Kronhardt
sahen sie an, und als sie den Wirt nach der Polizei fragten, zeigte er auf einen kleinen, dicken Mann mit rotem Gesicht und gutmütigen Augen. Der Polizist seufzte, trank noch seinen Schnaps und nahm Barbara und Willem mit aufs Revier. Es war eine Stube im Dorfkrug, für einen Mann ausgelegt. Neben der Tür hingen die Fahndungsbilder der Terroristen. Der Polizist nahm Jacke und Mütze vom Haken. Die Pistole lieà er hängen, und auch seine Puschen lieà er an. In halber Uniform saà er hinterm Schreibtisch und hörte ihren Bericht, ohne nachzufragen. Dann seufzte er. Griff zum Telefon, forderte aus Rotenburg zwei Wagen und zog sich ohne Scham Diensthose und Schuhe an. Er legte das Koppel um und seufzte wieder. Diese Brüder. Wie oft hab ichs ihnen gesagt. Er hob traurig die Schultern, warf einen Blick in ihre Ausweise und meinte, für den Bericht könnten sie die Tage vorbeikommen. Er ging in den Schankraum zurück und holte einen Mann mit Forsthut vom Stammtisch.
Zu Lüders. Kannst du fahren?
Der Förster nickte.
Danach muÃt du noch raus.
Und der Förster schien Bescheid zu wissen.
Der kleine Polizist hatte nicht übertrieben, als er zwei Wagen angefordert hatte. Bereits am nächsten Morgen ging es durchs Radio, und in den Abendblättern war es der Aufmacher.
Die Verstärkung aus Rotenburg war zeitgleich auf dem Lüders-Hof eingetroffen, und im Scheinwerferkegel hatten die Beamten sogleich den Kübel mit der Trophäe ausgemacht. Die Brüder saÃen zu dem Zeitpunkt in der Küche und tranken. Sie trugen noch ihre Jagdkleider, und auch die Gesichter waren noch mit Asche bemalt. Als nach mehrmaligem Klopfen die Tür geöffnet wurde, trat den Beamten ein Mann entgegen, dessen Augen und Zähne aus dem Gesicht leuchteten. Seine Stimme klang brutal. Von wegen Wilderei! rief er, und die Bullen sollten sich zum Teufel scheren. Dann trat er in den Hof, breitete die Arme in alle Himmelsrichtungen und lachte hemmungslos. Alles meins! rief er. Alles!
Tatsächlich gehörte den Brüdern unglaublich viel Land; für die Arbeit auf ihrem eigenen Hof hatten sie Gesinde, und die umliegenden Pachtbauern galten ihnen kaum mehr. Die Brüder waren herrisch und glaubten fest daran, auf ihrem Land tun und lassen zu können, was sie wollten. Die Beamten auf ihrem Hof nahmen sie nicht ernst, und so hatte der Mann die Arme ausgebreitet und lachte und lachte. Natürlich hatten sie den Hirsch erlegt und geköpft â blöde Frage. Dann wurde er ernst. Und jetzt Abmarsch, rief er. Runter von meinem Hof! Zu diesem Zeitpunkt tauchten die anderen auf. Beide hatten ein Gewehr dabei. Ihr habts gehört, riefen sie. VerpiÃt euch!
Die Aufforderung der Beamten, die Waffen niederzulegen, ignorierten sie mit dreckigem Lachen. Als die Männer schlieÃlich einsehen muÃten, daà die Beamten es ernst meinten, wirkten sie zuerst hilflos und überfordert. Dann durchzog Wut die bemalten Gesichter, und zuletzt lieà ihre Weltsicht nur noch einen Reflex zu. Sie schossen in die Luft, trieben die Beamten in die Wagen und feuerten noch mal gegen die aufsteigende Staubspur in die Nacht.
Der kleine Polizist mit den gutmütigen Augen saà auf dem Beifahrersitz, als der Förster den Hof erreichte. Sie wollten gerade auf den eichenumstandenen Platz biegen, als die Schüsse aufflammten.
Der Polizist lieà den Förster weiterfahren, und sie näherten sich schlieÃlich von hinten. Sie hielten im Schatten einer Stallung. Ich mach das allein, sagte der Polizist. Wie du meinst, doch der Förster stieg aus und nahm ein kurzes Seitengewehr aus dem Kofferraum. Sie kannten den Hof und näherten sich, an Stallwände und Schuppen gepreÃt, dem Küchengarten. Aus der Box wieherten zwei Pferde, von drinnen schlugen die Hunde, und die Männer verharrten hinter den Speichenrädern eines Heuwagens. Dann duckten sie sich im Spalier der Bohnenstangen, nahmen Deckung hinter einem Apfelbaum und stieÃen zur Waschküche vor. Die Tür war offen, das Feuer unterm Zuber glühte noch. Ãber einer Zinkwanne hing eine Handvoll Fasanen. Hinter der Dielentür kläffte ein Hund, seine Pfoten schlugen gegen das Holz. Ich mach das, sagte der Förster. Er öffnete die Falle vorsichtig mit dem Gewehr, und als die Hundeschnauze durchdrängen wollte, hielt er behutsam dagegen. Er rief den Hund beim Namen, hielt die Hand unter seine Nase, und als der Hund
Weitere Kostenlose Bücher