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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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den Roman beiseite, den sie las, ging in die Küche und nahm das Telefon ab. Als sie Vicky Owens Stimme hörte, schloss sie die Augen und seufzte müde. »Hallo, Vicki.«
    »Tut mir Leid, Sie zu Hause zu stören, Madelaine, aber ich wollte Ihnen sagen, dass Lina heute nicht in der Schule war.«
    Madelaines Blick fiel auf die geschlossene Tür des Zimmers ihrer Tochter. »Ich hatte sie um sieben Uhr abgesetzt. Sie winkte mir zu und ging dann in das Gebäude.« Sie seufzte erneut, war plötzlich zu müde, um mit dem weiter umgehen zu können. »Ich denke, ich hätte sie bis zum Klassenzimmer bringen sollen.«
    »Ich sah, dass Sie sie um drei abholten - darum rufe ich an. Ich fürchte, dass sie ernste Probleme bekommt, wenn nicht jemand einen Weg findet, an sie heranzukommen.«
    Madelaine hätte das fast instinktiv geleugnet, doch stattdessen ging sie mit dem Telefon ins Wohnzimmer und setzte sich auf das schwer gepolsterte Sofa. Seit Francis' Tod hatte sie das Gefühl, nicht mehr sie selbst zu sein. Jeden Augenblick lebte sie in dem Bewusstsein, wie zerbrechlich das Leben war, wie unsicher, und sie hatte nicht mehr die Kraft, so zu tun, als sei sie perfekt. Sie fühlte sich, als würde sie Wasser im tiefen Teil des Schwimmbeckens treten.
    »Ich bin ... völlig durcheinander, Vicki«, gestand sie und in dem Augenblick, als die Worte über ihre Lippen kamen, fühlte sie sich, als ob eine Last von ihren Schultern gefallen sei. »Francis war mehr als ein Freund. Er gehörte zur Familie.
    Wann immer ich versuche, über ihn zu reden, endet es damit, dass wir beide weinen und sich keiner von uns besser fühlt. Ich weiß, dass sie Hilfe sucht, aber ich habe keine Kraft, ihr etwas zu geben, und wenn ich es versuche, wartet sie nicht einmal, bis ich die richtigen Worte gefunden habe.«
    »Ich weiß, was Sie fühlen. Mein Bruder und seine Frau sind im vergangenen Jahr gestorben und ich habe meinen Neffen zu mir genommen. Wir sind wochenlang danach wie Löwen miteinander umgegangen, die um ein Revier kämpfen. Es ist eine unerträgliche Zeit.«
    »Was soll ich also tun?«
    »Geben Sie nicht auf. Versuchen Sie, zu ihr durchzudringen. Und schauen Sie, ob es Anzeichen für wirkliche Probleme gibt. Ich werde versuchen, sie mit meinem Neffen bekannt zu machen, aber das wird nicht leicht sein.« Sie lachte. »Ihre Tochter wird ihn für einen totalen Deppen halten.«
    Madelaine lächelte müde. »Damit wollen Sie wohl sagen, dass er ein großes Kind ist.«
    »Im Augenblick... ja. Versuchen Sie, für Lina jemand zu finden, mit dem sie sprechen kann. Ich werde das auch weiter versuchen, aber sie wird auf niemand hören, der Autorität verkörpert.«
    »Ja«, antwortete Madelaine. »Das werde ich. Vielen Dank, Vicki.«
    Als sie aufgelegt hatte, erhob Madelaine sich und ging den Korridor hinunter. Sie erreichte Linas Zimmer, noch bevor sie sich einen Plan zurechtgelegt hatte. Aber in der Minute, als sie auf die geschlossene Tür schaute, wusste sie, was sie zu tun hatte.
    jemanden, mit dem sie reden konnte.
    Sie klopfte an die Tür.
    Keine Reaktion.
    Madelaine sammelte sich und öffnete dennoch die Tür.
    Lina saß auf ihrem Bett, hörte mit großen, schwarzen Kopfhörern Musik und rauchte eine Zigarette. Sie trug ein Sweatshirt mit dem Aufdruck: Wenn du meine Musik nicht magst, bist du einfach zu alt. Tränen rannen über ihre Wangen.
    Der Anblick ihres Kindes, das allein in seinem Zimmer saß, sich hin und her wiegte und weinte, war fast mehr, als Madelaine ertragen konnte. Sie ging zu der Stereoanlage hinüber und schaltete sie ab.
    »Verdammt, Mom!« Lina riss sich die Kopfhörer vom Kopf und warf sie auf das ungemachte Bett. »Du hast kein Recht, hier hereinzuplatzen und meine Musik abzustellen.«
    Madelaine nahm Lina wortlos die Zigarette aus dem Mund und drückte sie in dem überquellenden Aschenbecher auf dem Boden aus. Dann setzte sie sich neben ihre Tochter.
    Für eine Sekunde sahen sie sich einfach nur an und der argwöhnische Groll, der in Linas Augen zu sehen war, schmerzte. Gott, wie er schmerzte.
    Madelaine streckte die Hand aus und strich das struppige Haar aus den Augen ihrer Tochter.
    Lina zuckte zusammen und wich zurück, lachte unsicher. »Ich werde mir das Haar nicht anders schneiden lassen.«
    Madelaine seufzte. So viele Missverständnisse. »Ich dachte nicht daran, dass du einen anderen Haarschnitt brauchst. Ich dachte, dass du einen Vater brauchst.«
    Lina erblasste. »Du hast gesagt, er will mich nicht sehen.«
    »Er

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