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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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Für Notsituationen standen Reservemittel zur Verfügung. Tatsächlich hätte dieser ganze Einsatz daraus finanziert werden können, damit mehr Geld für Flotteneinsätze übrig blieb, aber Kris hatte nicht vor, ihren Captain zu korrigieren. In diesem Sinne schleppten sich die Tischgespräche weiter dahin. Zehn Minuten später bat Captain Thorpe die Gastgeberin darum, aufbrechen zu dürfen, und die Schiffsoffiziere gingen alle zusammen. Als die Tür hinter Kris ins Schloss fiel, brandeten die Gespräche unter den Zivilisten frisch auf. Sie konnte sich das Thema lebhaft vorstellen.
    Der Erste Offizier erwartete Kris, als sie über das Quarterdeck schritt. »Einen Augenblick, Ensign.«
    Kris blieb bei ihm, während die übrigen Offiziere ihre Quartiere aufsuchten; er sagte nichts, bis sie unter sich waren. »Captain Thorpe hat eine Empfehlung weitergeleitet, Ihnen für den lebensrettenden Einsatz von heute die Medaille der Navy und des Marinecorps zu verleihen. Swanson war so freundlich, uns eine Kopie seiner Empfehlung zu überlassen.« Kris nickte, aber der Erste war noch nicht fertig. Er starrte an Backbord zu den Lichtern von Port Swanson hinüber, der größten Stadt auf Sequim. »Wie ich höre, versucht Sequim Wardhaven für die Finanzierung einiger neuer Minen im hiesigen Asteroidengürtel zu gewinnen. Da muss es ja einfach toll aussehen, wenn der Generalmanager die Tochter des Premierministers von Wardhaven für eine Scheißmedaille vorschlägt!«, fauchte er.
    Benommen vom Hass in der Stimme des Ersten brachte Kris nur stockend ein »Ja, Sir!« hervor. Sie hatte ihren Hals riskiert, um das Leben eines Kindes zu retten; sie hatte es nicht einer Auszeichnung wegen getan, und trotzdem sah jeder nur, dass sie eine dieser Longknifes war. Sobald sie entlassen war, stolperte sie die unvertrauten Korridore entlang zu ihrer Kabine, knallte die Tür hinter sich zu und hämmerte obendrein noch ein paar Mal dagegen.
    »Ich denke nicht, dass diese Tür in nächster Zeit noch mal jemanden belästigen wird, Ma’am«, ertönte leise eine schleppende Stimme aus der Dunkelheit.
    Kris wirbelte herum; die dunkle Kabine zeigte ihr jedoch nichts. »Mattes Licht!«, befahl sie, zu verhindern bemüht, dass der von Gefühlen abgeschnürte Hals ihre Worte in eine Folge von Quieklauten verwandelte. Die Deckenbeleuchtung ging an und warf ein schwaches Licht auf die umarrangierte Kabine. Klar doch, ich teile eine Scheißkabine mit Chief Bo.
    »Tut mir leid, Chief, ich hatte es vergessen. Ich werde leiser sein. Licht aus!«, befahl sie, um sich zu verstecken.
    »Licht an!«, entgegnete der Chief, während sie die Bettdecke aufklappte und sich im Bett aufsetzte. Ihrem abgenutzten Pyjama fehlten die beiden obersten Knöpfe, und die Hose war an den Knien abgeschnitten und zeigte mehr runzelige gelbe Haut, als Kris eigentlich sehen wollte, während der alte Chief auf der unteren Koje den Schneidersitz einnahm.
    »Süße, Sie sehen aus, als hätte man Sie hart geritten und dann, ohne Sie abzuwischen, wieder in den Stall geführt«, sagte die kleine, asiatisch aussehende Frau mit ihrer schleppenden Redeweise. Die Frage Möchten Sie nicht mit Ihrem Tantchen Bo reden? blieb dabei im Raum hängen. Soweit es Kris anbetraf, konnte sie dort hängen, bis sie erstickt war. Sie wandte sich ihrem Spind zu, um einen Pyjama herauszuholen und ihr Gesicht zu verbergen.
    Der Spind war nicht da.
    »Verdammt, wo ist denn alles geblieben?«, brach es aus Kris heraus.
    »Überall im Schiff verstreut, soweit ich feststellen kann«, antwortete der Chief lässig. »Wissen Sie, Ma’am, ich denke nicht, dass wir den Trick schon richtig heraushaben, wie man das Schiff im Flug rekonfiguriert. Wenigstens wurde diesmal niemand in den Weltraum befördert.«
    Kris trat derweil an jede Wandplatte unter ihrer Koje, in der Hoffnung, auf diesem Wege irgendeine Schranktür zu öffnen. Vor allem aber, um zuzutreten. »Es wurde doch nicht wirklich jemand während einer Rekonfiguration in den Weltraum befördert?«, fragte sie und setzte dann hinzu: »Oder?«
    »Die Navy hat ihre eigenen Geschichten, und alte Chiefs geben sie gern an die Jüngeren weiter. Wie heute. Das wird vielleicht eine Geschichte: Grünschnabel von Ensign zieht los, rettet einer Gruppe Jarheads mit tollen Flugmanövern das Leben und wiederholt das anschließend mit dem ganzen verdammten Zug, indem sie ihn durch das Minenfeld lotst, in das Gunny und der Skipper ihn mit enthusiastischem Planungsaufwand

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