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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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über die Arme.
    „Ärmste, nun bist du naß geworden. - Trink mir zu, Ragnfrid.“
    Sie berührte die Kanne nur mit den Lippen.
    „Nein, trink doch mit mir“, sagte Lavrans heftig und wollte seine Frau auf den Schoß ziehen. Widerwillig fügte sie sich ihm. Lavrans sagte:
    „Du wirst in dieser Sache wohl auf meiner Seite stehen, mein Weib? Am besten ist es doch für Kristin, wenn sie von Anfang an begreift, daß sie sich diesen Mann aus dem Sinn schlagen muß.“
    „Es wird hart sein für das Kind“, sagte die Mutter.
    „Ja, ich begreife das“, antwortete Lavrans.
    Sie saßen eine Weile da, da fragte Ragnfrid:
    „Wie sieht er aus, dieser Erlend von Husaby?“
    „Oh“, sagte Lavrans und zog die Antwort hinaus. „Ein schöner Mann ist er - in einer Art. Aber er sieht nicht aus, als tauge er zu viel anderem, als Frauen zu betören.“
    Sie schwiegen wieder eine Weile, da sagte Lavrans abermals: „Mit dem großen Erbe, das er von Herrn Nikulaus übernahm, hat er wohl so gewirtschaftet, daß es sehr klein geworden ist. Für solch einen Schwiegersohn habe ich nicht gestrebt und gearbeitet und versucht, meine Kinder sicherzustellen.“
    Die Mutter ging unruhig auf und ab. Lavrans fuhr fort:
    „Am wenigsten behagte es mir, daß er versuchte, Kolbein mit Silber zu bestechen -er sollte Kristin einen heimlichen Brief von ihm überbringen.“
    „Hast du den Brief gelesen?“ fragte Ragnfrid.
    „Nein, das mochte ich nicht“, sagte Lavrans schroff. „Ich gab ihn Herrn Munan zurück und sagte ihm, was ich von solch einem Betragen halte. Sein Siegel hatte er auch daran gehängt -ich weiß nicht; was ich zu solchen Kinderstreichen sagen soll. Herr Munan zeigte mir, daß es das Geheimsiegel König Skules war, das Erlend von seinem Vater ererbt hat. Er meinte wohl, ich solle bedenken, welch große Ehre es sei, wenn sie um meine Tochter bitten. Aber ich denke, Herr Munan hätte diese Sache nicht mit soviel Wärme für Erlend geführt, hätte er nicht begriffen, daß mit diesem Mann die Macht und die Ehre des Husaby-Geschlechtes, die die Sippe in Herrn Nikulaus’ und Herrn Baards Tagen gewonnen hatte, zu sinken beginnen. Erlend kann nun nicht mehr erwarten, eine Heirat zu machen, wie sie seiner Geburt entspräche.“
    Ragnfrid blieb vor ihrem Mann stehen.
    „Nun weiß ich nicht, Hausvater, ob du in dieser Sache recht hast. Da ist vor allem zu nennen, daß, so wie die Zeiten sind, gar manche Männer ringsum auf den großen Höfen sich mit weniger Macht und Ehren haben begnügen müssen, als ihre Väter vor ihnen besessen hatten. Das weißt du selbst am besten, es ist nicht mehr so leicht, Reichtum, sei es an Land oder durch den Handel, zu erwerben, wie dies früher in der Welt war..."
    „Ich weiß, ich weiß“, unterbrach sie der Mann ungeduldig, „um so mehr gilt es, sein Erbe mit Vorsicht zu verwalten ...“ Aber Ragnfrid fuhr fort:
    „Und dann noch dies: mich dünkt nicht, daß Kristin eine ungleiche Heirat für Erlend sein könnte. In Schweden gehört dein Geschlecht mit zu den besten, dein Großvater und dein Vater trugen den Ritternamen hier im Lande. Meine Vorfahren waren Lehnsherren, viele hundert Jahre lang, vom Vater auf den Sohn, bis zurück zu Ivar dem Alten; mein Vater und mein Großvater waren Landvögte. Zwar habt ihr, du und Trond, weder Standesnamen noch Land von der Krone erhalten. Da aber dünkt mich, man könnte sagen, es stehe mit Erlend Nikulaussohn nicht anders als mit euch.“
    „Das ist nicht das gleiche“, sagte Lavrans heftig. „Für Erlend lagen Macht und Rittername bereit, und er wandte sich um der Hurenschaft willen davon ab. Aber ich verstehe nun, daß auch du gegen mich bist. Mag sein, daß es auch dich, wie Aasmund und Trond, eine Ehre für mich dünkt, wenn nun diese großen Leute meine Tochter für einen der Ihren haben wollen.“
    „Ich habe dir gesagt“, erwiderte Ragnfrid etwas hitzig, „mich dünkt nicht, daß du empfindlich zu sein und zu fürchten brauchtest, Erlends Verwandte könnten meinen, sie ließen sich in dieser Sache herab. Aber verstehst du denn aus alledem nicht -das sanfte und fügsame Kind hatte den Mut, sich uns zu widersetzen und Simon Darre zu verschmähen? Hast du denn nicht gesehen, daß Kristin ganz und gar verändert ist, seit sie von Oslo gekommen ist, siehst du denn nicht, daß sie umhergeht, als sei sie verhext? Begreifst du denn nicht, sie hat diesen Mann so lieb, daß hier ein großes Unglück geschehen kann, wenn du nicht

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