Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
es wohl war? Ein Schock, der alle Neun erfasst hat? Wart einmal! Hat Algier nicht gesagt, sie hätten besondere Kräfte? Vielleicht … ja, das muss es sein. Sie können per Gedanken miteinander kommunizieren und irgendetwas ist schief gelaufen – ein Impuls, der zu stark war, vielleicht. Er hat sie alle von den Füßen gerissen. Ihre Geister sind vom Körper getrennt worden. Wenn ich es schaffe, die beiden Enden wieder zu verknüpfen, dann sollte es gehen.
„General, ich kann tatsächlich helfen“, hörte er sich sagen und war nicht minder erstaunt über diese Tatsache als Algier Voltan.
Lieutenant General Grimm hatte sich noch am selben Morgen auf den Weg gemacht – nicht besser gelaunt, doch pflichtbewusst, nichtsdestotrotz.
Von Karma aus trat er die Reise zum Festland an, die dreizehn Tage dauerte. Sein Schiff fuhr nach Hamdtha, eine weitere Hafenstadt am Binnenmeer. Auch wenn er sich beeilte, die Reise nach Vanaïr währte weitere neun Tage. Der Minias-Kanal, der von Hamdtha nach Vanaïr führte, war der schnellste Weg, um an den Ozean zu gelangen. Geschwindigkeit war das Wichtigste, darum war der Lieutenant General leicht unterwegs. Er hatte zwanzig Soldaten bei sich sowie einen Pagen, der für seine persönlichen Bedürfnisse zur Verfügung stand. Das Schiff besaß eine lange, schlanke Form und verfügte über Ruder und Segel. Weil es zudem das Gefälle ausnutzen konnte, brachte es die Windblüte auf ein beachtliches Tempo.
Magnus hielt sich die meiste Zeit unter Deck auf, weil es draußen klirrend kalt war. Während in Karma schönes Wetter herrschte, wurde es mit jedem weiteren Reisetag gen Nordosten düsterer und unbeständiger. Wann immer sich der Lieutenant General dazu gezwungen sah, an Deck zu gehen, legte er sich einen schweren Bärenfellmantel um.
Während der Tage auf dem Binnenmeer und dem Kanal beschäftigte er sich mit Schreiben. Sorgfältig und detailreich schilderte er in seinen Berichten, die er in der dritten Person verfasste, was er in den vergangenen Wochen erlebt hatte. In der letzten Zeit war er damit ein wenig in Verzug geraten, weswegen er froh war, das Aufgeschobene nachholen zu können. Nach insgesamt zweiundzwanzig Tagen kamen er und hundertvierundzwanzig Seiten Bericht in der Bucht von Vanaïr an. Es war ein grauer Tag, an dem es nie richtig hatte hell werden wollen. Vom Meer her fegten Böen über die Stadt und brachten ein Gemisch aus Regen und Schnee mit sich. Obwohl das taubengraue Wasser des Kanals ins Meer floss, kräuselte sich dessen Oberfläche, sodass es aussah, als ob es in den Kanal zurückfließen würde.
Ein Besatzungsmitglied sprang auf den Landungssteg und vertäute das Schiff fest an einem Pfeiler. Magnus war froh, von dem unruhigen Untergrund herunterzukommen.
Nachdem all sein Gepäck und seine Männer neben ihm standen, entfernte er sich vom Kanal. Vanaïr war eine kleine Stadt. Hier an den Docks befanden sich hauptsächlich Lagerhäuser, in der die angelieferte Ware ein vorübergehendes Zuhause fand. Daneben gab es einige Tavernen, um das immer durstige Seevolk zu versorgen. Die Kaserne und Wohnhäuser befanden sich weiter hinten in der Bucht. Lieutenant General Grimm schickte fünfzehn Soldaten und seine Habe zur Kaserne und nahm nur seinen persönlichen Pagen und fünf Männer als Begleitschutz mit. Sein Ziel war der Gewürzkeller , der angesehenste Gasthof der Stadt.
Der befehlshabende Hauptmann hatte ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass er den Sprecher der fremden Händler dort einquartiert hatte. Der Rest der Mannschaft sowie die Tiere, die sie mitgebracht hatten, befanden sich noch an Bord. Es war allen verboten, an Land zu kommen, solange der Lieutenant General sich nicht mit ihrem Sprecher – der ebenfalls schwer bewacht wurde – unterhalten hatte.
Als sie die Straße am Hafen entlanggingen, warf Magnus einen Blick hinaus auf das aufgewühlte Wasser. Das Schneegestöber verhinderte, dass man die fünf Kähne sehen konnte. Grimm hätte sich gerne vergewissert, ob die Kreaturen auf den Schiffen dieselben waren wie jenes, welches er am Strand gefunden hatte. Wenn dies der Fall war, dann war es ein Zeichen der Götter. Bei Thion, dies würde sein Schicksal sein. Er würde als der junge, ambitionierte Lieutenant, der schließlich Hochkönig wurde, in die Geschichte eingehen.
Da ihm dieser Anblick nicht vergönnt war, konzentrierte er sich auf seine Begegnung mit dem Fremden. Der erste Eindruck, den er bei diesem vermittelte, war wichtig.
Vor
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