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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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und richtete sich mühsam auf. Das gepunktete Krankenhaushemd war an seiner verbundenen Brust geöffnet. Das orangefarbene Jod leuchtete wie ein wütendes Brennen an seinem blassen Hals. »Ihr Ärsche von Ärzten haltet euch für Gott, aber das seid ihr nicht. Ihr seid nichts weiter als Leute, die die Universität ein paar Jahre länger als eine Zahnarzthelferin besucht haben. Ihr habt kein Recht, mit meinem Leben zu spielen.«
    Allenford schaute ihn mitfühlend an. »Es ist der Schmerz und es sind die Medikamente, die Sie so reagieren lassen, Angel. Machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Das ist völlig normal. Natürlich wollen Sie wissen, wer Ihr Spender ist - das wollen alle Empfänger -, aber die Wahrheit ist, dass eine Kurzschlussreaktion keine gute Idee ist. Die Familie des Spenders hat ebenso ein Recht auf Geheimhaltung wie Sie.« Er beugte sich zu dem Bett vor, lehnte die Arme auf das Gitter und sah Angel eindringlich an. »Also denken Sie nicht über etwas nach, was Sie nicht ändern können. Denken Sie daran, dass bald alles allein bei Ihnen liegt. Sie können weiter über die Ungerechtigkeit all dessen fluchen oder mit dem weitermachen, was von Ihrem Leben übrig geblieben ist.«
    »Ja, was macht's schon, wenn ich sterbe - das ist nur ein kleiner Patzer in Ihrer Laufbahn als Chirurg. Sie werden darüber hinwegkommen.«
    Allenford runzelte die Stirn. Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. »Glauben Sie das, Angel?«
    Angel schien vor ihren Augen zu schrumpfen. Er sank auf das Kissen und seufzte schwer. »Das ist das Problem, Doc. Ich scheine überhaupt nichts mehr zu glauben. Sie wollen, dass ich aufhöre, >über die Ungerechtigkeit all dessen zu fluchen<, und mit meinem Leben weitermache. Wie, zum Teufel, soll ich das denn tun? Wenn das Ergebnis der Biopsie negativ ausfällt, könnten mir vielleicht noch zehn Minuten bleiben. Es ist verdammt schwer, für ein solches Leben zu planen.«
    »Das stimmt nicht unbedingt, Angel, und das wissen Sie. Sie könnten noch lange leben. Es gibt einen Mann in Kalifornien, der jetzt schon achtzehn Jahre ...«
    »Kommen Sie mir doch nicht wieder mit Statistiken, denn sonst wird Schwester Ratchet aufwischen müssen, was ich auf den Boden gekotzt habe. Glauben Sie mir, nichts erfüllt mein Herz so sehr mit Freude wie das Wissen, dass ich ein langes, erfülltes Leben leben kann, wenn ich Karottensaft trinke und Gymnastik mache.« Er lachte bitter. »Ich habe eine zweite Lebenschance bekommen - yippie. Ich brauche mich nur wie Richard Simmons zu verhalten.«
    Allenford lachte leise und richtete sich auf. »Den mit Richard Simmons kannte ich noch nicht. Ich komme wieder zu Ihnen, wenn ich die Ergebnisse der Biopsie habe. Denken Sie positiv.«
    Angel schnaufte. »Hand aufs Herz und freu dich aufs Sterben.«
    Allenford warf Madelaine einen bedeutungsvollen Blick zu und verließ dann den Operationssaal. Angel öffnete den Mund, um etwas zu Madelaine zu sagen, doch bevor er sprechen konnte, trat Dr. Marcus Sarandon in den Raum.
    Angel verdrehte die Augen. »Oh, prächtig, noch ein Arzt. Und der sieht aus wie Malibu Ken.«
    Marcus lachte laut auf. Sein Blick fiel auf Madelaine. Er verstand ihr kurzes Nicken und wandte sich wieder an Angel. »Nun, ich denke, wenn's jemand gibt, der Show durchschauen kann, dann ganz bestimmt ein Filmstar.«
    Angel schenkte dem Mann ein widerwilliges Lächeln. »Die Runde geht an Sie, Doc.«
    Marcus hielt ihm seine Hand hin. »Ich bin Marcus Sarandon. Ich werde ... Madelaine in Ihrem Fall vertreten.«
    Angel runzelte die Stirn. »Kommt nicht in Frage.«
    Madelaine trat schnell an das Bett. »Ich werde es später erklären. Hör ihm einfach zu. Er ist ein guter Kerl.«
    »Ist Clint Eastwood auch. Das bedeutet nicht, dass ich ihn als Arzt haben will.«
    Marcus zog ein blaues Notizbuch aus seinem Ärmel hervor. »Dies ist Ihr täglicher Kalender - Dosierungen von Medikamenten und Zeiten. Sehen Sie sich das an. Wir reden morgen darüber.«
    »Ich will morgen nicht reden.«
    Marcus grinste. »Der perfekte Patient. Gut. Dann werde ich reden und Sie hören zu.« Er schenkte Angel noch ein schnelles, blitzendes Lächeln und verließ dann den Raum.
    Angel nahm den Medikationskalender und warf ihn durch den Raum. Er traf die nackte Wand und fiel zu Boden.
    Madelaine hob ihn mit einem Seufzer auf und legte ihn vorsichtig auf das Fußende des Bettes. Dann zog sie einen Stuhl heran. »Du benimmst dich wie ein unartiges Kind.«
    »Halt den Mund.«
    Sie lächelte.

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