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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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an Bord?« Kris hatte die Personaldateien studiert, aber nie gezählt.
    »Ja.«
    »Kris, Shuttle ist beladen«, gab Tom übers Netz durch.
    »Hast du sechsundneunzig Personen im Mannschaftsrang an Bord?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Lass sie abzählen.«
    Tommy war für eine lange Minute nicht mehr zu hören. Dann meldete er sich mit der forschen Meldung: »Sechsundneunzig Personen im Mannschaftsrang anwesend, Ma’am. Ich und die beiden anderen Ensigns warten auf Sie.«
    »Bin gleich da«, sagte Kris und unterschrieb. »Ich möchte eine Kopie.«
    Der Captain holte eine zweite Memofolie unter der ersten hervor. Kris’ Unterschrift war auch dort zu sehen. »Danke, Captain. Wenn wir Glück haben, fahren wir nicht wieder zusammen.«
    Kris packte ihre Reisetasche. Der Kampfanzug der Marines war die Uniform des Tages, der Nacht und der kommenden Woche, was diesen Einsatz anbetraf. Der alte Warrant Officer auf Wardhaven, der die Vorbesprechung geleitet hatte, hatte hocherfreut zu bedenken gegeben, dass es frischgebackenen Ensigns bei diesem Job tatsächlich erlaubt war, sich die Hände schmutzig zu machen. Dem Anschein nach bot sich dafür reichlich Gelegenheit.
    Der Shuttleflug war schlimm und wurde noch dadurch verschlimmert, dass einer der neuen Rekruten nach dem anderen sein Mittagessen wieder hergab. Hätte sich Kris nicht so fest angeschnallt, wäre sie glatt nach vorn gegangen und hätte den Piloten abgelöst. Andererseits war es eine Sache, ein Skiff zu fliegen, und schon eine ganz andere, den Steuerknüppel eines Hundert-Personen-Shuttles zu schwingen. Wie es sich traf, hatten sie letztlich doch Glück und erreichten Port Athens zwischen den Höhepunkten der alltäglichen Sturmparade. Die Landung hingegen erwies sich als ganz neue Erfahrung. Beim Aussteigen erblickte Kris eine ausgefahrene Landebahn voller Schlaglöcher.
    »Haben die Leute hier keinen Stolz?«, schnaubte ein Rekrut. »Auf Hardly’s Heaven würden wir Beton nie dermaßen verfallen lassen.«
    »Eure Landebahn sähe nach einem Jahr sauren Regens vielleicht auch nicht mehr so toll aus«, fauchte ein Einheimischer zurück, der gerade die Fracht auslud.
    »Den Einheimischen scheint es an Humor zu mangeln«, bemerkte Tommy.
    »Ich denke, der wurde zusammen mit der Farbe an diesen Gebäuden weggespült.«
    Zwischen roten Streifen zeigte das Terminal noch Flecken des ursprünglichen Anstrichs. Vielleicht hatte der einst aus einem lustigen Wirrwarr von Blau, Grün, Orange und noch weiteren Farben bestanden. Jetzt sah alles fade aus.
    Zwei Busse fuhren neben dem Shuttle vor, aber die Türen blieben geschlossen, während sich Kris’ Soldaten im Regen sammelten. Erst als niemand mehr aus dem Shuttle stieg, gingen die Bustüren auf. Ein paar Dutzend Soldaten stürmten durch den Regen zum Shuttle hinüber. Ihr Aufbruch folgte keinerlei Ordnung, war nur eine verrückte Stampede zum Flug in die Freiheit. Nur wenige beachteten ihre Ablösung, abgesehen von vereinzelten obszönen Rufen oder Gesten. Tommy blickte ihnen nach und wandte sich dann mit einem Achselzucken wieder Kris zu.
    Als die Busse leer waren, schnappten sich die beiden übrigen Ensigns die vordersten Plätze im näher stehenden Fahrzeug. »Weichen sie mir aus oder ignorieren sie mich einfach?«, brummte Kris, während sie da im Regen stand und zusah, wie die sechsundneunzig Personen von Mannschaftsrang in die Busse stiegen.
    »Vielleicht ist ihnen aufgefallen, dass die Lage in deiner Umgebung leicht tödlich werden kann«, sagte Tommy mit einem schrägen Grinsen, das seinen Worten nur teilweise den Stachel raubte.
    »Und du?«, feuerte Kris zurück.
    »Ich verfüge über das Glück des kleinen Volks«, versicherte er ihr.
    »Dann übernehmen du und dein kleines Volk die Verantwortung für den hinteren Bus. Ich kümmere mich um den mit unseren Primadonnen. Hat denen niemand erklärt, dass die ranghöchsten Vorgesetzten immer zuletzt in ein Fahrzeug steigen?«
    Tommy blickte blinzelnd in den strömenden Regen auf. »Wer auch immer diese Regel aufgestellt hat, er hat nicht viel Zeit auf Olympia verbracht.« Er ging zu seinem Bus hinüber. Kris stieg in den anderen und musste feststellen, dass ihr nur ein Stehplatz blieb, die einundfünfzigste Person in einem Bus, der für achtundvierzig Fahrgäste ausgelegt war. Ein junger Spacer mit extrem pickeligem Gesicht bot ihr seinen Platz an. Mutter oder Vater hätten das Angebot genutzt, ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden; Kris konnte sich jedoch nicht

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