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Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 08 - Das 15 und 16 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Jungingen dem Polenkönig Jagiello offiziell den Krieg, die Ordensheere rücken verheerend über die Grenzen, Burg Dobrin geht in Flammen auf, Burg Bebern, die Kastelle Zempelburg und Kammin des Erzbischofs von Gnesen brennen. Auch Bromberg wird eingeäschert. Und auf der andern Seite brandschatzt Großfürst Witold von Litauen das Land, berennt und kassiert er Burgen seinerseits. 41
    Dazwischen scheitert ein Schiedsspruch König Wenzels. Die Gegner rüsten fieberhaft, dringen auf Verstärkung. Der Hochmeister befiehlt dem Meister von Livland sofortige Unterstützung. Auch die Bischöfe von Livland, Reval, Kurland, Ösel sollen Truppen nach Preußen werfen, viele Söldner kommen aus Deutschland. Und am 15. Juli 1410 treffen die verfeindeten Christen zwischen Tannenberg und Grunwald/Grünfelde aufeinander, (daher spricht die polnische Geschichtsschreibung von »Grunwald«): da die vermutlich knapp 15000 Mann starke Ordensstreitmacht unter Hochmeister Ulrich von Jungingen und den verbündeten Herzögen von Pommern; dort die polnisch-litauische Armee mit geschätzten 20000 Kriegern unter König Wladislaw II. Jagiello von Polen und seinem Vetter Großfürst Witold von Litauen, zwischen denen es nicht immer so harmonisch zugegangen war.
    Jagiello, 1377 Großfürst von Litauen geworden, hatte zunächst mit seinem Onkel, dem Großfürsten Kynstute (Kejstut), gemeinsam regiert, bis er ihn vertrieb und Kynstute Mitte August 1382 eines mysteriösen Todes starb, ermordet vielleicht vom Neffen, was umstritten ist. Am 15. Februar 1386 jedenfalls hatte Jagiello sich in Krakau taufen lassen, den Namen Wladyslaw angenommen, am 18. Februar Hedwig, die Tochter Ludwigs des Großen von Ungarn und Polen, geheiratet und am 4. März auch die polnische Krone empfangen. Seinem zweimal nach Preußen geflohenen gleichaltrigen Vetter Witold, Kynstutes Sohn, erlaubte er seit 1392 die Herrschaft über Litauen, wo von ihm selbst 1387 mit der Gründung des Bistums Wilna und der Errichtung der ersten sieben Pfarrkirchen das Christentum eingeführt worden war.
    Nun, im Sommer 1410, zog Polenkönig Jagiello bei Tannenberg in eine der größten Feldschlachten des Mittelalters, und seine Heerscharen sangen zum Auftakt des Gemetzels das alte polnische Marienlied »Boga Rodzicza« – es schien aber vorerst nicht sehr hilfreich.
    Die Ordensritter dagegen, denselben himmlischen Geistern verbunden, zumal, gemäß ihrem votum castitatis, »ihrer himmlischen Dame Maria« (was sie nicht abhielt, in meiner Sexualgeschichte nachzulesen, alles zu vögeln, von Ehefrauen über neunjährige Mädchen bis zu, nicht grundlos vermutet, weiblichen Tieren), die vitalen Ritter hatten den Erfolg zunächst auf ihrer Seite. Sie warfen das litauische Kontingent zurück, Hochmeister Ulrich von Jungingen durchbrach dreimal die polnische Schlachtreihe, die Ordenstruppen intonierten bereits den Siegeschoral »Christ ist erstanden«, da zeigte sich, daß Christ, zumindest diesmal, auf der andern Seite stand, wo der Polenkönig frische Truppen ins Gefecht warf, während der Hochmeister nichts mehr dagegenzustellen hatte; und da ihn auch der kulmische Adel verläßt, ist die Katastrophe komplett. Ulrich von Jungingen segnet das Zeitliche, auch alle Großgebietiger, bis auf einen, kommen um, dazu elf Komture und der größte Teil der Ordensritter, zweihundertundfün f. Insgesamt liegen vier- bis fünftausend Leichen auf der Walstatt, und Dutzende eroberter Ordensbanner stehen bald im Krakauer Dom. 42
    Augenblicklich unterwirft sich nahezu das ganze Land. Fast alle Burgen, Städte, auch die vier Bischöfe des Ordensstaates mit ihren Bistümern (seit 1243) Kulm, Pomesanien, Ermland und Samland huldigen dem Polenkönig, der nun das Ordenshaupthaus einkreist, die »Königin der Landesburgen«, die Marienburg. Mit einem Teil des geschlagenen Heeres hält sie Graf Heinrich von Plauen, der (spätere) Nachfolger des gefallenen Hochmeisters, bis zum Abzug des Polen, dessen Krieger und Pferde eine Seuche dezimiert, auch Lebensmittel-, Futterknappheit und ringsum anrückender Entsatz bedroht. So marschiert er heimwärts, verheerte Felder hinter sich, vernichtete Ernten, geschleifte Städte, auch die Stadt Marienburg, sie allerdings schon von Heinrich von Plauen selbst, sozusagen vorsorglich, dem Erdboden gleichgemacht.
    Und so schnell wie es den Orden verraten hat, wendet sich das Land ihm jetzt wieder zu. Er kommt auch 1411 im Ersten Frieden von Thorn glimpflich davon, zumal territorial

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