Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
das. Sie war wie ein Geist, schwebte am Rande ihrer Clique und versuchte die Worte zu finden, die ihr Zugang verschaffen würden.
    »He, Hillyard«, rief Jett und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Hast du Geld? Wir brauchen was zu rauchen.«
    Lina grinste und klemmte eine widerspenstige Locke ihres schwarzen Haares hinter das Ohr. Es war nicht viel, das wusste sie, aber es bedeutete, dass er etwas von ihr wollte, etwas brauchte. Sie hatte immer mehr Geld als die anderen. (Es war das einzig Coole, was von ihrer unfähigen Mutter kam.) »Ja, ich hab genug für ein paar Päckchen«, antwortete sie und kramte in ihrer Jeanstasche.
    Brittany warf ihr einen durchdringenden Blick zu. Dann öffnete sie ihre Handtasche und holte eine Flasche Tequila heraus. »Hier, Lina, nimm einen Drink.«
    Lina griff nach dem Hals der Flasche und nahm einen brennenden Schluck. Der Tequila versengte ihre Kehle und explodierte dann in ihrem Magen.
    Brittany fuhr sich mit einer Hand durch ihr kurz geschorenes Haar und schob sich neben Jett. Sie starrte Lina triumphierend an, umfasste seinen Hals und drückte einen langen, feuchten Kuss auf seinen Mund. Jett legte einen Arm um Brittanys Taille und zog sie dicht an sich. »Du schmeckst wie Tequila«, murmelte er. Dann sah er sich um. »Wer hat den Pot?«
    Binnen weniger Sekunden war die Nachtluft vom süßen Duft des Marihuana erfüllt. Die Jugendlichen stellten sich in einem Kreis zusammen, reichten den Joint von einem zum anderen weiter, lachten und tanzten.
    Lina spürte die Wirkung des Stoffes in ihrem Kreislauf. Die Welt schien langsam zu werden. Ihr Körper wurde zu einem schweren Sirup und sie sank langsam, ganz langsam nach unten.
    Sie schloss ihre Augen und schwankte. Gott, es war ein gutes Gefühl, berauscht zu sein. Wenn sie high war, waren ihr viele Dinge egal. Plötzlich war es unwichtig, dass ihre perfekte Mutter heute ein Gespräch mit der Studienberaterin hatte. Wenn sie high war, konnte sie nichts verletzen.
    Selbst die Fragen, die sie heute den ganzen Tag gequält hatten, waren jetzt ebenso substanzlos wie der Rauch, der aus ihrer Zigarette aufstieg.
    Brittany ließ sich neben sie plumpsen. »Ich hab deine blöde Mutter heute in Miss Owens Büro gehen sehen.«
    Jett lachte. »Oh, dann hast du jetzt aber Probleme, Hillyard.«
    »Ja, ich hab sie auch gesehen«, fiel ein anderer ein. »Sie mag zwar ein Miststück sein, aber deine Mutter ist scharf.«
    »Sie könnte ein Model sein«, sagte Brittany und beugte sich dann näher. »Du siehst ihr überhaupt nicht ähnlich. Wem in deiner Familie ähnelst du?«
    Lina zuckte zusammen und griff nach ihren Zigaretten. Manchmal hasste sie Brittany mehr, als sie ertragen konnte. »Meinem Dad, vermute ich.«
    Brittany schenkte ihr einen kalten, abschätzenden Blick. »Aber das ist natürlich nur eine Vermutung.« Sie nahm einen weiteren tiefen Schluck Tequila und lachte, während sie schluckte. Dann sprang sie auf. »He, ich hab 'ne Idee.« Sie rannte zu Jett hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sie begannen beide zu lachen.
    Jett ließ seine leere Jack-Daniel's-Flasche fallen und ging wankend und sehr langsam zum Auto. Er öffnete den Kofferraum und kramte in dem Zeug, das darin lag, nahm ein paar Dinge heraus und kehrte dann zur Lichtung zurück. Ein breites, trunkenes Grinsen explodierte auf seinem Gesicht. »Hillyard, wir werden ausknobeln, wer dein Vater ist.«
    Lina antwortete nicht. Sie wussten nicht - keiner von ihnen wusste -, wie sehr sie sie mit ihren gedankenlosen Worten verletzen konnten. »Was meinst du damit?«, fragte sie leise.
    Er hockte sich neben sie, bis er in Augenhöhe mit ihr war. »Wir werden rausfinden, wem du ähnlich siehst. Das wird cool. Du wirst schon sehen.« Bevor sie darauf etwas erwidern konnte, hatte er ihr eine alte Baseballmütze auf den Kopf gesetzt und eine Schere hervorgezaubert. »Ich werde genau um die Kappe rumschneiden - das sieht stark aus.« Er rülpste angetrunken und lachte.
    Angst stieg in ihr auf. »Augenblick mal...«
    »Meine alte Dame ist Friseuse. Ich weiß, was ich tue«, sagte Jett.
    Brittany starrte auf sie herab. »Du hast doch wohl keinen Schiss, oder?«
    Die anderen Jugendlichen drängten sich um sie.
    Lina biss sich auf die Unterlippe, damit die nicht zitterte, schaute aber Brittany unverwandt ins Gesicht. »Ich hab keinen Schiss«, sagte sie. »Und außerdem ist kurzes Haar viel cooler.« Sie wandte sich an Jett und schenkte ihm ihr breitestes, mutigstes

Weitere Kostenlose Bücher