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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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selbst die Kämpfe leitete. Und als der Deutsche Roms gefährlicher Sommerhitze entfloh, raffte den weitaus größten Teil seiner zurückgelassenen Besatzung eine Seuche dahin, vielleicht unter Mitwirkung von Gift, wie eine Quelle vermutet.
    Scheinbar stand Heinrichs Sache nicht gut. Doch ging in der Stadt, wo allmählich der Hunger grassierte, auch das Geld des Königs um. Der griechische Kaiser Alexios I., der Entlastung gegenüber den Normannen erhoffte, hatte dem Salier Geschenke, Waren und die gewaltige Summe von 144000 Denaren geschickt, eine noch größere angekündigt. Der römische Adel wankte, und die meisten Kardinäle, dreizehn an der Zahl, fielen vom Papst ab, der in immer größere Schwierigkeiten geriet. Dabei ließ er sich, peinlich genug, von seinem eigenen Anhang in der römischen Aristokratie vierzig Geiseln stellen, ohne doch die wachsende Abtrünnigkeit stoppen zu können. Auch dem Klerus nötigte er bindende Eidschwüre ab, den Geistlichen niederer Grade ebenso wie den Kardinalbischöfen, die er durch bewaffnete Haufen unter Druck setzen ließ. Niemand sollte von seiner Seite weichen, niemand zu Heinrich und Wibert übergehen.
    Am 21. März 1084 aber öffneten sich dem König, der nach dreijähriger Belagerung bereits verzagte, Rom einzunehmen, die Tore, die eigentliche, die linksseitige Stadt mit dem Lateran, was ihm selbst wie ein Wunder erschien. »Denn als wir, schon daran verzweifelnd, Rom zu gewinnen, in der Richtung nach Deutschland zurückgehen wollten, siehe, da baten die Römer durch Abordnung von Boten, daß wir nach Rom hineinkommen möchten, und versprachen, in allen Dingen uns gehorsam sein zu wollen, was sie auch gethan haben. Denn mit der größten Freude nahmen sie uns beim Einzuge auf; mit dem größten Eifer haben sie uns geholfen, indem sie bei uns aushielten, so daß wir im Herrn mit Zuversicht sagen können, daß ganz Rom in unserer Hand ist, mit Ausnahme jenes Castells, in dem Hildebrand eingeschlossen steckt, nämlich im Hause des Crescentius.«
    Auf einer königlichen Synode wurde der zwar geladene, doch nicht erschienene Gregor, der sich nur noch in der Engelsburg halten konnte, als Hochverräter abgesetzt und exkommuniziert, bald darauf, am Palmsonntag dem 24. März, Wibert, Clemens III., inthronisiert, und schließlich an Ostern dem 31. März Heinrich IV. (samt Gattin Berta) feierlich zum Kaiser gekrönt. 74
    Aber nach wenigen Wochen schon standen in Rom die Dinge wieder ganz anders.
    Robert Guiscard, inzwischen zurückgekehrt, folgte nun einem der päpstlichen Hilferufe, folgte um so lieber, als er selbst die Ausdehnung der deutschen Macht in Italien nicht wünschen konnte. Mit einem gewaltigen, auf dreißigtausend Fußsoldaten und sechstausend Reiter geschätzten Heer, Normannen, Kalabresen, Moslems, rückte der Herzog in Eilmärschen zum Entsatz heran. Der Abt von Monte Cassino übermittelte, echt pfäffisch, Gregor die Freudenbotschaft und warnte zugleich den Kaiser, der darauf Rom mit seinem Papst am 21. Mai räumte. Nur drei Tage später trafen die Normannen ein, beobachteten drei Tage die Stadt und nahmen sie am 28. Mai. Sie befreiten Gregor aus der Engelsburg und warfen sich ihm dann im Lateran ergebenst zu Füßen.
    Freilich kam mit der Befreiung auch die Katastrophe. Und welche Katastrophe! Rom wurde viel schlimmer ausgeraubt und verheert als einst von den Wandalen; gar nicht zu reden von der vergleichsweise harmlosen Plünderung 410 durch die Westgoten unter Alarich, als Kirchenlehrer Hieronymus schon schrie: »Die Welt geht unter« (Orbis terrarum ruit: II 34 ff.).
    Nein, nie zuvor wurde Rom ähnlich barbarisch heimgesucht. Gregors katholische Befreier behandelten die Bürger derart, daß sich diese am dritten Tag so verzweifelt auf sie stürzten, daß selbst tausend eilends von außen herangeführte Reiter die Situation nicht meistern konnten, bis der Herzog die Häuser in Flammen setzen ließ und zwei Stadtteile niederbrannten – das Marsfeld vielleicht bis zur Brücke Hadrians, das Viertel vom Lateran bis zum Colosseum –, ein einziger Sturm aus Blut und Feuer, und alles ad maiorem Dei gloriam. Viele Kirchen, Säulenhallen, Paläste hatten bereits Heinrichs Attacken beschädigt oder zerstört. Nun aber ging weit mehr an unersetzlichen Monumenten zugrunde. Das letzte Gold wurde aus den Kirchen geholt. Mord und Plünderung, Nonnen und junge Frauen ringsum vergewaltigt, wobei die Opfer, wie es heißt, vom Herzog selbst befohlen, mit auf dem Rücken

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