Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
bleischwere Luft. »Ich habe dreißig Mann mit dem Finger am Abzug in diesem Konvoi und keinerlei Kinder. Ihr wisst ja, wo wir sind. Ihr wollt doch unsere Fracht haben. Kommt sie euch holen. Bitte! «
Während Kris über den Hof marschierte, begegnete sie dem Mann, der darum gebeten hatte, die Finanzen zu prüfen, und der jetzt auf dem Rückweg war. Er schüttelte den Kopf. »Sie haben die Farm verkauft. Sie haben sie uns unter dem Hintern weg verkauft.«
Kris hielt ihn auf. »Ich zeichne meine Äußerungen auf, damit sie als Rechtsbeleg dienen können«, erklärte sie Nelly und dem Mann.
»Können Sie das tun?«
»Das und noch mehr.« Rasch fasste Kris zusammen, wie sie die Farmstation angetroffen hatte, aller IDents und Kommunikationsmittel beraubt. »Alle finanziellen und sonstigen rechtlichen Transaktionen in dem Zeitraum, seit die Farmstation vom Netzging, sind nicht rechtens und nicht bindend. Ich, Kristine Anne Longknife, sage dies vor jedem Gericht aus«, schloss sie.
»Danke«, sagte der junge Mann.
»Wir werden mal sehen, was ich sonst noch tun kann«, sagte Kris, entdeckte Tom und rief ihm zu: »Sind wir fertig?«
»Ich denke schon. Wir haben Fotos von allen. Sogar Pearson müsste damit zufrieden sein.«
»Gut. Packen wir zusammen und fahren wir weiter. Wir haben noch viel zu tun.«
»Ja, Ma’am.« Tom trat auf sie zu. »Kris, stimmt etwas nicht? Du siehst aus, als ob … na ja, als ob du gern jemanden umbringen würdest.«
»Dagegen ist ja wohl auch nichts einzuwenden!«, blaffte sie. »Wir sind bewaffnet, und da draußen treiben sich Mistkerle herum. Los, alle aufsitzen! Wir haben noch zu tun, müssen noch viele Ziele anfahren.«
Die Soldaten sammelten sich allmählich bei ihren Lkw. Sie schienen es nicht eilig zu haben. Mehrere hielten noch kleine Kinder auf den Armen und halfen ihnen, sich vollzustopfen.
»Ma’am?«, wandte sich einer von Kris’ Rückbankfahrern an sie. »Die Mistkerle werden einfach wiederkommen und sich nehmen, was wir hier abliefern. Könnten wir vielleicht wenigstens die Kinder mit zurück in die Stadt nehmen? Sie hungern schon seit einem Monat. Eine Mutti hat mir erklärt, dass die ganz Kleinen nicht in der Lage sind, das Gras und sonstige Zeug zu verdauen, mit dem sich die Erwachsenen am Leben halten.«
»Vielleicht nächste Woche. Heute nicht.« Kris schnitt ihm jedes weitere Wort ab. »Ich sagte, Sie sollten Tempo machen. Dann erwarte ich auch zu sehen, dass Sie Tempo machen!«, schrie sie. Navy-Angehörige und Marines rührten sich jetzt. Jason kam aus dem großen Haus zum Vorschein, entdeckte Kris und trabte auf sie zu. So ausgemergelt er auch war, er setzte trotzdem einenFuß vor den anderen, bis er sie erreicht hatte und sich an ihrer Lkw-Tür festhielt.
»Hören Sie, diese Typen verstecken sich in den Sümpfen. Wenn Sie sich von den schlimmsten Stellen des Sumpfs fernhalten, können Sie ihnen vielleicht aus dem Weg gehen.« Kris rief die geplante Route auf ihrem Gefechtstablet auf und zeigte Jason das Bild. Er schüttelte den Kopf. »Da, circa acht Kilometer die Straße hinab erreichen Sie den Sumpf der Toten Kuh. Sie müssen einen Umweg nehmen.«
»Geht nicht.« Kris ertappte sich dabei, wie sie grinste. »Ringsherum ist alles überschwemmt. Das ist der einzige noch verfügbare erhöhte Straßendamm. Wir nehmen diesen Weg.«
»Die werden Ihnen auflauern.«
»Das hoffe ich irgendwie«, sagte Kris und ließ zu, dass ihr Grinsen aufs ganze Gesicht übergriff. Opa Trouble wäre stolz!
»Sie sollten nur wissen, worauf Sie sich einlassen«, sagte Jason.
Kris drehte sich um und blickte die Reihe der Lkw entlang. »Keine Kinder dabei. Nur Navy und Marines. Und wir werden genau dafür bezahlt.«
»Seien Sie vorsichtig, Lieutenant – oder Ensign, oder was immer Sie sind. Ich dachte auch, ich würde mit allem fertig, was kommt. Gott, wie ich mich geirrt hatte!«
»Ich kann Ihnen und Ihrer Frau nächste Woche, wenn wir wieder vorbeikommen, vielleicht Fotos zur Identifizierung vorlegen. Vielleicht brauchen Sie gar nicht bis zum Ende des ganzen Schlamassels zu warten, ehe Sie einige von denen baumeln sehen.« Verdammt, allmählich gefällt mir das!
»Oh Gott, seien Sie bloß vorsichtig!«
»Nicht das, wofür ich bezahlt werde«, entgegnete Kris, lehnte sich aus dem Fenster und blickte noch einmal zurück. All ihre Soldaten waren aufgesessen. »Tom, fahr los.«
»Ja, Ma’am.«
Im Rückspiegel sah Kris, wie Jason von einer Gruppe zurnächsten ging und
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