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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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beehrte mal eine Abtei, feierte das Fest der Thebäischen Legion, machte mitunter einen reichen Raubzug, stimmte dann »mit Geistlichkeit und allen Truppen laut Christi Lob an« und verwüstete wie üblich »alles ringsum« (Thietmar). Vor Posen erlitt sein Heerbann aus dem Hinterhalt weitere beträchtliche Einbußen. Und so beendete er, ohne Boleslaw zur Huldigung zwingen zu können, in Posen das Unternehmen. Heinrich, verrät der Quedlinburger Annalist, habe die Leichen der Seinigen heimgebracht und einen »unguten Frieden«, und vielleicht ist ebendeshalb nichts weiter darüber bekannt.
    Posens Bischof Unger aber, ein Deutscher, schrieb Polens Rettung dem Beistand neuer Märtyrer, der »fünf heiligen Brüder« zu, die zumindest ihn selbst schon bald nicht mehr schützten. Denn 1007 internierte ihn Heinrich bis zu seinem Lebensende in Magdeburg, währenddessen Erzbischof Tagino, ein enger Vertrauter des Monarchen seit ihrer gemeinsamen Erziehung im Regensburger Fälscher-Kloster (S. 194) St. Emmeram, Posens Eingliederung in die eigene Kirchenprovinz mittels Fälschungen betrieb, und dies offenbar in Absprache mit dem hl. König.
    Nach dem ersten Polenkrieg aber ließ Heinrich in Merseburg – mit 25 Aufenthalten seine Hauptpfalz – den Vasallen Brunkio und in Fallersleben auch einige seiner vorzüglichsten slawischen Gegner samt Anhang hängen. »Sein heiteres Antlitz«, rühmt ein zeitgenössisches Klagelied auf seinen Tod, »verkündete die Güte seines Herzens.« War doch, wissen Vogels bischöflich approbierte »Heiligen Gottes« (»Mit zur Nachfolge ermunternden Lehrstücken« und geistlichem Deutsch), »sein ganzes Leben heilig und eine beständige Vorbereitung zum Tode« – vor allem »zum« Tod anderer.
    Bereits zwei Jahre nach dem Friedensschluß, als Boleslaw versuchte, die Liutizen, so Thietmar, »mit Worten und Geld« auf seine Seite zu ziehen, begann Heinrich 1007 den zweiten, sechs Jahre dauernden Polenkrieg. Er kündigte den Friedensbund auf, und Boleslaw erklärte dem königlichen Gesandten, dem Markgrafen des Milzenerlandes, Hermann (Ehemann der Boleslaw-Tochter Reglindis): »Christus, der Allwissende, sei mein Zeuge, daß ich ungern tun werde, was ich tun muß!« Und verheerte die Magdeburger Gegend, schlug die Einwohner tot oder nahm sie gefangen, schleppte sie in Ketten fort.
    Dabei hatte man ihn gerade erst ein, zwei Jahre zuvor in Magdeburg ins Domkapitel aufgenommen, mit ihm »fraternitas« geschlossen, Verbrüderung. Jetzt führte der dortige Erzbischof Tagino den militärischen Gegenstoß, ein Mann, der täglich die Messe las und den Psalter sang, überhaupt wie »ein echter Mönch« lebte (Thietmar), was nicht leicht nachvollziehbar ist. Denn Erzbischof Tagino erscheint eher hochfahrend, liebte Vornehme (deren Präbenden, Geldzahlungen, er erhöhte) und hielt geringe Männer von sich fern.
    Als Günstling Heinrichs II. weilte er häufig am Hof, dort gern zu Beratungen hinzugezogen und mindestens acht Königsurkunden erhaltend, darunter, neben mehreren Burgen (Arneburg, Prettin), den Königshof und das Kastell Frose bei Calbe; wenn auch solche Schenkungen dem Erzstift mehr Pflichten aufhalsten, Pflichten vor allem stets gefechtsbereiter Art. Wurde ja gerade unter Tagino, den die Kriegführung im Osten stark, beinah ständig beanspruchte, Magdeburg »aus einem Missionszentrum zu einem Mittelpunkt des militärischen Widerstandes gegen Polen«. »Andere Gebiete seiner Tätigkeit treten aus den Quellen weniger klar entgegen« (Claude).
    Doch schätzte der Erzbischof, der des Königs volles Vertrauen besaß, die von Polen drohende Gefahr geringer ein, benahm sich auch entsprechend zweideutig, was den deutschen Widerstand zweifellos schwächte. Wie überhaupt der zweite Polenkrieg, in dem Boleslaw bis zur Mittelelbe vordrang, auch das hochwichtige Bautzen nahm, für Heinrich weit ungünstiger noch als der erste verlief. Dies schon deshalb, weil die Sachsen wenig Lust dazu zeigten und deutlich zögernder operierten, zumal sie glaubten, der König habe den Krieg mutwillig begonnen. Und sie waren ja selbst durch Fehden zwischen weltlichen und geistlichen Herren zerrissen.
    Auch agierte man, ganz friedlich noch auf eigenem Boden sich bewegend, mitunter fast schon wie in Feindesland. So etwa 1010 beim Aufbruch gegen Polen in Belgern (bei Mühlberg rechts der Elbe), auf einem Gut des Markgrafen Gero II. von der sächsischen Ostmark. »Wir alle«, notierte seinerzeit Thietmar, »ich darf keinen

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