Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt

Titel: Kriminalpolka - Kommissar Zufall ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
begeben, doch Constanze hatte mir gesagt, dass ich zunächst den Mann kennenlernen musste, der in der Band sozusagen für alles zuständig war, was sich auf der Bühne, davor und dahinter abspielte.
    Er würde mir die Noten geben, Trachtenweste und Schlips – weißes Hemd und schwarze Hose brachte jeder Musiker selbst mit – und mich auch sonst mit den Gepflogenheiten der Band vertraut machen.
    »Ohne unseren Inspizienten geht gar nichts«, hatte sie gesagt. »Inspizient?«, fragte ich.
    »Ja. Man könnte auch Hilfssheriff sagen. Er hat ein bisschen was von Festus Hagen in ›Rauchende Colts‹. Und er ist die rechte Hand vom Chef. Pepe Plasma kann sich schließlich nicht um alles selbst kümmern. Unser Inspizient klärt ab, dass im Saal rechtzeitig das Licht ausgeht, koordiniert die Tour und legt euch die Noten aufs Pult.«
    »Also ein Mädchen für alles?«
    »Ein bisschen schon. Aber er hilft auch den Technikern beim Aufbau. Man könnte auch Roadmanager sagen.«
    Ich kannte bisher nur Roadies. Das waren echt hartgesottene Typen, Muskelpakete mit Tattoos, die locker zehn LKWs auf einmal vertilgten, 15-Tonner-Lkws fuhren und nach der Show noch die Mädels flachlegten, die den Musikanten zu nahe gekommen waren. Ich erwartete daher mindestens einen Bud Spencer oder wenigstens einen Schwarzenegger, was die Körpermaße anging, als mich Constanze hinter die Festzeltbühne zog. Zwischen einem Berg von Boxen und Kisten blieben wir stehen, als sie sagte:
    »Das ist Herr Häberle, unser Inspizient!«
    Ich sah nach vorn, doch da war keiner! Erst als ich meinen Blick zwei Etagen tiefen gleiten ließ, erblickte ich unter einer Schildmütze, die das Logo der Band trug, ein rundliches Gesicht mit schmalem Oberlippenbart. Vor mir – oder besser unter mir – stand der Klon von Klein-Helmut, dem Zirkusclown aus ›Salto mortale‹.
    1,32 Meter geballte Manneskraft hielt mir die Hand zum Gruß nach oben. Constanze, die mein Erstaunen mitbekommen hatte, flüsterte mir zu:
    »Lass dich nicht von seinem Äußeren täuschen. Er ist zwar so klein, dass er mir nicht mal ins Dekolleté schauen kann, hat aber Bärenkräfte!«
    Schon sein Händedruck gab ihr recht. Der Kleine hatte eine Pranke, in die meine Hand zweimal passte, und seine Finger umschlossen die meinen wie die Klammern einer Bärenfalle.
    »Tach!«, kam es trocken. »Der Neue, aha! Haben Sie keine Uhr? Es ist zehn nach fünf. Wir beginnen pünktlich!«
    Tolle Begrüßung, dachte ich. Ich sah zur Uhr. Tatsächlich, zehn nach fünf! Ich hatte den Beginn des Soundchecks verpasst! Doch nachdem die Bühne noch leer war, schien ich ja nicht der einzige Unpünktliche zu sein.
    »Querflöte, was? Sie sitzen dann da vorn in der ersten Reihe«, er zeigte auf die Bühne, »zwischen der Akkordeonistin und dem geschwollenen Heini. Na dann viel Spaß!«, sagte der Kleine jetzt jovial und schlug mir dabei lachend auf die Schulter – wobei er sich auf die Zehenspitzen stellen musste. »Herr Zufall, nicht wahr?«
    »Richtig. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Goliath Häberle aus Wixweiler«, sagte er, »aber die meisten nennen mich Goli! Da drüben gibt’s nachher Catering!«
    Er deutete vor die Bühne, wo ich in einem der Seitenzelte den Bratwurstgrill gerochen hatte, und drückte mir einen Bon in die Hand. Jetzt wusste ich Bescheid. Der Inspizient war sozusagen Platzanweiser, Hausmeister, Roadmanager und Küchenchef zugleich.
    Im Lauf der Tage lernte ich ihn näher kennen und wusste bald, dass er schlichtweg für alle Unwägbarkeiten auf der Tour zuständig war. Vor allem das, was ständig schiefging, lag in seiner Verantwortung: Pünktlichkeit, Sitz der Uniformen und Bereitstellung von Freibier. Kurzum die Kindergartentante des Orchesters. Noch ahnte ich nicht, dass Goli mir eines Tages das Leben retten würde.
    Der Hunger trieb mich gleich zum Bratwurstgrill. Wieder keine Maultaschen! Ich nahm mir eine Rote im Weck’ mit Senf und ging, die Flöte in der linken, die Rote in der rechten Hand auf die Bühne zu, wo gerade die ersten Plasmamusiker ihre Plätze einnahmen und eine Kakophonie aus in die Instrumente gerotzten Tönen das Zelt füllte. Der Soundcheck nahm seinen Lauf.
    In der ersten Reihe, wo auch ich meinen Platz haben sollte, saß allein der geschwollene Klarinettist Heini Blättle und schraubte an seiner Schwarzwurzel.
    »Oh, der Polizist?«, begrüßte er mich knoblauchstinkend und schielte auf den Inhalt meiner rechten Hand »immer noch bei den

Weitere Kostenlose Bücher