Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)
folgte ihr, während sie hinübertrabte. Im Zuge kurzer Umwege sammelte er zusätzliche Munitionsranzen und ein weiteres Gewehr ein.
Kris schaffte es zur Station und die Leiter hinauf, ohne dassweitere Schüsse abgefeuert wurden. Jack knallte die Tür hinter ihnen zu und schob einen Schreibtisch heran, um sie zu blockieren. Kris öffnete den Reißverschluss ihres Overalls und holte den Laser hervor.
»Wie ich sehe, hast du dir heute nicht die Mühe mit Unterwäsche gemacht«, sagte Jack und packte den zweiten Griff des Lasers.
»Ich dachte mir, dass Super Spider Silk mich davor schützen müsste, mir etwas einzufangen. Was machst du eigentlich, einen heimlichen Blick riskieren? Ich dachte, ihr Agenten wärt darüber erhaben.« Kris schaltete den Laser ein und justierte den Strahl auf den geringsten Durchmesser.
»Manchmal hilft ein guter Eindruck von der zu schützenden Person weiter«, sagte Jack gedehnt. »Halte den Laser ruhig«, setzte er hinzu, als Kris eine Hand wegnahm und ihm einen Klaps versetzte.
Sie hielten den Strahl konstant auf die Wand der Werft. Rings um den Zielpunkt schmolz das Metall und tropfte herab. Im Zentrum verdampfte es und verlieh dem ansonsten unsichtbaren Strahl Farbe.
»Kris, im Werk herrscht Bewegung«, meldete Nelly.
»Kannst du den Bohrer ruhig halten?«, fragte Kris.
»Zieh den Stuhl heran«, sagte Jack. Kris ließ den Laser vorsichtig los. Der Strahl sackte ein Stück weit ab, aber Jack konnte ihn wieder auf das zu bohrende Loch ausrichten.
Kris riskierte einen Blick durchs Fenster. Eine Salve, die aus mehreren Richtungen kam, zertrümmerte die gläserne obere Hälfte des Büroschuppens, sodass ein Splitterregen über Kris und Jack niederging, während die aus Metall bestehende untere Hälfte Abpraller erzeugte. Kris schob den Stuhl zurecht. Es fehlte nur ein Stückchen, aber er war nicht hoch genug. Geduckt schlich sie zum Schreibtisch, sammelte einige Akten ein und benutzte sie, um den Stuhl auf die richtige Höhe zu bringen. Jackjustierte den Laser auf dieser Unterlage und griff nach seinem Gewehr.
»Da sind drei Graue in fünfzig Metern Entfernung, etwa zehn Uhr«, meldete Nelly. »Zwei Rote sind uns näher, eine auf ein Uhr, die andere auf zwei.«
»Ich übernehme die Roten«, sagte Jack.
»Bist du gepanzert?«
»Kommt diese Frage nicht ein wenig spät? Aber ja.« Natürlich verfügten sie beide nicht über einen Gesichtsschutz. Kris und Jack schossen hinaus. Die Grauen und Roten ballerten zurück. Weitere Glassplitter regneten in den kleinen Raum, trugen nichts zu einer Entscheidung bei, zwangen jedoch Kris, sich vorsichtig zu bewegen, während sie von einer Salve zur nächsten ihre Schussposition wechselte. Der Laser erhitzte den Raum, sogar trotz der zusätzlichen Ventilation durch das fehlende Fensterglas. Während es immer heißer wurde, blieb der Spielstand zwischen Christen und Löwen 0:0, aber die Löwen brauchten nur aufs Abendessen zu warten; die Zeit war auf ihrer Seite. Kris entwickelte ein Ressentiment gegen die aktuelle Lage, während sie hochsprang, um zu feuern, und sich wieder duckte, um dem Gegenfeuer auszuweichen. Das wurde zur Routine und damit langweilig.
»Wird Zeit, das Leben interessant zu gestalten«, murmelte sie vor sich hin.
»Na so was, und ich dachte, das wäre es längst«, sagte Jack und duckte sich, während sich der Raum, den er eben noch eingenommen hatte, mit Pfeilgeschossen füllte.
»Ich langweile mich. Fällt dir nicht etwas ein, das aufregender wäre?«, fragte Kris und jagte ein Dutzend Schuss los.
»Ich erzähle dir das nur ungern, Prinzessin, aber das ist auch für mich nicht der schönste Abend, den ich je erlebt hätte. Ich denke, dieser Laser hat die Wand inzwischen durchbrochen.«
Kris blickte hinüber. Von der Bohrstelle stiegen keine Dämpfemehr auf. Sie schaltete den Laser ab, achtete aber sorgsam darauf, ihn nicht zu verschieben. Das Metall wirkte ganz schön heiß. »Nelly, kannst du einen Spion hindurchschicken?«
»War schon unterwegs, als du gefragt hast. Er ist hindurch!«
Kris holte die zehn Kilo des nicht ganz so smarten Metalls unter dem Overall hervor und hielt sie dicht an Nelly. »Mädel, kleine Planänderung. Kannst du einen Teil davon in Abwehrnaniten umformen, nicht größer als Staubkörnchen? Sie müssen sich einen Weg in die Werft freikämpfen und außerdem zur Explosion beitragen.«
»Ich bin dabei, die Konstruktion nach deinen Wünschen zu verändern. Siebzig Prozent des Metalls werden in
Weitere Kostenlose Bücher