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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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dachte ... ich dachte, wir sollten miteinander reden.«
    Lina schluckte schwer. »Bringt ihn das zurück, Mom?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Komm, Schatz. Lauf ein Stück mit mir.«
    Sie starrte ihre Mutter an, sah, wie Madelaine sich abwandte und langsam zu den leeren Tribünen hinüberging. Lina wollte ihr nicht folgen, dachte daran, einfach wegzugehen -irgendwohin. Aber sie wollte nicht allein sein und ihre Mutter war der einzige Mensch, der wirklich verstand, was Lina fühlte.
    Sie folgte ihrer Mutter über das Footballfeld und hoch zu den Tribünen. Sie saßen Seite an Seite, weit genug auseinander, dass sie sich nicht berührten und doch irgendwie zusammen zwischen all diesen leeren Sitzen.
    Lina sah sich um, schaute auf die schwarze Anzeigetafel, die weder für Heimmannschaft noch Gäste Einträge zeigte. Eine schwarze Katze schlich heran und kroch über den Holzzaun, den Schwanz durch das Zeichen gesteckt, das stolz verkündete, dass dieser Ort das Heim der Panthers war.
    Natürlich war Lina schon hier gewesen, aber niemals zu einem Spiel. Sie hatte nie das Zusammenprallen der Helme gehört oder das Gebrüll der Menge, war niemals mit einer Gruppe von Freunden hier gewesen, um zuzuschauen, wie ihr Team gegen ein anderes kämpfte.
    Vor Jahren hatte sie das tun wollen, damals, als sie in der siebten Klasse und Cara Milston ihre beste Freundin war. Sie hatte versucht, ihre Mutter zu überreden, mit ihr zu einem Spiel zu gehen, aber das war der Anfang von Madelaines »geschäftigen Tagen« gewesen. Tage und Nächte und weitere Tage, die zu nie endenden Schichten im Krankenhaus verschmolzen. In diesem Jahr hatte es nur wenige Heimspiele gegeben, aber Madelaine hatte zu keinem davon gehen können. Im darauf folgenden Jahr hatte Lina eine Gruppe von Freunden gefunden, die sich nicht bei einem Footballspiel langweilen wollten. Stattdessen verbrachten sie ihre Freitagabende unten am Fluss, schluckten alles an Alkohol, was sie irgendwie besorgen konnten, und rauchten Kette.
    Es wäre vielleicht anders gewesen, wenn Lina einen Bruder gehabt hätte oder einen Freund, oder wenn sie und Cara die besten Freundinnen geblieben wären. Oder vielleicht hätte es einen Unterschied gemacht, wenn ihre Mom zur Highschool gegangen wäre.
    »Du hast nie mehr gefragt, ob du zu einem Footballspiel gehen kannst«, sagte Mom leise.
    »Na ja, ich hatte bessere Dinge zu tun.«
    »Wie rauchen, unten am Fluss?«
    Lina zuckte die Achseln und schaute sich auf der Tribüne um, sah die Schicht von Einwickelpapier und altem Popcorn und verschütteter Cola, die haufenweise auf dem Metallboden klebte. »Ich dachte, du wolltest reden.«
    Eine lange Pause entstand. Dann begann ihre Mutter zu sprechen, langsam und ruhig. »Ich war sechs Jahre alt, als meine Mom starb. Eines Abends gab ich ihr einen Gutenachtkuss und ging ins Bett... Als ich aufwachte, war sie tot. Niemand hatte mir sagen wollen, wie krank sie war - mein Dad hielt es, glaube ich, für unwichtig, ein kleines Mädchen auf den Verlust seiner Mutter vorzubereiten. Aber da waren so viele Dinge, die ich nie sagen konnte.« In der Stimme ihrer Mutter klang eine überraschende Bitterkeit mit, eine Härte, die sie nie zuvor gehört hatte. Sie runzelte ein wenig die Stirn. »Danach sah ich die Welt anders. Ich wusste, dass sie kein sicherer Ort war.«
    Lina spürte, dass die Tränen wiederkamen, stechend, brennend. Sie überlegte, ob sie sie wegwischen sollte, kümmerte sich dann aber nicht darum. »Er - er war immer für mich da.«
    »Das ist er noch, mein Schatz.«
    Lina schniefte und fuhr sich mit einer Hand über die Augen. »Komm mir nicht mit diesem Kram von Gott. Das hilft nicht.«
    »Du kannst es Gott nennen oder Jesus oder Allah oder Hokuspokus. Das ist egal. Was allein zählt, ist, dass du in dich schaust und entdeckst, was du glaubst. Tust du das nicht, hast du nichts, an dem du dich festhalten kannst, nichts, an das du glauben kannst, und alles wird anfangen zu zerfallen. Glaube mir, ich weiß das.«
    »Ich will jetzt nicht über diesen Kram nachdenken«, sagte sie mit einer winzigen, gebrochenen Stimme. »Wenn ich das tue, endet das damit, dass ich daran denke, dass er weg ist, dass er niemals zurückkommen wird und wie sehr ich ihn vermisse. «
    »Wenn Francis hier wäre, jetzt, in diesem Augenblick, was würde er dann zu dir sagen?«
    Für einen Sekundenbruchteil konnte sie ihn fast neben sich spüren , ihn in ihr Ohr flüstern hören. Ein trauriges kleines Lächeln zupfte an

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