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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Knabe satt war, nahm sie ihn der Frau ab und hielt ihn auf ihrem Arm.
    „Schau her“, sagte sie. „Dünkt dich nicht, daß dies ein schöner und prächtiger Bursche ist...“
    „Das ist er wohl“, antwortete der Mann und sah nicht hinüber.
    Kristin saß eine Weile mit dem Kind da, ehe sie es der Mutter zurückgab.
    „Ich will diesem deinem Sohn eine Gabe senden, Arndis“, sagte sie, „denn er ist das erste Kind, das ich auf meinen Armen gehalten habe, seit ich nördlich vom Gebirge hierhergekommen bin.“
    Heiß und trotzig, mit einem kleinen Lächeln, sah Kristin ihren Mann an und dann die Bauern auf der Bank. Dem einen und anderen zuckten die Mundwinkel ein ganz klein wenig, dann aber sahen sie vor sich hin, die Gesichter vor lauter Ernst erstarrt. Da stand ein uralter Mann auf; er hatte bereits reichlich getrunken. Jetzt nahm er die Schöpfkelle aus der Bierschüssel, legte sie auf den Tisch und hob die schwere Schale.
    „Da wollen wir darauf trinken, Herrin, daß das nächste Kind, das du auf deinen Arm legst, der neue Bauer auf Husaby sei!“
    Kristin erhob sich und nahm die schwere Schale entgegen. Sie bot sie erst ihrem Mann. Erlend nippte kaum daran, aber Kristin trank tief und lang.
    „Dank für den Gruß, Jon in Skog“, sagte sie und nickte fast strahlend und lächelnd. Dann reichte sie die Schale weiter.
    Erlend war rot und voll Zorn, soviel Kristin sehen konnte. Sie selbst war nur von einer ganz unwahrscheinlichen Lust erfüllt, zu lachen und froh zu sein. Eine Weile später mahnte Erlend zum Aufbruch, und so begaben sie sich auf den Heimweg.
    Sie waren ein Stück weit geritten, ohne miteinander zu sprechen, da sagte Erlend plötzlich heftig:
    „Glaubst du, es ist notwendig, selbst die Bauern merken zu lassen, daß du mit einem Kind unterm Herzen geheiratet hast. Du kannst dich dem Teufel darauf verschreiben, daß das Gerede über uns beide bald durch alle Gemeinden hier am Fjord fliegen wird.“
    Kristin antwortete zuerst nichts. Sie blickte geradeaus über den Kopf des Pferdes hinweg, und jetzt war sie so weiß im Gesicht geworden, daß Erlend erschrak.
    „Das werde ich nicht vergessen, solange ich lebe“, sagte sie endlich und sah ihn nicht an, „daß dies die ersten Worte waren, mit denen du ihn begrüßtest, deinen Sohn, den ich unter meinem Gürtel trage.“
    „Kristin!“ sagte Erlend flehentlich.
    „Meine Kristin“, bettelte er, da sie nicht antwortete und ihn nicht ansah. „Kristin!“
    „Herre?“ fragte sie kalt und höfisch und wandte den Kopf nicht.
    Erlend fluchte, daß die Funken stoben, gab seinem Pferd die Sporen und jagte über den Weg dahin. Aber bald darauf kam er wieder zu ihr zurückgeritten.
    „Jetzt wäre ich beinahe so bös geworden“, sagte er, „daß ich von dir weggeritten wäre.“
    „Da hätte es geschehen können“, erwiderte Kristin ruhig, „daß du reichlich und lange auf mich hättest warten müssen, ehe ich dir nach Husaby nachgekommen wäre.“
    „Wie du redest“, sagte der Mann und gab es auf.
    Wieder ritten sie ein Stück Weges, ohne miteinander zu sprechen. Nach einer Weile kamen sie an eine Stelle, wo ein kleiner Pfad über einen Bergrücken führte. Erlend sagte zu seinem Weib:
    „Ich hatte gedacht, wir könnten über die Höhe hier reiten, es ist ein wenig weiter, aber ich fühle Lust, hier einmal mit dir umherzustreifen.“
    Kristin nickte gleichgültig.
    Nach einer Weile sagte Erlend, es sei nun besser, wenn sie zu Fuß weitergingen. Er band die Pferde an einem Baum fest.
    „Gunnulv und ich hatten hier auf diesem Berg eine Feste“, sagte er. „Es könnte mich gelüsten, zu sehen, ob noch etwas von unserer Burg übrig ist.“
    Er nahm sie bei der Hand. Sie fand sich darein, blickte jedoch im Gehen zu Boden und gab acht, wo sie ihre Füße hinsetzte. Es währte nicht lange, da waren sie auf der Höhe.
    Über dem bereiften Laubwald im Einschnitt des kleinen Baches lag Husaby auf dem Hang ihnen gerade gegenüber, riesig groß und mächtig mit der steinernen Kirche und den vielen großen Baulichkeiten, mit breiten Äckern ringsum und dem dunklen Waldhang dahinter.
    „Die Mutter“, sagte Erlend leise, „ging oft mit uns hierher. Aber immer saß sie da und starrte nach Süden, zum Dovregebirge hinauf. Sie sehnte sich wohl früh und spät von Husaby fort. Oder sie wandte sich gen Norden und sah durch den Taleinschnitt hinaus, dort, wo du es blauen siehst; das sind die Berge jenseits des Fjords. Nie blickte sie zum Hof

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