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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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überschreitet, wenn es ihn gelüstet und er folgebereite Männer aus der Ritterschaft finden kann, die ihn gegen ihre eigenen Leute stützen. - Olav Kyrning hat einen Brief gesandt, und mit ihm die Herren, die er bereit fand, ihm zur Seite zu stehen; der Bischof versprach zu schreiben - aber diese Unruhe und diesen Streit könnt Ihr enden, Erling Vidkunssohn, in derselben Stunde, in der Ihr vor König Magnus hintretet. Ihr steht an der Spitze der gesamten alten Herrenmacht hier im Lande -der König weiß, daß wir alle miteinander hinter Euch stehen würden..."
    „Ich kann nicht sagen, daß ich das früher bemerkt hätte“, sagte Erling bitter. „Du sprichst mit Wärme für deinen Schwager, Simon - aber begreifst du nicht, jetzt kann ich nicht. Es würde heißen: In dem Augenblick, da man auf Erlend einen solchen Druck ausübte, daß man fürchten mußte, er würde nicht reinen Mund halten können - da trat Erling Vidkunssohn vor!“
    Es entstand ein Augenblick des Schweigens. Dann fragte Stig wiederum:
    „Hat - Erlend gesprochen?“
    „Nein“, antwortete Simon ungeduldig, „er hat den Mund gehalten. Und ich denke, er wird es auch weiterhin tun. Erling Vidkunssohn“, sagte er flehend, „er ist Euer Verwandter - Ihr wart Freunde...“
    Erling holte ein paarmal kurz und schwer Atem.
    „Ja. - Simon Andressohn, habt Ihr vollauf begriffen, was Erlend Nikulaussohn da auf sich genommen hatte? Er wollte das gemeinsame Königtum mit den Schweden auflösen - diese Art der Herrschergewalt, die bisher nie erprobt worden war, die mit jedem dahingehenden Jahr immer mehr und mehr Verderben und Schwierigkeiten ins Land bringt, wollte zu der alten Herrschaft zurückfinden, die wir kannten und von der wir wissen, daß sie Glück und Gedeihen mit sich bringt. Versteht Ihr, daß dies der Gedanke eines klugen und kühnen Mannes war - und versteht Ihr, daß nun dieser Gedanke nach ihm nur schwer von anderen wiederaufgenommen werden kann? Die Sache der Porse-Söhne hat er verspielt - andere Männer aus königlichem Geschlecht gibt es nicht, um die das Volk sich scharen könnte. Ihr werdet vielleicht sagen, hätte Erlend sein Vorhaben durchgeführt und Junker Haakon nach Norwegen gebracht - so hätte er mir in die Hände gespielt. Viel mehr, als den Knaben ins Land zu bringen, hätten diese - jungen Burschen kaum vermocht, ohne daß besonnenere Männer hinzugekommen wären und das übrige zu Ende geführt hätten. So ist es - das wage ich zu behaupten. Gott weiß, daß ich keinen Gewinn gehabt habe in den zehn Jahren, die ich das Land verwaltete, sondern vor allem nur Unruhe und Mühsal und Kampf und Plage ohne Ende, und daß ich die Sorge für meinen eigenen Besitz auf die Seite habe stellen müssen - ein paar Männer in diesem Lande haben Verständnis dafür gezeigt, und damit muß ich mir’s genug sein lassen!“ Er schlug die Hand hart auf den Tisch. „Vermögt Ihr zu begreifen, Simon, wie ein Mann, der so große Dinge auf seine Schultern genommen hat, daß man nicht weiß, ob nicht unser aller Wohlfahrt in diesem Lande und die unserer Nachkommen für lange Zeit davon hätte abhängen können - wie er alles miteinander mit seiner Hose auf die Bettstatt eines Hurenweibes legen konnte -beim Blute Gottes! Er dürfte wohl wert sein, so büßen zu müssen, wie Audun Hestakorn es mußte!“
    Ein wenig ruhiger fuhr er fort:
    „Im übrigen ist es nicht so, daß ich Erlend nicht die Rettung gönnte, und Ihr dürft nicht glauben, ich grämte mich nicht über die Nachricht, die Ihr uns gemeldet habt. Und ich meine, wenn Ihr meinem Rat folgt, so findet Ihr genug der Männer, die in dieser Sache mit Euch gehen werden. Aber ich glaube nicht, Euch mit meiner Gefolgschaft so viel dienen zu können, daß ich um dieser Sache willen ungebeten zum König fahren möchte.“
    Simon erhob sich, steif und ungelenk. Sein Gesicht war vor Müdigkeit grau. Stig Haakonssohn trat auf ihn zu und berührte ihn an der Schulter - jetzt werde es etwas zu essen geben; er habe nur keinen Fremden in der Stube haben wollen, ehe die Unterredung zu Ende gewesen sei. Jetzt aber solle Simon sich mit Essen und Trinken stärken und danach schlafen. Simon dankte - er wolle nach kurzer Zeit weiterreiten, wenn Stig ihm ein frisches Pferd leihen könne. Und ob Stig seinen Knecht, Jon Daalk, über Nacht behalten wolle. Simon hatte ihn schließlich unterwegs zurücklassen müssen, weil dessen Gaul mit dem seinen nicht hatte Schritt halten können. Ja, er war den größten

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