Krisenfest leben
seit langem bestehenden Angewohnheiten können wir auch pessimistische Denkmuster schwer ablegen. Doch Umdenken lohnt sich: Gelingt es, den inneren Miesepeter zu überzeugen und die negative Sicht der Dinge zu relativieren und schließlich zu überwinden, löst dies in der Regel einen Energieschub aus. Viele der Annahmen, die uns die Welt in düsteren Farben erscheinen lassen, sind einseitig, verzerren die Realität oder sind völlig unbegründet.
Es sind unsere Gedanken, unsere Einstellungen und Überzeugungen, die ausschlaggebend sind für das, was wir am häufigsten empfinden. Wenn wir uns ängstliche, deprimierende, ärgerliche oder resignierende Gedankenmachen, dann müssen wir uns ängstlich, deprimiert, verärgert und resigniert fühlen – und dies färbt auf unser Tun und Lassen und unsere Entscheidungen ab und beeinflusst die Ergebnisse, die wir erzielen.
Pessimistische und Sie niederdrückende Gedanken machen Sie sich aber nicht, weil es Ihnen gefällt. Vielmehr scheinen Sie Ihnen wie von selbst in den Sinn zu kommen. Aber warum? – Dies folgt einem inneren Programm, also Denkmustern, die sich über lange Zeiträume hinweg entwickelt haben und bewirken, dass Sie so denken, wie Sie denken. Ihre Denkmuster befinden automatisch, ob das Glas halb voll oder halb leer ist, was richtig oder falsch, möglich oder unmöglich, gut oder schlecht, wichtig oder unwichtig, nützlich oder überflüssig ist, ob Sie sich glücklich oder unglücklich fühlen, sich entschlossen oder zögerlich verhalten usw.
Diese Muster haben sich zwar über die Jahre hinweg verfestigt, sind aber keineswegs unauflösbar. Unsere Denk- und Betrachtungsweisen sind nicht in Stein gemeißelt. Zwar kann man Erlerntes und Erfahrungen nicht ungeschehen machen, doch es ist möglich, bestehende Einstellungen und damit auch unsere Gefühlswelt zu verändern. Unsere Lernfähigkeit endet nicht nach unserer Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter, sondern besteht unser Leben lang weiter.
Sie können Einstellungen also ändern – wenn Sie es wollen und eine Portion Geduld mitbringen. Je nachdem, wie pessimistisch Sie bisher eingestellt waren, können durchaus einige Wochen ins Land ziehen, ehe Sie deutliche Fortschritte an sich wahrnehmen können. Wenn Sie optimistisches Denken trainieren, werden Sie sich jedoch Schritt für Schritt vom pessimistischen Denken weg und auf das optimistische Denken zu bewegen. Ein erster Schritt dazu ist, bisher gepflegte negative Einstellungen und Bewertungen in Frage zu stellen.
Übung:
Pessimistische Bewertungen infrage stellen
Wählen Sie eine typische negative Einstellung aus, die Sie entmutigt und bewirkt, dass Sie sich hilflos und niedergeschlagen fühlen, beispielsweise die Auffassung: »Das was geschehen ist, wird nun mein ganzes Leben prägen. Ich werde nie mehr glücklich sein können.«
Stellen Sie sich dann dazu nacheinander die folgenden vier Leitfragen und notieren sich die Antworten. Das darf gerne auch ausführlich geschehen. Schreiben Sie spontan, was Ihnen zu den Fragen einfällt:
1. Beweise:
»Welche stichhaltigen Belege gibt es für diese Einschätzung?«
»Ist es eine reine Vermutung oder existieren überzeugende Anhaltspunkte dafür, dass es sich zwangsläufig so wie vorgestellt verhalten muss?«
»Was heißt überhaupt ›nie mehr glücklich‹, woran mache ich das fest?«
»Welche Beweise gibt es dafür, künftig ›nie mehr glücklich‹ zu sein?« usw.
2. Alternativen:
»Welche anderen Möglichkeiten könnte es geben, die ich bisher nicht in Betracht gezogen habe?«
3. Implikationen:
»Wenn es wirklich so ist, dass das Geschehene mein Leben prägen wird, welcher Schaden könnte bei einem Versuch, es trotzdem bewältigen zu wollen, schlimmstenfalls entstehen?«
4. Nutzen:
»Hilft mir diese pessimistische Einschätzung, bringt sie mich weiter?«
»Welchen Nutzen habe ich davon, sie beizubehalten?«
»Welchen Nutzen hätte ich andererseits davon, mich von dieser Einschätzung zu verabschieden?«
»Welche Einschätzung könnte nützlicher für meinen weiteren Weg sein?«
Antworten auf diese Fragen zu finden, stärkt die Zuversicht und führt oft zu der Entscheidung: »Na gut, dann probiere ich es einfach aus, meine Haltung zu verändern!«
In vielen Fällen können Sie durch dieses systematische Hinterfragen Einstellungen verändern – und damit aus dem Zustand des passiven Erleidens herauskommen. Klar ist aber auch, dass es vielleicht ein Aha-Erlebnis, aber keinen
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