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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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in dem kindlich runden Gesicht. Aber er hatte eine frische Farbe gehabt, eine milchweiße Stirn unter dem schönen hellbraunen und gelockten Haar. Das lockige Haar besaß er noch, ebenso nußbraun und voll, aber sein ganzes Gesicht war braunrot, unter den Augen gefurcht und mit schweren Wangen und einem Doppelkinn. Und er war so schwerfällig geworden - hatte auch einen kleinen Bauch bekommen. Er sah jetzt nicht mehr aus wie ein Mann, der Lust fühlen könnte, sich des Abends auf den Bettrand zu legen, um mit seinem Mädchen zu tuscheln. Kristin tat es leid um ihre junge Schwester; sie war so frisch und lieblich und so kindlich froh darüber, daß sie verheiratet werden sollte. Schon am ersten Tag hatte sie Kristin die Truhen mit dem Heiratsgut und Simons Festgaben gezeigt - und sie hatte erzählt, was sie von Sigrid Andrestochter über einen vergoldeten Schrein gehört hatte, der in der Brautkammer auf Formo stehe; es seien zwölf kostbare Kopflinnen darin, und diesen Schrein sollte sie am ersten Morgen von ihrem Mann bekommen. Arme Kleine, sie wußte wohl nicht, was Ehe war. Kristin empfand es schmerzlich, daß sie ihre kleine Schwester so wenig kannte; Ramborg war zweimal nach Husaby gekommen, aber dort war sie immer störrisch und unfreundlich gewesen, sie konnte. Erlend nicht leiden und auch nicht Margret, die gleichaltrig mit ihr war.
    Simon dachte, daß er erwartet - vielleicht gehofft hatte, Kristin würde ein wenig verbraucht aussehen, nach so vielen Kindern. Aber sie blühte vor Jugend und Gesundheit, sie reckte sich noch immer ebenso gerade auf, hatte noch den gleichen anmutigen Gang, obgleich sie jetzt ein wenig fester auftrat. Sie war die schönste Mutter zwischen ihren fünf schönen jungen Söhnen.
    Sie trug ein Gewand aus hausgewebter rostbrauner Wolle mit einem Muster von dunkelblauen Vögeln - er konnte sich erin-nern, daß er dabeigestanden und zugesehen hatte, während sie an diesem Stück webte.
    Als sie sich in der Stube oben zu Tisch setzen wollten, entstand einige Unruhe. Skule und Ivar begannen zu schreien, sie wollten zwischen ihrer Mutter und der Pflegemutter sitzen, wie sie es gewohnt waren. Lavrans dachte, es schicke sich nicht, daß Ramborg weiter unten sitze als die Dienerin und die Kinder der Schwester, darum bat er die Tochter, sich zu ihm in den Hochsitz zu setzen, da sie nun ja bald von daheim scheiden solle.
    Die kleinen Buben von Husaby waren unruhig und schienen nicht recht zu wissen, wie man sich bei Tisch zu benehmen hat. Man saß noch nicht lange bei der Mahlzeit, da verschwand der kleine hellblonde Gaute unter dem Tisch und kam bei der Bank an Simons Knie wieder heraus.
    „Darf ich die seltsame Scheide sehen, die du da an deinem Gürtel hast, Verwandter?“ sagte er. Er sprach langsam und ernsthaft. Er meinte die große, silberbeschlagene Scheide für einen Löffel und zwei Messer, auf die sein Blick gefallen war.
    „Das darfst du, Verwandter. Wie heißt du, Vetter?“
    „Gaute Erlendssohn heiße ich, Vetter.“ Er legte das Stück Speck auf Simons silbergraues Gewand aus flämischem Tuch, zog das Messer aus der Scheide und betrachtete es genau. Dann nahm er das Messer und den Löffel, womit Simon aß, steckte alles an seinen Platz, und nun konnte er auch sehen, wie es sich ausnahm, wenn das ganze Eßgerät in der Scheide saß. Er war sehr ernsthaft und an Gesicht und Fingern voller Fett. Simon blickte lächelnd in das kleine, hübsche, eifrige Gesicht.
    Gleich darauf standen die beiden Ältesten auch an der Männerbank, und die Zwillinge rollten unter den Tisch und begannen dort zwischen den Beinen der Leute zu spielen - krochen hervor und sprangen dann hinüber zu den Hunden beim Ofen. Für die Erwachsenen gab es nur wenig Ruhe zum Essen. Wohl redeten Mutter und Vater ihnen zu und baten, sich schön ruhig hinzusetzen, aber die Kinder achteten nicht darauf; auch lachten die Eltern die ganze Zeit über sie und schienen ihr Unwesen nicht weiter ernst zu nehmen - auch nicht, als Lavrans in ziemlich scharfem Ton einen seiner Männer bat, die kleinen Burschen in die darunterliegende Stube zu schaffen, damit man hier doch sein eigenes Wort verstehen könne.
    Die Leute von Husaby sollten im Oberstock schlafen, und während nach der Mahlzeit für die Männer noch mehr zum
    Trinken hereingebracht wurde, zogen Kristin und ihre Mägde die Kinder in einen Winkel, um sie auszukleiden. Sie hatten sich beim Essen dermaßen beschmutzt, daß die Mutter sie ein wenig abwaschen wollte. Aber

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