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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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leise. Dann: »Ich werde dafür sorgen, dass sie es richtig machen, Chris. Wie lange wird's dauern, bis Sie hier sind?«
    »Bin schon unterwegs. Ich werde Kontakt mit UNOS aufnehmen. Die können dann die restlichen Teams überall im Land benachrichtigen.«
    Weder er noch sie verabschiedeten sich. Sie wussten beide, dass es in einer solchen Zeit keine Worte gab, nichts als kalte Sachlichkeit und Schmerz, der nie vergehen würde.
     
    Angel fühlte sich, als sei er mitten bei Safeway - in dem Gang mit den Waren, beleuchtet von strahlenden Lichtern, dazu silberglänzende Einkaufswagen und eine freundliche weiße Decke. Hier, im Operationssaal 9, waren die Wände farblos. Tische aus rostfreiem Stahl waren mit grünem Chirurgenstoff bedeckt, auf ihren flachen Oberflächen metallische Instrumente exakt platziert. Ein Fernsehmonitor, dessen Bildschirm ein klaffendes, schwarzes Rechteck war, hing an der Decke. Computer und Maschinen waren überall, tickend, summend und schmatzend. Rings um ihn standen Menschen, die er aber natürlich nicht erkennen konnte, weil sie Masken trugen und Kittel und Handschuhe.
    Nicht, dass einer von ihnen sich um ihn zu kümmern schien - er war eben einfach der Patient. Der gute alte Mark Jones. Es scherte sie nicht, dass er hier war, in diesem sterilen Raum, ausgestreckt auf einem stählernen Tisch lag, nackt, mit Nadeln und Schläuchen in seinem Körper, sein Blut von Medikamenten durchsetzt. In der Stunde, die er jetzt schon hier lag, hatte niemand mit ihm auch nur gesprochen. Stattdessen unterhielten sie sich ringsum, prüften ihre Messgeräte, beobachteten seine Lebenszeichen und schauten auf die Uhr. Alle paar Minuten kam eine neue maskierte Person mit Fluginformationen hereingeeilt, worauf eine Krankenschwester die chirurgischen Instrumente auf dem Tisch neben ihm wieder überprüfte. Und die ganze Zeit tickte die große Uhr an der Wand weiter.
    Er war - wieder - von Kopf bis Fuß rasiert und in einer beißenden rotbraunen Flüssigkeit gebadet worden, so dass er aussah, als habe man ihn in Karamellsoße getaucht. Weiter blaugrüner Stoff bedeckte seinen nackten Leib.
    Das ist es. So ist es, wenn einem das Herz herausgeschnitten wird.
    Er schloss fest die Augen, kämpfte gegen die Panik an, die ihn überkam. Er versuchte, nicht an den ersten Schnitt des Chirurgen zu denken oder an den zweiten oder an die Instrumente, die seine Brust aufbrechen würden, oder an die behandschuhten Hände, die mit der Schere ein paar Mal schnipp, schnapp machen und dann tief, ganz tief in seine Brust greifen würden.
    Er riss die Augen auf und lag schwer atmend da. »Oh, Gott«, flüsterte er, wünschte sich, es wäre ein Gebet, wünschte sich zu wissen, was er sagen sollte, worum er in diesem Augenblick bitten sollte. Aber sein ganzes Leben war ein Sturz kopfüber dem Tod entgegen gewesen und er hatte keine Hoffnung, keine wirkliche Hoffnung, dass er jemals wieder erwachen würde, dass das Herz dieses Fremden seine Rettung sein würde.
    Eine maskierte Frau beugte sich über ihn, schaute ihn mit Augen an, um deren Winkel sich Fältchen zogen. Es war erbärmlich, wie sehr er sich darüber freute, sie neben sich zu haben, obwohl es nur für eine Sekunde war, selbst wenn sie nicht einmal wusste, wer er war oder sich um ihn sorgte. Zumindest war er nicht so allein.
    »Das Herz ist gerade in SeaTac gelandet, Mr Jones«, sagte sie mit gedämpfter Stimme. »Wir werden bald anfangen können. «
    Er stellte sich ein riesiges, pulsierendes Herz vor, das auf Landebahn zwölf platschte und überall Blut verspritzte. Er zuckte zusammen und schluckte schwer.
    Er streckte eine Hand aus, griff nach der behandschuhten Hand der Krankenschwester. Verlass mich nicht. Die demütigende Bitte verlangte danach, ausgesprochen zu werden. Stattdessen atmete er scharf und zitternd ein und flüsterte: »Wo ist Mad?«
    Er sah ihr Stirnrunzeln über der Maske. »Wie bitte?«
    Er zog ungeduldig an ihrer Hand. »Dr. Hillyard. Wo ist sie?«
    Ihre Stirn glättete sich. »Sie begleitet den Transport Ihres neuen Herzens, es kam mit der Lifeflight One. Sie sind jetzt in einem Hubschrauber und müssten jede Sekunde hier sein.«
    »Geben Sie mir keine Narkose, bevor sie hier ist, in Ordnung?«
    Sie warf einen raschen Blick auf die Uhr. »Das habe ich nicht zu entscheiden, Mr Jones.«
    Er umklammerte ihre Hand. »Bitte.« Er hörte das erbärmliche Zittern in seiner Stimme, aber er konnte es nicht ändern und irgendwie war es ihm jetzt auch egal.

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