Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
ebenfalls das Feuer. Vor ihr stoppten die angreifenden Gegner, anscheinend erschrocken, weil so viele – oder so wenige – Schützen vor ihnen auftauchten. Kris warf sich ein gutes Stück vom nächsten Baum entfernt zu Boden; sie wollte ein freies Schussfeld.
»Team B, bereitmachen zum Vorstoß. Angriff. Jetzt!«
Sie tauchten schreiend und schießend aus ihren Stellungen auf. Kris zog die Zielerfassung an der Front entlang. Ein kurzer Feuerstoß, und vier Gegner warfen die Waffen weg und ergriffen die Flucht. Ein Mann drehte sich um und wollte auf die Soldaten schießen. Kris erwischte ihn eher. Ein weiterer Mann schrie und ruderte mit den Armen, während andere an ihm vorbeiliefen. Kris nahm ihn aufs Korn, aber er ging zu Boden, als jemand anderer seinen Abzug schneller bediente. Kris suchte weiter.
Zwei Personen kauerten beiderseits eines Baums. Beide feuerten so schnell, wie sie die Abzüge drücken konnten. Kris jagte eine Salve in den Baumstamm, sodass Splitter von der Rinde auf diese Banditen prasselten. Sie duckten sich. Einer war eine Sekunde später auf den Beinen und flüchtete, wobei er das Gewehr zurückließ. Der andere schrie etwas und feuerte dann selbst weiter. Kris jagte ihm einen Feuerstoß zwischen die Augen, und ihr Magazin war leer. Während sie nachlud, erhob sie sich auf die Knie und rief: »Team A, bereitmachen zum Vorstoß!« Die nächste Baumreihe würde sie verdammt nah an die feindliche Stellung bringen. »Angriff. Jetzt!«
Kris jagte eine lange, hoch gezielte Salve los, während sie aus der von den eigenen Soldaten besetzten Baumreihe auf die freie Fläche dahinter stürmte. Zwei Banditen vor ihr rissen die Hände hoch und fielen auf die Knie. Kris hätte sie gern mit Schlafpfeilen gespickt, aber die Zeit reichte nicht. »Rennt, verdammt!«, schrie sie.
Stattdessen fielen sie im Schlamm flach auf die Gesichter, als Kugeln in den nächsten Baum prasselten. Kris entdeckte den Schützen und streckte ihn mit einem langen Feuerstoß rücklings nieder.
Kris glitt hinter einem Baum zu Boden. »Team B, bereitmachen zum Vorstoß. Angriff. Tom, wie sieht es bei dir aus?«
»Ich will verdammt sein, wenn ich das wüsste«, lautete die für ihn ungewöhnliche Antwort. »Hier rennen überall Leute herum. Manche flüchten, andere rücken vor. Kris, ich habe keine Ahnung, was hier läuft.«
»Courtney, halten Sie stand?«
»Ich habe die Hälfte meiner Leute zurückgezogen, damit die Banditen einen längeren Weg zurücklegen müssen, wenn sie an uns vorbei möchten. Ich denke, dass mehr von ihnen flüchten als kämpfen. Vielleicht. Eine Sekunde.« Reichlich Schüsse aus Handfeuerwaffen ratterten durch Courtneys eingeschaltetes Mikro. »Ja klar, eine Mehrheit flüchtet.«
»Späher, wie ist die Lage auf der rechten Flanke?«
»Jede Menge Ziele, Ma’am. Jemand treibt sie auf uns zu, und ich entdecke den Mistkerl einfach nicht. Wir könnten jede Hilfe gebrauchen, die Sie vielleicht für uns übrig haben.«
Kris stand auf und lauschte nach den Geräuschen des Gefechts ringsum. Verdammt! Was hätte sie für dreißig Sekunden Bilder vom Spionauge gegeben! Der Wind peitschte ihr den Regen ins Gesicht. Während sie sich der rechten Flanke zuwandte, trug die Luft auch das Prasseln der Handfeuerwaffen heran. Sie hatte Peter beraubt, um Paul zu beschenken und Courtney auf der linken Flanke beizustehen. Jetzt schien es, als ginge die rechte Flanke zum Teufel. »Spens, übernehmen Sie diese Linie, verbinden sich mit Ensign Lien und treiben Sie die Banditen weiter zu den Hügeln.«
»Ja, Ma’am.«
»Ich nehme die drei Navy-Leute mit, die ich sehe«, sagte Kris und gab den wenigen Schützen in ihrem Blickfeld ein Signal. Einer von ihnen war ein Marine. »Wo immer die beiden übrigen Marines stecken, fallen Sie aus der Linie zurück und schließen sich mir auf der rechten Seite an.«
„Ja, Ma’am», lautete die mehrfache Antwort.
Kris zog sich durch das Wäldchen zurück und sammelte dabei ihre Handvoll um sich. Das Feuergefecht wurde lauter. Kris sorgte dafür, dass ihre Gruppe in Bewegung blieb, aber sie erwiderte das Feuer nicht, obwohl sich gelegentlich eine Salve in ihre Richtung verirrte. Dieser Trupp war Kris’ letzte Reserve.
Wer immer sie von rechts angriff, er konnte dort nach wie vor die ganze Flanke aufrollen; die Entscheidung war bislang nicht gefallen. Ihre einzige Hoffnung war es, den Gegner dort so hart zu treffen, dass er die Flucht ergriff, ehe er richtig bemerkte, wer ihn
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