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Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Unter Quarantäne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Shepherd
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gegenüber. Beide behielten das Kind im Auge, als könnte es verschwinden, wenn sie nur einmal den Blick abwandten. Kris schluckte schwer, als sie an die Mauer zurückdachte, die ihre Mutter und ihr Vater nach Eddys Begräbnis zwischen sich errichtet hatten. Hätte man ihn lebend aufgefunden und wäre er der Entführung entronnen, wären ihre Elterndann auch so von jedem Atemzug verzaubert gewesen, den er tat? Kris schüttelte den Kopf; das Leben forderte zu viel Aktivität, um sich die Zeit mit Gedanken über das zu vertreiben, was alles hätte sein können. Die Senatorin erschrak, als Kris ihr die Hand auf die Schulter legte.
    »Können wir reden?«, fragte Kris. Widerstrebend folgte die Mutter ihr in den Pausenraum mittschiffs.
    »Danke, dass Sie meiner Tochter das Leben gerettet haben«, sagte sie und setzte sich neben Kris. »Ich hätte das nicht geschafft. Mel auch nicht.«
    »Ich bin froh, dass ich da war. Aber warum? Warum wollte jemand Ihre Tochter entführen?«
    Die Senatorin schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung.«
    »Fanden Sie es merkwürdig«, fragte Kris, »dass der Präsident unvermittelt all seine Parteigänger auf die Ranch einlud, sodass die Präsidentenyacht voller Angehöriger der Opposition zurückblieb?«
    Kay musterte Kris einen Moment lang. Dann schüttelte sie verzagt den Kopf. »Sie sind eine Longknife. Sie sind erst seit einer Woche hier.«
    »Noch nicht mal eine ganze«, seufzte Kris.
    »Mel und ich waren nicht die einzigen Oppositionellen, die sich einen anderen Platz gesucht haben, um das Rennen zu verfolgen. Auf der Yacht waren eine Menge Büromitarbeiter unterwegs, aber kaum gewählte Amtsträger.«
    »Also wird hier jeder langsam paranoid.«
    »Sagen wir mal, dass Vorsicht auf Turantic zu einem Schlagwort geworden ist. Was wir kennen, dem vertrauen wir. Was wir nicht kennen, dem nähern wir uns mit Vorsicht.«
    »Was wissen Sie?«
    Die Senatorin schüttelte den Kopf. »Immer weniger, seit die Strafe für Spionage, industrielle oder sonstige, auf lebenslänglich heraufgesetzt wurde, sowohl für den Agenten als auch dessen Auftraggeber. Und manche Gefängnisse sind inzwischen berüchtigt für die kurze Dauer von lebenslanger Haft. Ist es nicht so, Inspector?«
    »Die neuen privat betriebenen Gefängnisse scheinen tatsächlich eine höhere Quote an Gewalt unter Gefangenen aufzuweisen als die Anstalten, die wir unterhalten«, stimmte ihr der Inspector zu. »Unsere Gewerkschaften hatten seltsam geringen Erfolg mit ihrem Bemühen, das Parlament auf diese Umstände aufmerksam zu machen.«
    »Aber jeder Hinweis auf ein Dienstvergehen Ihrer Beamten schafft es sofort in die Schlagzeilen.« Das Lächeln der Senatorin blitzte weiß auf.
    »Seit zwei Jahren, möchten Sie wohl sagen«, bemerkte Kris.
    »Seit zwei sehr interessanten Jahren«, sagte die Senatorin.
    »Ich bin vor wenigen Tagen einer Frau begegnet. Sie berichtete mir, Geschäfte wären in jüngster Zeit sehr schwierig geworden. Scheint, dass man von ihrem Boss erwartete, Bestechungsgelder zu zahlen, wenn er einen Vertrag abschließen wollte.«
    »Keine Bestechung«, korrigierte die Senatorin sie. »Das wäre illegal. Nein, nichts derart Unfeines. Eher eine Zusatzlieferung für ›Prüfungszwecke‹ oder ›Werbung‹.«
    »Also ich glaube, mein Opa Al würde von Bestechung sprechen.«
    »Er ist nicht auf Turantic.« Die Senatorin seufzte.
    »Man kann eine solche Welt nicht ohne negative Begleiterscheinungen regieren. Gestern haben meine Freunde und ich versucht, die Lage auf Ihrem Planeten verstehen zu lernen. Wir haben die offiziellen Internetseiten benutzt, haben die Zahlen analysiert. Die Zahlen gehen aber nicht auf. Sie lassen sich nicht durch Querverweise erklären. Sie haben drei Definitionen für Profit, und nur eine davon zeigt Wachstum«, sagte Kris, gerade so sehr Enkelin des Industriellen wie Tochter des Premierministers.
    »Aha.« Kay lachte in sich hinein. »Unser Aktienmarkt wächst jetzt das sechste Jahr hintereinander, nicht wahr, Inspector?«
    »Jedes Jahr erhalte ich leuchtende Berichte meiner Fondsmanager, in denen sie spektakuläres Wachstum verkünden. Seltsamerweise kann man dafür in den vergangenen drei Jahren aber keinerlei zusätzliche Ausschüttungen als Beweis heranziehen.«
    »Gestiegene Produktivität?«, fragte Kris.
    »Offiziell heißt es so.«
    »Wohin fließt das Geld?«
    Die Senatorin zuckte die Achseln.
    »Es muss irgendwohin fließen«, sagte Kris.
    »Gewiss. Aber   …« Die Senatorin

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