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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zu dringen, es zu nähren, es zu wärmen.
    Er schaute plötzlich auf, hatte Blickkontakt mit Madelaine. Ein einziger Gedanke war zwischen ihnen. Das ist es.
    Alle im Raum Anwesenden schienen plötzlich erwartungsvoll einzuatmen. Madelaine trat noch näher, bis sie fast den Tisch berührte. Sie schaute an den blaugrün gekleideten Leibern vorbei, die zu beiden Seiten von ihr standen, starrte auf das Loch in Angels Brust, auf die Masse von rosa Gewebe, das dort bewegungslos lag.
    Schlag, flehte sie stumm. Lass das alles nicht umsonst gewesen sein...
    Die große alte Wanduhr tickte eine Minute lang, dann eine weitere.
    »Isuprel verstärken«, sagte Allenford gelassen. »Auf vier Einheiten gehen.«
    »Komm schon«, flüsterte Madelaine und ballte ihre Hände zu Fäusten. Komm schon, Francis.
    »Wollen Sie den Defibrillator?«, sagte jemand.
    »Psst«, sagte Chris.
    Äußerste Stille senkte sich auf den Raum. Alle Blicke waren auf das neue Herz gerichtet. Es begann zu zittern, nachdem Stunden vergangen zu sein schienen.
    Madelaine spürte, dass ihr eigenes Herz erwartungsvoll einen Satz machte.
    »Nun komm schon«, drängte Chris das Organ. »Mach schon.«
    Francis' Herz begann in der Brust von Angel zu zucken.
    Einmal, zweimal, dreimal, dann begann es langsam und gleichmäßig zu schlagen.
    »Houston, wir haben einen Herzschlag«, sagte Chris.
    »Herzschlag beschleunigt sich«, sagte jemand. »Vierundfünfzig. Dreiundsechzig...«
    Ein Jubel ging durch den Raum. Madelaine versuchte darin einzufallen, aber sie konnte sich nicht bewegen, konnte nicht sprechen, konnte nicht einmal lächeln. Sie zitterte am ganzen Leib und ihre Augen brannten. Sie fühlte sich, als ob der Geist Gottes in ihr sei, sie so erfüllte, dass sie schier überfloss, sie wissen ließ - wirklich wissen ließ -, dass das, was gerade in diesem Raum geschehen war, ein Wunder war.
    Gott hatte ein Leben genommen und dann hatte Er eines zurückgegeben.
    Sie schaute wie hypnotisiert zu, wie das gesunde Herz seinen langsamen, rhythmischen Tanz aufnahm. Grinsend und weinend zugleich, bedeckte sie ihren verhüllten Mund mit den Händen und blickte zur Decke auf, gerade so, als ob sie in diesem magischen Augenblick Gott sehen könnte.
    Liebe ihn, Maddy-Mädchen. Sie zuckte beim Klang dieser Stimme zusammen und wirbelte herum, erwartete fast, Francis neben sich stehen zu sehen.
    Aber da war niemand.

Kapitel 17
    Lina konnte es nicht ertragen, im Haus zu sein. Wohin sie auch blickte, entdeckte sie Erinnerungen an Francis.
    Sie stand auf der Veranda und starrte auf die ersten rosa Streifen der Dämmerung, die über die schon dunkle Straße krochen. Ihre Lunge schmerzte von der Zigarette, die sie geraucht hatte, und ihre Augen brannten vom Weinen. Sie fühlte sich wackelig und leer und traurig ... O Gott, wie konnte man nur so traurig sein?
    Sie biss sich auf die Unterlippe und spürte wieder das Brennen in den Augen. Sie wandte sich ab und sah die Hollywoodschaukel - die er ihnen letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte - und plötzlich begann sie wieder zu weinen.
    Komm zurück, Francis. Es tut mir so Leid. O Gott, es tut mir so Leid ...
    In irgendeinem düsteren Teil ihres Verstandes hörte sie das Winseln eines Automotors. Sie blickte benommen auf und sah den Wagen ihrer Mutter die Auffahrt hochkommen. Sie trat an den Rand des Geländers und blieb dort stehen.
    Mom stellte den Motor ab und stieg aus dem Wagen. Das Bumms der zuschlagenden Tür des Volvo wirkte in der frühabendlichen Stille geradezu unanständig laut. Sie hatte die Hälfte des Weges, der zur Haustür führte, zurückgelegt, als sie Lina auf der düsteren Veranda erblickte.
    Mom stieg die knarrenden Stufen hoch und blieb stehen, lehnte sich an das von Glyzinien umrankte weiße Geländer. Ihr Blick fiel kurz auf den Aschenbecher auf dem Boden, auf die Zigarettenkippen, die überall verstreut lagen. Aber als sie Lina ansah, sagte sie kein Wort.
    Tränen stiegen in die Augen ihrer Mutter, und sie trat vor und breitete ihre Arme aus.
    Lina begab sich hölzern in die Umarmung ihrer Mutter, spürte, wie die warmen Arme sie liebevoll umfingen, und plötzlich war sie wieder ein Kind, sechs Jahre alt, und sie wollte glauben, dass ihre Mutter einfach alles besser machen konnte.
    Sie wartete darauf, dass ihre Mutter etwas sagte, Lina irgendwelche magischen, wunderbaren Worte nennen würde, die die Uhr zurückdrehen würden.
    Aber ihre Mutter sagte nichts, sondern hielt sie nur.
    Und da wusste Lina es. Es

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