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Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition)

Titel: Krimkrieg: Der letzte Kreuzzug (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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um einen separaten frankorussischen Frieden zu verhindern. Der Zar, so Clarendon, werde die Vorschläge wahrscheinlich ohnehin ablehnen, so dass Großbritannien die Feindseligkeiten wiederaufnehmen und auf härtere Bedingungen hinwirken könne. 53
    Clarendon hatte mehr oder weniger recht. Der Zar war den Herbst hindurch in kriegerischer Stimmung. Laut einem hohen russischen Diplomaten hatte er »wenig Neigung, sich mit unseren Gegnern zu einigen«, wo diese kurz davor standen, die Mühsalen eines zweiten Winters auf der Krim zu erleiden. Napoleons Wunsch nach Frieden bewog den Zaren zu dem Schluss, dass Russland vielleicht noch immer eine Möglichkeit hatte, sich einen besseren Kriegsausgang zu sichern, wenn es so lange weiterkämpfte, bis sich die internen Probleme Frankreichs zuspitzten. In einem aufschlussreichen Brief an seinen Oberbefehlshaber Gortschakow erklärte Alexander, er habe keine Hoffnung auf eine baldige Beendigung der Feindseligkeiten. Russland werde den Krieg fortsetzen, bis Frankreich durch den Ausbruch von Unruhen aufgrund schlechter Ernten und der wachsenden Unzufriedenheit der unteren Schichten gezwungen sei, einen Friedensvertrag zu unterzeichnen:
    Frühere Revolutionen haben stets auf diese Weise begonnen, und es könnte durchaus sein, dass eine allgemeine Revolution nicht fern ist. Dies betrachte ich als wahrscheinlichsten Ausgang des gegenwärtigen Krieges; weder von Napoleon noch von England erwarte ich ein aufrichtiges Verlangen nach Frieden zu Bedingungen, die mit unseren Ansichten vereinbar sind, und solange ich lebe, werde ich keine anderen akzeptieren. 54
    Niemand konnte den Zaren dazu bewegen, von seinem kriegerischen Standpunkt abzurücken. Seebach überbrachte ihm eine persönliche Botschaft Napoleons, der ihm dringend riet, die Vorschläge anzunehmen, denn falls die Feindseligkeiten gegen Russland wiederaufgenommen würden, riskiere er den Verlust der Hälfte seines Reiches. Dann traf die Nachricht ein, dass Schweden sich am 21. November schließlich auf einen Militärvertrag mit den Westmächten geeinigt habe – eine bedrohliche Entwicklung für Russland, falls die Alliierten eine neue Kampagne in der Ostsee begannen. Sogar Friedrich Wilhelm IV . von Preußen erklärte, er könne genötigt sein, sich den Westmächten gegen Russland anzuschließen, wenn Alexander auf einem Krieg beharre, der »die Stabilität aller legitimen Regierungen« auf dem Kontinent bedrohe. »Ich bitte Dich, mein lieber Neffe«, schrieb er an Alexander, »bei Deinen Zugeständnissen so weit wie möglich zu gehen und die Konsequenzen für die wahren Interessen Russlands, für Preußen und ganz Europa sorgfältig abzuwägen, wenn dieser grässliche Krieg fortdauert. Einmal entfesselte subversive Leidenschaften könnten revolutionäre Folgen haben, die niemand abzusehen vermag.« Ungeachtet all dieser Warnungen blieb Alexander hartnäckig. »Wir haben die äußerste Grenze dessen erreicht, was möglich und mit Russlands Ehre vereinbar ist«, ließ er Gortschakow am 23. Dezember wissen. »Ich werde erniedrigende Bedingungen niemals akzeptieren, und ich bin überzeugt, dass jeder wahre Russe meine Einstellung teilt. Damit bleibt uns nur, uns zu bekreuzigen, geradeaus zu marschieren und unsere Heimat und unsere nationale Ehre durch unsere gemeinsamen Anstrengungen zu verteidigen.« 55
    Zwei Tage später erhielt Alexander endlich das österreichische Ultimatum mit den Bedingungen der Alliierten. Der Zar berief ein Treffen der bewährtesten Ratgeber seines Vaters ein, um die russische Antwort zu erörtern. Bei dieser Begegnung im Winterpalais von St. Petersburg setzten sich ältere und besonnenere Köpfe als der des Zaren durch. Den entscheidenden Beitrag lieferte Kisseljow, der reformistische Minister für Staatsdomänen, der für die 20 Millionen im Staatsbesitz befindlichen Bauern zuständig war. Er sprach offensichtlich auch für die anderen Berater: Russland habe nicht die Mittel, den Krieg fortzusetzen. Die neutralen Mächte seien dabei, Partei für die westliche Allianz zu ergreifen, und es wäre unüberlegt, das Risiko eines Kampfes gegen ganz Europa zu laufen. Auch die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten gegen die Westmächte wäre unklug, denn Russland könne nicht siegen und werde den Feind veranlassen, ihm noch härtere Friedensbedingungen zu diktieren. Auch wenn die Mehrheit des russischen Volkes die patriotischen Gefühle des Zaren teile, könnten manche Elemente bei einem längeren Krieg durchaus

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