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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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Detektive lachen. Kaffee vorweg? Zucker, Milch?
    Als der Kaffee auf dem Tischchen steht, sagt der mit dem Schnauzer: Mit dem Zufall ist das so eine Sache.
    Und der andere: Wir haben da nämlich eine Theorie – wenn die Affen nicht von den Bäumen geklettert wären –
    Der mit dem Schnauzer unterbricht ihn. Verstehen Sie: ohne Zufall kein Gehirn.
    Der mit der Zahnlücke: Oder ohne Gehirn kein Zufall – na, was meinen Sie?
    Beide Männer sehen ihn an.
    Und Willem hat keine Ahnung, wie er sich Detektive vorgestellt hat.
    Natürlich erscheint es von Anfang an sinnlos, die Zufälle zu recherchieren, die die Affen von den Bäumen bis in unser Büro getrieben haben. Doch auch hier kann der Schein trügen, und so suchen wir überall nach Zusammenhängen. Und Zufall stellt uns selten zufrieden. Dann stehen die Detektive auf. Dürfen wir uns vorstellen – Ramow&Ramow. Und sie schütteln Willem die Hand. Wir sind Neffen.
    Neffen also.
    Er ist der Neffe meines Vaters.
    Er auch.
    Also, was können wir für Sie tun? Und die Detektive setzen sich entspannt zurück und nehmen ihren Klienten in den Blick.
    Willem sagt: Sie sind kauzig.
    Sie meinen, Sie haben sich Detektive anders vorgestellt?
    Möglich. Aber Ihr Kaffee ist außerordentlich.
    Ã„thiopien, vierzehnhundert Meter. Kein saurer Regen, keine Pestizide, nichts. Ernte 18-88.
    Heute bin ich Taxi gefahren, und im Radio wurden die üblichen Marginalien durchgegeben: Abholzung, Versteppung, Gletscherschwund. Und jetzt kommen Sie und erzählen mir, Ihr Kaffee sei von 18–88.
    Na und. Was hat unser Kaffee mit den menschgemachten Katastrophen zu tun?
    Der mit der Zahnlücke prostet ihm zu. Der andere bedient den Computer, und bald rattert ein Blatt aus dem Drucker. Er liest vor: Kronhardt, Willem-Karl. Geboren am, in und so weiter. Mutter Eva, geborene Hartmann, Vater Richard. Beide verstorben. Verheiratet mit Focke, Barbara; keine Kinder. Mitinhaber von Kronhardt&Focke, Maschinenstickerei. Wohnhaft – und der mit dem Schnauzer sieht auf: Landhaus mit Jaguar, was.
    Wie kommen Sie an meine Daten?
    In welchen Zeiten leben wir denn.
    Das ist unmöglich.
    Im Gegenteil. Und wenn wir die Möglichkeiten heutzutage nicht zu nutzen wüßten, hätten wir den falschen Beruf.
    Willem nimmt dem Detektiv das Blatt aus der Hand, doch außer den Fakten steht dort nichts. Dann sagt er: Diese Kamera im Treppenaufgang.
    Na klar. Wir arbeiten auch mit Biometrik.
    Sie spinnen.
    Warum sollten wir das tun? Sie stecken doch selber in diesen Zeiten und wissen, daß mit Ende des Kalten Krieges auch die alten Verläßlichkeiten dahin sind. Neue Denkmuster und Körpersprachen entstehen, aus den Arsenalen gelangen noch die ungeheuerlichsten Mittel auf den freien Markt, und aus der weltweiten Vernetzung heraus ist alles frei bis vor die Haustür zu haben: Überwachungssatelliten, Genfusion, Polonium, Amok.
    Willem lacht. Da stochert man in den Gelben Seiten und dann so was.
    Zufall oder nicht. Das ist hier die Frage. Und die Detektive fallen ein in Willems Lachen.
    Dann sagt Willem: Wo kriegen Sie diesen Kaffee her?
    Lassen wir gleich um die Ecke rösten.
    Ernte 18-88?
    Einen Sack haben wir noch.
    Der Kaffee liegt schwer im Mund, und noch im Dampf steigen Substanzen auf. Der Geschmack läßt Bilder entstehen von grünen Vulkanhängen, und Willem spürt den Abgang, leckt sich die Lippen. Dann erzählt er den Detektiven, worum es geht.
    Die Männer hinterm Schreibtisch hören zu.
    Manchmal klickt der eine am Computer, der andere hat einen Globus zu sich gezogen.
    Als Willem seine Erzählung beendet hat, sehen sie ihn an.
    Der mit dem Schnauzer läßt den Globus einmal rotieren. Burke, sagt er, kann sich doch jeder nennen.
    Der mit der Zahnlücke sagt: Und Totenscheine frisieren auch. Warum warten Sie nicht einfach ab, wie sich die Sache entwickelt?
    Das braucht Sie doch nicht zu interessieren.
    Uns braucht überhaupt nichts zu interessieren. Aber wenn wir uns dann in eine Sache hängen, kann jede Banalität entscheidend sein.
    Ich möchte, daß Sie diesen Burke auftreiben. Und herausfinden, was es mit dem zweiten Totenschein auf sich hat. Aber alles nach Absprache.
    Sie wissen natürlich, daß Mord in diesem Land nicht verjährt. Sie könnten schnurstracks zur Polizei marschieren.
    Ich bin aber hier.
    Also rollen wir die ganze Geschichte auf.
    Da gibts nichts groß

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