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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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beide Lieben unmöglich nebeneinander bestehen konnten und zwischen denen er niemals eine Wahl treffen konnte. Ein Priester, der eine Frau liebte. Ein Mann, der Gott liebte.
    Doch niemals zuvor hatte seine Liebe zu Madelaine seinen Gelübden geschadet - er hatte sie mit einer Reinheit geliebt, die seine Priesterschaft nicht befleckte. Das waren zumindest die kleinen Lügen, an die er selbst glauben wollte, wenn er allein in seinem Bett lag und an sie dachte.
    Bis jetzt. Jetzt hatte er sie geküsst - und nicht als ihr Priester oder als ihr Freund, sondern als der Mann, der sie liebte. Er hatte die Worte am helllichten Tage gesagt und, Gott möge ihm beistehen, er hatte atemlos auf ihre Antwort gewartet.
    Und das war nicht einmal seine größte Sünde. Er hatte ihr gesagt - sie angefleht -, Lina die Wahrheit zu verschweigen.
    Lina, die Tochter, die seine war und doch nicht, die er mehr liebte als sein eigenes Leben. Er hatte die Lüge unterstützt, die ihr das Herz brechen würde.
     
    Angel war wieder in Seattle. Er starrte aus dem schäbigen, winzigen Fenster seines Krankenhauszimmers und schaute zu, wie der Regen an dem Glas herunterrann. Ein Krankenhauszimmer in Seattle - Seattle - war der schlimmste Ort, an dem man sein konnte. In der Nacht zuvor hatte man ihn mit einem Hubschrauber hergeflogen, im Schutz der Dunkelheit, wie ein Stück Fleisch auf einer Trage festgezurrt, sein Gesicht maskiert, sein Name verschwiegen.
    In diesem Hubschrauber war er ein Niemand, einfach einer von vielen sterbenden Männern, die zu einem Hightech-Krankenhaus geflogen wurden. Er war unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hertransportiert worden, damit seine wahre Identität nicht bekannt wurde. Mark Jones - so nannten sie ihn. Ein Risikopatient, der in einen abgelegenen Flügel auf die Intensivstation gebracht worden war. Er hatte es so gewollt, aber es ärgerte ihn noch immer, so anonym zu sein. Jahrelang war er in großem Stil hofiert und fotografiert worden, wohin er auch kam. Jahrelang war er jemand gewesen. Und jetzt war er ganz einfach der alte Mark Jones, ein Niemand mit einem versagenden Herz.
    Es klopfte an die Tür. Dann ein gewispertes »Mr Jones?«
    Er versuchte sich aufzurichten, aber die Nadeln in seinen Adern hinderten ihn daran, lösten schmerzende Stiche aus, die durch seinen Arm schössen. Er murmelte einen Fluch, ignorierte das Stechen und mühte sich weiter. Als er schließlich aufrecht saß, war er erschöpft und glaubte eine erniedrigende Sekunde lang, brechen zu müssen. Der Raum verschwamm vor seinen Augen. Sein Herz schlug und stockte wie das Wort eines Stotterers.
    Seine Brust schmerzte nicht, aber er wusste, dass dies ein trügerisches Gefühl von Sicherheit war. Er war mit Medikamenten voll gepumpt, und wenn deren Wirkung nachließ, würde er elende, unerträgliche Schmerzen haben. »Herein«, sagte er mit pfeifender, atemloser Stimme.
    Die Tür öffnete sich und ein großer, grauhaariger Mann in weißem Kittel trat ein. Die Tür fiel quietschend hinter ihm zu.
    Der Besucher setzte sich und rutschte nahe an das Bett, wobei er Angels Akte durchblätterte. »Ich bin Chris Allenford, Chef des Transplantationsteams hier im Saint Joseph's.«
    Angel konzentrierte sich darauf, seinen Herzschlag im Takt zu halten - das war nicht leicht, da Furcht durch sein Blut pulsierte. Er wollte locker und völlig gelassen aussehen, wollte gesund wirken.
    Dies war der Mann, auf den er gewartet hatte, der Mann, an den er zu glauben versucht hatte, seit dieser Alptraum begonnen hatte. Der Mann, der den Schrecken der letzten paar Tage wegnehmen konnte, ihn vollends zum Verschwinden brachte.
    Angel bot all seine schauspielerischen Fähigkeiten auf und setzte ein anmaßendes Lächeln auf. »He, Doc.«
    »Ich habe mit Ihren Ärzten Kennedy und Gerlaine gesprochen und sie sagten mir, dass Sie über Ihren Zustand unterrichtet worden sind. Ich habe mich auch mit Dr. Jones im Loma Linda beraten und wir sind uns alle einig, was Ihre Prognose betrifft.«
    »Gerlaine sagte mir, dass eine Operation unmöglich sei. Im LaGrangeville ist das wahrscheinlich tatsächlich so, aber hier ...« Er ließ den Satz unbeendet, fürchtete sich, die Frage tatsächlich zu stellen.
    Allenford runzelte die Stirn.
    Ich bin nicht bereit, dachte Angel plötzlich. Nicht bereit, darüber zu sprechen. Nicht bereit für ein Stirnrunzeln.
    Allenford legte die Akte auf den Nachttisch. »Ich könnte mich darüber auslassen, wie geschwächt und kraftlos Ihr Herz ist,

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