Krönung der Liebe - Krönung des Glücks
Frauen von Aarif und Kaliq. Effie glänzte durch Abwesenheit.
„Sie wird die neue Situation sicher bald akzeptieren“, sagte Aarif.
„Aber natürlich“, stimmte Kalila ihrem Gatten eifrig zu. „Immerhin hat sie königliches Blut in den Adern!“
Und damit weit mehr als ich, dachte Zakari selbstironisch. Er war nur König durch Adoption geworden, während in Effies … oder Stefanias Adern tatsächlich blaues Blut floss!
„Möchtest du, dass ich einmal mit ihr rede?“, bot Eleni, Kaliqs frisch angetraute Frau, ihm an. „Ich weiß, wie hart es ist, nicht akzeptiert zu werden. Vielleicht könnte sie eine Freundin …“
„Ich werde selbst mit meiner Frau reden!“, unterbrach Zakari sie brüsk. „Morgen wird sie spätestens wieder im Palast sein.“
Eleni, die sich noch kaum daran gewöhnt hatte, mit dem König zu dinieren, schürzte die Lippen und rollte mit den Augen, um jedermann am Tisch wissen zu lassen, was sie von dem Verhalten ihres neuen Schwagers hielt. Wie ihr Ehemann ihr später lachend erklärte, war das Einzige, was sie vor des Königs gefürchtetem Jähzorn gerettet habe, dass er mit seinen Gedanken ganz woanders gewesen war und ihre Grimasse nicht sehen konnte.
Zakari selbst zog sich so schnell wie möglich in seine Privatgemächer zurück. Die ganze Nacht über lag er hellwach in seinem Bett und vermisste seine Frau. Nicht einmal den Sex mit ihr, sondern Effies Nähe, ihre zärtlichen Liebesworte, das perlende Lachen ebenso wie das mädchenhafte Kichern, wenn sie sich auf seine Kosten amüsierte …
Morgen würde er dem Unsinn ein Ende machen und sie zurückholen! Hierher, wo sie hingehörte, an seine Seite.
Die Sachen ihrer Mutter, das Zuhause ihrer Mutter … ihr Zuhause, das alles hatte für Effie immer Trost und Sicherheit bedeutet. Aber nicht heute!
Unruhig wanderte sie zwischen den vertrauten Dingen umher und wünschte sich ihre Ahnungslosigkeit von gestern zurück. Wie paralysiert starrte sie in die leere Schmuckschatulle ihrer Mutter. Als kleines Kind hatte sie häufig die glitzernden Ketten, Ringe und Armreifen hervorgeholt und sich damit geschmückt. Wo waren sie geblieben? Wieso hatte sie sich darüber nie Gedanken gemacht? Königliche Juwelen!
Effie lachte bitter auf. Sie hatte damit gespielt! Und ihre Mutter hatte sie nach und nach verkauft, um sie beide zu versorgen.
Traurig hockte Effie sich in eine Sofaecke und schaute zu den Borden voller alter Bücher, die ihr gerade in ihrer Teenagerzeit so manche Nacht verkürzten, zu den alten Ölgemälden an der Wand, die sie zum Träumen gebracht hatten.
Träume!
Die hatte sie auch von ihrer einzigen, wahren Liebe gehabt, aber die Zeiten waren endgültig vorbei. Ihre kindliche Unschuld war ihr in jeder Hinsicht genommen worden. Jetzt war es an der Zeit, die Realität in den Griff zu bekommen!
Von ihrem Platz aus konnte sie durchs Fenster im Halbdunkel eine schwere Limousine auf der staubigen Straße stehen sehen. Ab und zu wurde eine verdunkelte Seitenscheibe heruntergelassen, und ein livrierter Arm erschien, um Zigarettenstummel nach draußen zu schnipsen.
Effie fühlte sich wie eine Gefangene im eigenen Haus.
Voller Unruhe und Nervosität, und auf der Suche nach Antworten und Informationen, lief sie irgendwann hinaus in den Schuppen, um eine Leiter zu holen, mit deren Hilfe sie auf den kleinen Kriechboden gelangen konnte, der von der winzigen Diele aus über eine hölzerne Klappe in der Decke zu erreichen war. Oben angekommen zog sie Schachtel für Schachtel zu sich heran und warf sie durch die Luke auf den darunterliegenden Dielenboden. Bisher war es für sie viel zu schmerzhaft und bedrückend gewesen, die Sachen ihrer Mutter nach deren Tod zu sortieren und durchzuschauen, doch jetzt erschien es ihr unerlässlich.
Kurz darauf saß sie im Schneidersitz auf einem kleinen Teppich und überlegte, wo sie anfangen sollte. Zögernd hob sie den Deckel von der ersten Kiste, legte ihn zur Seite und nahm einen Stapel Fotos in die zitternden Hände. Gleich darunter lag ein Päckchen mit Briefen, die mit einem hellblauen Band zusammengehalten waren. Effie legte die Fotos zur Seite und fand kurz darauf im zweiten Brief, den sie öffnete, den Beweis, das Zakari sie nicht angelogen hatte.
19. Mai 1985
Lydia,
wieder habe ich in der letzten Nacht vergeblich auf Dich gewartet wie im vergangenen Jahr. Du weißt doch, dass es für mich viel zu gefährlich ist, zu Dir zu kommen. Ich flehe Dich an, komm zu mir, nimm bitte Kontakt mit
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