anderer Soldaten.
Der Eingang zum inneren Bezirk des Palastes war ebenfalls bewacht. Im Sitz des Hochkönigs trugen die Wachen eine etwas andere Uniform als die anderen Soldaten. Die schwarzen Umhänge und Livreen besaßen einen goldenen Saum. Früher einmal hatte der Hochkönig eigene Leute gestellt, die für die Sicherheit im Palast verantwortlich gewesen waren. Doch irgendwann – das war lange vor General Voltans Zeit gewesen – hatte das Militär diese Aufgabe übergenommen. Nur die Uniform hatten sie beibehalten, damit sich die Hochkönige nicht eingeschränkt und überwacht fühlten. Obwohl es noch Morgen war, trafen sie viele Bedienstete an, sobald sie sich innerhalb des hochköniglichen Traktes bewegten. Da Paeon davon ausging, dass noch kein Adeliger freiwillig auf den Beinen war, zögerte sich sein erster Kontakt mit einem Blaublütler noch ein wenig hinaus. Es war schwierig, die Orientierung zu behalten, weil sie so oft in neue Gänge einbogen und die Ebenen wechselten. Der General ging zügig und ohne zu zögern. Erst vor einer dunklen Holztür blieb er stehen. Sie wurde nicht bewacht und deshalb öffnete er sie einfach, trat hindurch und winkte Paeon mit sich. Drinnen saßen zwei Bedienstete. Als der General eintrat, sahen sie überrascht auf. Die Frau legte hastig ihr Strickzeug weg, das sie in den Händen gehalten hatte, und stand auf.
„Guten Morgen, Sir!“, grüßten die beiden im Chor - Paeon nickten sie zu, unsicher, wie sie ihn ansprechen sollten, da er weder wie ein Militär noch wie ein Adeliger aussah.
„Was habt ihr hier drinnen zu schaffen?“, fragte General Voltan scharf.
Der junge Mann, breitschultrig und hochgewachsen, trat vor und verbeugte sich tief. „Uns ist aufgetragen worden, den Patienten zu beobachten und jede Veränderung seines Zustandes sofort zu melden. Der Hochkönig selbst hat uns dies aufgetragen, Sir.“
Während Algier mit den beiden über den Gesundheitszustand des Bettlägerigen sprach, näherte sich Paeon unauffällig dem Krankenlager. Der Mann in den Laken wirkte so, als ob er schlief.
So sieht der berüchtigte Anführer des Ringes der Gehorsamen aus?!
Paeon sah nicht mehr als einen hageren Mann, der um die fünfzig Jahre zählen musste. Er hatte kurzes, schwarzes Haar, das grau meliert war und ein eher rechteckiges Gesicht mit scharfen Zügen. Seine Haut war von einem gesunden Braunton, als ob er sich viel an der Sonne aufhalten würde.
Mythos lag ruhig da, nicht einmal seine Augäpfel bewegten sich unter den Lidern. Paeon hob eine knochige, schmalgliedrige Hand und legte zwei Finger an den Hals des Bewusstlosen, um seinen Puls zu fühlen. Er war da, kräftig und regelmäßig. Auch die Atmung schien normal zu funktionierten.
Paeon besann sich auf seine Medien, mit denen er den Gedankenaustausch ausprobiert hatte.
Die lagen im Koma. Nummer drei und vier waren das, glaube ich. Sahen genauso aus. Niemand fällt aber einfach so ins Koma. Es braucht einen Auslöser. Was
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