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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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Anfangsbedingungen, feuern aus Kanonen Trockeneis in die Wolken. Und was weiß ich noch.
    Barbara lächelte. Hats dich aus so einer geimpften Wolke erwischt.
    Wie mans nimmt. Meine Mutter. Sie weiß von uns.
    Na und. Barbara gab Zitrone in die Suppe.
    Willem beobachtete sie, und als sie aufsah, meinte sie, daß er in Rollkragen und Jackett dynamisch erscheine.
    Scheiß auf die Kleider! Er aß stillos und schnell. Woher weiß sie von uns?
    Barbara schien amüsiert. Nicht von mir.
    Sicher?
    Wie soll ich sicher sein. Vielleicht lassen sie mich beschatten. Oder dich.
    Zum Hauptgericht entschied sich Barbara für Steinbutt, eine Wahl, die der Ober vorzüglich nannte.
    Willem äffte den Ober nach, nannte Steinbutt eine Modeerscheinung und orderte Brataal.
    Während sie eine Zigarette anrauchte, sagte sie: Eine Verschwörerin machst du aus mir.
    Quatsch.
    Sie blies ihm den Rauch absichtlich ins Gesicht. Natürlich machst du das.
    Woher kann sie von uns wissen?
    Es gibt Wege, an Information zu kommen.
    Manchmal erfährt sie etwas, bevor es noch in der Welt ist.
    Sie wird ihre Zuträger haben.
    Womöglich sogar hier.
    Barbara sah sich um. Dann inspizierte sie Ascher und Vase.
    Hör auf, mich zu verarschen.
    Nicht, solange du mich verdächtigst.
    Je mehr du mich verarschst, desto mehr verdächtige ich dich.
    Na ja. Vielleicht war es ja deine Mutter. Jedenfalls stand eines Tages diese Frau im Laden und sagte zu mir, wenn Sie meinen Sohn heiraten, sind Sie alle Sorgen los.
    Du lügst.
    Sicher?
    Er versuchte zu lächeln.
    Sie hat Handtuch und Waschlappen mit deinem Namen bestickt. Eine Aufmerksamkeit aus dem Hause Kronhardt, hat sie gesagt. Und sie wollte, daß ich sie dir übergebe.
    Barbara lachte laut. Dann sagte sie: Früher hat deine Mutter einen großen Teil ihrer Kundenstoffe über uns gekauft. Sie hat Qualität und Ruf unseres Hauses geschätzt. Doch heute bezieht sie über die Grossisten, und ich kann mich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal in unserem Geschäft war.
    Willem sagte: Vielleicht war sie uns schon auf der Spur, bevor wir überhaupt etwas wissen konnten.
    Wie meinst du das?
    Sie ist versessen auf Informationen. Sammelt, was sie kriegen kann, und holt es wieder vor, sobald sich daraus ein Vorteil schlagen läßt. Vielleicht hat sie dich schon seit langem im Visier und hat nur auf den rechten Zeitpunkt gewartet, uns zu verkuppeln. Und so hat sie mich zu dir geschickt.
    Barbara lachte wieder.
    Da gibts nichts zu lachen.
    Im Ernst, Willem. Niemand kann so etwas planen.
    Je mehr man über die Anfangsbedingungen weiß, desto leichter läßt sich planen.
    Aber doch nicht so was.
    Sind schon ganz andere Verbindungen geplant worden.
    Aber wir sind doch keine Zweckverbindung.
    Kommt immer auf den Blickwinkel an.
    Du spinnst.
    Du kennst sie nicht. Ihre geisterhafte Art, Pläne zu verwirklichen. Da hat die Wahrscheinlichkeit, daß wir uns ineinander verlieben, kaum noch was mit Zufall zu tun.
    Sie sah ihn lange an. Dann schüttelte sie den Kopf.
    Wie willst du wissen, was sie alles weiß? Wie lange sie dich schon im Visier hat und in ihren Plänen?
    So was gibts nicht, Willem.
    Nur weil etwas unwahrscheinlich klingt, ist es noch lange nicht unmöglich. Auch woanders werden Menschen bespitzelt und finden sich ruckzuck in einer Wirklichkeit wieder, die es bis gestern für sie nicht gegeben hat.
    Wir sind nicht woanders.
    Woanders ist überall.
    Das Essen war ausgezeichnet
    Willem säbelte an seinem Brataal, während Barbara die weißen Stücke fachgerecht von der platten und knochigen Karkasse löste. Sie tunkte ihre Finger in das Zitronenwasser, und mit der Stoffserviette tupfte sie die Lippen. Willem aß absichtlich grob.
    Warum hast du dich für Rollkragen und Jackett entschieden?
    Er machte eine nichtssagende Geste.
    Aus Protest, sagte sie, aus Konformismus – es muß doch einen Grund geben.
    Willem kaute und antwortete pragmatisch.
    Also gibst du nichts auf Mode?
    Mode ist die Uniform der Gesinnung.
    Barbara schob eine Gräte zwischen die Lippen und zog sie dezent heraus. Natürlich haben Kleider auch mit Gesinnung zu tun.
    Natürlich, sagte Willem. Die Frage ist nur, ob Kleider die Gesinnung machen oder Gesinnung die Kleider.
    Oder Gesinnungen wie Kleider werden als Schnittmuster entworfen und installiert.
    Das könnte von mir sein, und Willem sägte ein Stück aus der Wirbelsäule, um das

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