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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Augen auf und Ärger erfüllte ihn wieder. »Es geht nicht um dich, Madelaine. Zieh dir diesen Schuh nicht an, dass du etwas hättest tun sollen. Ich hab's versaut. Ich. Ich hätte nicht sagen sollen, dass ich ihr Daddy sein würde - ich bin diese Verpflichtung eingegangen, als ob es so unwichtig sei wie die Entscheidung, welchen Mantel man anzieht. Ich hatte nicht nachgedacht.«
    Sie zog ihre Hand zurück. »Und was willst du nun tun? Du hast dein ganzes Leben damit verbracht, vor Dingen wie diesen davonzulaufen, Angel. Willst du nun wieder davonlaufen - wieder deine Furcht mit einer Flasche Tequila bekämpfen, bis du vergessen hast, wie sehr es schmerzt?«
    Die Worte trafen ihn wie Schläge. Er zuckte zusammen. »Ich weiß es nicht.«
    »Das ist nicht genug. Sie wird wiederkommen - wenn sie sich wie üblich verhält, wird sie in etwa einer Stunde zurück sein und dann wird sie so wütend wie eine Hornisse sein. Was willst du ihr dann sagen? Hallo oder Lebewohl?«
    Er schüttelte seinen Kopf. »Tu mir das nicht an, Mad. Ich bin nicht stark genug ...«
    Sie packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn heftig. »Wage es ja nicht, mir das zu sagen. Dieses Mal nicht. Niemand ist stark genug, Vater oder Mutter zu sein. Wir tun es einfach blindlings, kommen mit Glaube und Liebe und Hoffnung weiter. Das ist alles, Angel. Angst zu haben, Angst zu haben bis tief ins Mark und weiterzumachen.«
    Er beruhigte sich. Ein Fünkchen Hoffnung glomm in seinem Herzen auf. »Du hast Angst um sie?«
    Sie gab ein schnaufendes Geräusch von sich, das fast ein Lachen war. »Ich habe Angst seit dem Augenblick, als man sie mir in die Arme legte. Jedes Mal, wenn sie zur Schule oder zum Haus einer Freundin oder zu einer Verabredung geht. Ich habe Angst. Ich habe Angst davor, was die Welt meinem wunderschönen kleinen Mädchen antun wird, Angst davor, was ich ihr antun werde. Es geht nie vorbei, niemals. Man lebt einfach damit und liebt sie und ist für sie da.«
    Er stieß seinen Atem mit einem langen, zitternden Seufzer aus. »Ich weiß nicht, ob ich das kann.«
    Sie löste sich von ihm. »Das kannst nur du allein entscheiden, Angel. Nur du allein.«

Kapitel 27
    Lina hielt ihr Fahrrad am Ende des Zufahrtsweges an. Die Lichter im Haus brannten. Sie konnte Schatten sehen, die sich hinter dem Wohnzimmerfenster bewegten. Ein sich verstärkendes Gefühl von Scham erfüllte sie, aber sie verdrängte es.
    Sie schob das Fahrrad die Auffahrt hoch und lehnte es an die Mauer. Langsam stieg sie die knarrende Verandatreppe hoch und blieb vor der Haustür stehen. Sie wappnete sich, drehte den Türknopf und öffnete die Tür.
    Ihre Mutter und ihr Vater standen an gegenüberliegenden Enden des Raumes. Sie drehten sich gleichzeitig zur Türe um und erstarrten.
    Ihre Mutter lächelte sie an mit einem zärtlichen, verstehenden Lächeln, bei dem Lina am liebsten wieder zu weinen begonnen hätte. »Hallo, mein Schatz.«
    Lina sah ihren Vater an - aber der schaute rasch beiseite. Die Panik, die sie unterdrückt hatte, erfasste sie, erfüllte sie ganz. Sie hatte es verdorben, mit ihrem dummen Kleinmädchen-Wutausbruch hatte sie alles verdorben. Sie rannte zu ihrem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Sie schaltete die Stereoanlage ein und drehte die Musik ohrenbetäubend laut auf.
    Sie ließ sich auf das Bett sinken und versuchte zu weinen, aber die Tränen, die so heftig brannten, wollten nicht kommen. Sie beugte die Schultern vor und ließ den Kopf hängen, starrte auf ihre Füße.
    »O Gott«, flüsterte sie.
    Sie dachte daran, wie ihre Mutter vorher ausgesehen hatte -das Haar war völlig durcheinander und der Sweater nur halb zugeknöpft. Die Augen waren verschleiert und weich gewesen und sie schien nicht aufhören können zu lächeln.
    Glücklich. Ihre Mutter hatte glücklich ausgesehen.
    Und Lina hatte ihr das weggenommen, sie hatte es ihnen allen weggenommen.
    Jemand klopfte an die Tür.
    »Geh weg«, flüsterte sie, wartete auf das Geräusch von Schritten. Ihre Mutter blieb immer ein paar Sekunden stehen und ging dann. Morgen würden sie beide so tun, als sei nichts vorgefallen.
    Aber das Pochen kam wieder, lauter, hartnäckiger. Lina ignorierte es und die Tür wurde so heftig geöffnet, dass sie gegen die Wand knallte. Ein gerahmtes großes Brad-Pitt-Poster fiel zu Boden, Glassplitter lagen überall auf dem blauen Teppich.
    Angel stand im Türrahmen und füllte ihn aus. Seine dunklen Augenbrauen waren eng zusammengezogen und das allgegenwärtige

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