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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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speichelte und weinte und dir die Brust tätschelte -er war sogar an jenem Morgen noch stinkvoll, als die Leute zu uns heraufkamen und zusahen, wie ich dir das Frauenlinnen umband.“
    „Er hat mich gekannt seit... Ich kann nicht so weit zurückdenken“, antwortete Kristin böse. „Er pflegte mich auf seinen Schoß zu nehmen und mit mir zu spielen, als ich ein kleines Mädchen war.“
    Erlend lachte wiederum.
    „Das ist mir ein seltsames Vergnügen, daß ihr dasitzen mußtet und dem Alten zuhören, wie er euch Gesetz auf Gesetz vorsang. Lavrans ist doch in jeder Art anders als andere Männer -sonst pflegt man gern zu sagen, wenn der Bauer die Gesetze des Landes und der Hengst seine Stärke kennten, dann möchte der Teufel Ritter sein ..."
    Kristin stieß einen Ruf aus und schlug ihrem Pferd in die Weichen. Erlend sah zornig und erstaunt seiner Frau nach, wie sie ihm davonritt.
    Plötzlich gab er seinem Pferd die Sporen. Jesus! Die Furt -über die war jetzt nicht hinüberzukommen, der Lehmhang war im Herbst abgerutscht. Als Slöngvanbauge den anderen Gaul hinter sich wußte, griff er noch weiter aus. Erlend erschrak zu Tode - wie sie doch die steilen Hänge hinunterjagte. Er sprengte durch den Niederwald an ihr vorbei, schlug einen Bogen und schnitt ihr dort, wo der Pfad ein kleines Stück weit flach verlief, den Weg ab, so daß sie anhalten mußte. Als er an ihre Seite kam, sah er, daß sie jetzt wohl selbst ein wenig ängstlich geworden war.
    Erlend neigte sich zu seinem Weib vor und schlug sie auf die Wange, daß es sang - und Slöngvanbauge sprang zur Seite, erschrocken und sich aufbäumend.
    „Ja, das hast du verdient“, sagte Erlend mit zitternder Stimme, als die Pferde sich beruhigt hatten und sie wieder Seite an
    Seite ritten. „Wie du dahinrastest, sinnlos im Zorn. Du hast mich erschreckt.“
    Kristin hielt den Kopf so, daß er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Erlend wünschte, er hätte sie nicht geschlagen. Dann aber sagte er wieder:
    „Ja, du hast mich erschreckt, Kristin - so dahinzustürmen! Und noch dazu jetzt“, sagte er ganz leise.
    Kristin gab keine Antwort und sah ihn nicht an. Aber Erlend fühlte, daß sie jetzt weniger zornig war als zuvor, da er ihr Heim verspottet hatte. Er wunderte sich sehr darüber, aber er sah, daß es sich so verhielt.
    Sie kamen nach Medalby, und Erlends Pächter trat heraus und wollte sie in die Stube führen. Aber Erlend meinte, sie könnten zuerst die Häuser ansehen, und Kristin solle dabeisein. „Ihr gehört jetzt der Hof - und sie versteht sich besser darauf als ich, Stein“, sagte er lächelnd. Es waren einige Bauern anwesend, die als Zeugen dienen sollten, und unter ihnen befanden sich auch ein paar von Erlends anderen Pächtern.
    Stein war am letzten Umzugstag hierher auf den Hof gekommen und hatte seit dieser ganzen Zeit den Grundherrn gebeten, er möchte doch heraufkommen und sehen, in welchem Zustand die Häuser übernommen worden waren, oder er möchte wenigstens einen Vertrauensmann senden. Die Bauern bezeugten, daß nicht ein einziges Gebäude wirklich instand und dicht gewesen sei und daß die, die jetzt verfallen waren, schon so gewesen seien, als Stein hierherkam. Kristin sah, daß es ein guter Hof war, aber er war vernachlässigt worden. Dieser Stein schien ihr ein tüchtiger Mann zu sein, und Erlend zeigte sich denn auch sehr nachgiebig und versprach ihm einige Erleichterungen im Pachtzins, bis er die Häuser ausgebessert habe.
    Dann gingen sie in die Stube, und dort war der Tisch mit gutem Essen und starkem Bier gedeckt. Die Frau des Bauern bat Kristin, es zu entschuldigen, daß sie ihr nicht vors Haus entgegengegangen sei. Aber der Mann gestatte ihr nicht, sich unter freien Himmel zu begeben, ehe sie nach ihrem Kindbett in der Kirche gewesen sei. Kristin begrüßte die Frau freundlich, und dann mußte sie zur Wiege hingehen und das Kind ansehen. Es war das erste bei diesen Leuten, und es war ein Sohn, zwölf Nächte alt, groß und stark.
    Jetzt wurden Erlend und Kristin zum Hochsitz geführt, und auch alle übrigen setzten sich nieder und tranken eine gute
    Weile. Während der Mahlzeit sprach Kristin am meisten von allen; Erlend sagte wenig und ebenso die Bauern, aber Kristin glaubte doch zu merken, daß die Leute sie gut leiden mochten.
    Da erwachte das Kind, jammerte erst und fing dann an, so fürchterlich zu schreien, daß die Mutter hingehen und es an die Brust legen mußte. Kristin sah ein paarmal zu den beiden hinüber, und als der

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