Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
ihren Lippen. »Er würde mir sagen, dass ich diese Bande von Verlierern, die meine Freunde sind, sausen lassen und nach Hause gehen soll.«
»Verstehst du jetzt? Er ist da, in dir. Das wird er immer sein.«
Lina wollte lächeln, wollte es so sehr, aber sie konnte es nicht. »Er hasste meine Freunde. Er meinte, mit ihnen sei es nicht weit her.«
Madelaine antwortete darauf nicht, aber ihr Schweigen schien alles zu sagen.
»Ich weiß, dass er Recht hat«, sagte Lina zitternd, »aber ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll. Habe ich nie gewusst.«
»Die längste Reise fängt mit einem einzigen Schritt an. Vielleicht solltest du zum Weihnachtsball gehen. Da wirst du völlig andere Menschen sehen. Ein so hübsches Mädchen wie du wird sofort einen Partner finden.«
Lina verdrehte ihre Augen. »Ach, Mom. Jett Rodham würde nie auf so was Doofes wie einen Schulball gehen.«
»Und was ist mit dir, Lina? Möchtest du hingehen?«
Es war genau das, womit Francis gekommen wäre. Lina dachte darüber nach und wünschte sich sofort, es nicht getan zu haben. Der Gedanke, bei einem Schulball dabei zu sein, war, oh, so verlockend. Sie dachte daran, was sie anziehen würde, wie sie sich frisieren würde, wie sie die Treppe herunterkam und das Foto von ihr mit einem Jungen gemacht werden würde, der scheu in die Kamera lächelte. Sie dachte an ihre Mutter, die über beide Ohren grinste, einen Arm um Francis' Hüfte gelegt ...
Nein. Francis würde nicht dort sein. Er würde nie wieder da sein ...
Lina sprang auf. »Komm mir ja nicht mit solchen Sachen«, zischte sie. Es schmerzte so sehr, ihn zu vermissen. Sie hätte nie geglaubt, dass etwas so wehtun könnte. »So lebe ich nun mal nicht, verdammt. Es ist zu spät für mich, eine idiotische Ballkönigin zu werden, so schicklich und sittsam. Ich komme ganz gut allein zurecht.«
»Oh, Schätzchen ...«, sagte Madelaine mit einem Seufzer und streckte die Arme nach ihr aus.
Lina konnte die Liebe ihrer Mutter spüren - eine Hitze, die nur Zentimeter außerhalb ihrer Reichweite lag. Aber sie konnte das Bild nicht verdrängen, wie sie zum Schulball ging, von Francis und ihrer Mutter, die auf sie warteten.
Der Gedanke an ihn verdrehte ihr Inneres zu einem festen, hämmernden Knoten. Wortlos wandte sie sich von dem traurigen Gesicht ihrer Mutter ab und rannte über das Footballfeld. Sie wusste nicht, wohin sie lief. Es war auch völlig egal.
Sie wusste nur, dass sie laufen musste.
Kapitel 18
Madelaine streifte ihre Maske über, zog die Überschuhe an und begab sich zu Angels Isolationsraum. Als sie einen Blick durch die Fenster der Beobachtungstüren warf, sah sie die Krankenschwester, die jeden seiner Herzschläge verfolgte, neben seinem Bett stehen.
Sie schritt schnell durch die Tür und trat neben die Krankenschwester. Er lag völlig still da, das Gesicht blass und ein wenig grau, der Körper verbunden mit einem Dutzend Maschinen und intravenösen Schläuchen, durch die Lösungen tropften. Zwei riesige Brustschläuche lagen parallel zu seinem neuen Herzen, ragten aus den Wunden am Ende des Brustkorbes heraus. Blut blubberte durch das durchsichtige Kunststoffrohr und sammelte sich in einem großen Behälter am Fuße des Bettes.
Er sah jetzt friedlich aus, aber sie wusste, dass es eine Illusion war. Alle dreißig Minuten drehte die Krankenschwester seinen geschwächten Körper von einer Seite zur anderen und klopfte den Rücken ab, damit die Lunge und die geschwollene, geöffnete Brust sauber blieben. Sie zwangen ihn, mit einem Schlauch zu atmen, damit die Lunge arbeitete. Die großen Dosen immunsuppressiver Medikamente, die sie ihm in den ersten vierundzwanzig Stunden verabreicht hatten, waren an diesem zweiten Tag nach der Operation ein wenig reduziert worden, aber die Dosis der Antibiotika war verstärkt worden.
Sie griff nach seiner Patientenakte und studierte sie, schaute, ob etwas darin stand, was auf irgendwelche Probleme deutete. »Wie geht es unserem Patienten?«
Die maskierte Krankenschwester sah sie schief an. »Er ist über all dies nicht sehr glücklich. Rein physisch ist sein neues Herz erstklassig. Sein Körper reagiert so gut, wie man es nur erwarten kann.«
»Ich werde mich eine Weile zu ihm setzen. Sie können inzwischen eine Pause machen.«
Nachdem die Krankenschwester gegangen war, zog Madelaine einen Stuhl heran und setzte sich neben sein Bett. Sie griff nach seiner Hand und nahm sie sanft. »So, Angel, du spielst also nicht ordentlich mit.«
Er
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