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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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Einzeilern. Detegere GmbH, KaLi-Agentur, Observa. Dann Ramow&Ramow, Wolf-Detektei und zum Schluß Emil Zapatka, Ermittlungen aller Art.
    Als Voodoo Chile ausklingt, sitzt er da. Detegere oder Zapatka, Barock oder Klassik, noch mal Rock oder eher Jazz, und er kann sich nicht entscheiden. Setzt zuletzt auf die Bachianas von Villa-Lobos, stellt sich danach hinters Teleskop und bringt ein paar Tauben rein. Danach sieht er einen Mann, der Papierkörbe durchsucht und schließlich von einem anderen vertrieben wird wie aus einem Revier.
    Aus den Boxen schwingt der Sopran, und Willem geht zurück aufs Sofa. Nimmt einen langsamen Schluck und schlägt erneut die Gelben Seiten auf. Ramow&Ramow. Warum nicht. Der Name läßt auf Anhieb Konspiration vermuten, und die Galaxis als Logo vermittelt Kompetenz. Oder nicht? Unter dem Zusatz Agentur Universal steht eine Telefonnummer, und die Stimme am anderen Ende lacht: Bis vor kurzem gabs noch eine Insel im Kanal, die damit warb, der letzte verbrechensfreie Winkel Europas zu sein. Dann verschwanden zwei Schlüpfer von der Wäscheleine, und seitdem gibts für uns keine Sonntagsgarantie mehr. Wenn Sie wollen, kommen Sie gleich vorbei.
    Die Detektei liegt im selben Quadratkilometer Stadt wie die Stumpfe Spitze. Es ist ein mehrstöckiges Eckhaus, in den oberen Etagen befindet sich ein Versandhandel für Bücher und Schallplatten, unten ein türkisches Geldinstitut, daneben ein Head-Shop und um die Ecke eine Bar, die sich Mini-Puff nennt. An den Hauswänden kleben Plakate.
    Ramow&Ramow haben einen eigenen Eingang. Schriftzug und Galaxis scheinen mit Brenneisen ins Holz gebracht, und als Willem die Klingel drückt, springt die Tür sofort auf. Er nimmt eine schmale Treppe, die im Visier einer steuerbaren Kamera liegt. Oben ist eine zweite Tür. Er tritt ein, ohne zu klopfen, und gelangt in einen großen, lichten Eckraum mit Blick über das Viertel.
    Ein Mann mit Feldstecher steht am Fenster. Ein zweiter sitzt hinter dem L eines Stahlschreibtischs, und auf den ersten Blick scheint die gesamte Ausrüstung im Detektivbüro aus Stahl. Kleiderständer, Ventilator, Aktenrollfächer und mehrere Vitrinen.
    Der Mann hinterm Schreibtisch trägt einen Schnauzer und grinst. Kronhardt, sagen Sie. Komischer Name.
    Der mit dem Feldstecher sagt: Klingt, als ob Sie schwer an was zu tragen hätten.
    Die einen schleppen Stahl durchs Leben, die anderen die Krone der Schöpfung.
    Da sagen Sie was. Und was die Möbel betrifft, die sind in unserer Branche ungemein praktisch. Was meinen Sie wohl: Die verdrängten Emotionen unserer Klienten brechen hier auf, und im Anfang wissen wir auch nie, wer Alkoholiker ist oder bulimiekrank. Da wären wir mit Weichholz nicht gut beraten.
    Andererseits, sagt der am Fenster, legen wir natürlich Wert darauf, daß sich unsere Besucher wohl fühlen. Schauen Sie sich den Sessel an. Das Stück eines Dandys, bezogen mit grubengegerbtem Büffelleder.
    Der andere sagt: Und der Beistelltisch. Original Bauhaus. Kommen Sie. Setzen Sie sich.
    Der Sessel ist tatsächlich gemütlich.
    Wie sind Sie gerade auf uns gekommen? Der mit dem Schnauzer sieht Willem an.
    Keine Ahnung.
    Der andere setzt den Feldstecher ab und dreht sich um. Kommen Sie.
    Ich habe die Gelben Seiten aufgeschlagen und mit dem Finger reingestochen.
    Die Männer sehen einander an und grinsen. Der mit dem Schnauzer sagt: Heutzutage wird das meiste aus dem Netz gezogen, die klassischen Informationsträger geraten mehr und mehr ins Hintertreffen.
    Der andere kommt vom Fenster und setzt sich an den Schreibtisch. Hinter seinem Grinsen sieht Willem eine Zahnlücke. In unserem Beruf können wir es uns nicht leisten, gesellschaftlichen Wandel zu ignorieren. Wir werden dafür bezahlt, Zusammenhänge herzustellen, und oft sind es die unscheinbarsten Wechselwirkungen, die eine durchschlagende Verbindung ermöglichen. Also sind wir bemüht, stets alles im Blick zu behalten, und als Sie uns vorhin anriefen, haben wir Ihre Telefonstimme ad hoc analysiert. Und wir waren uns ziemlich schnell einig: Kein Suchmaschinentyp, haben wir gesagt.
    Willem lacht. Na ja. Hätte ich im Netz gestochert, wäre ich womöglich bei jemand anderem gelandet.
    Der mit dem Schnauzer schlägt auf die Platte. Da sagen Sie was.
    Der mit der Zahnlücke sagt: Glauben Sie an Zufall?
    Willem sieht die Männer an. Ich bin wegen was anderem hier.
    Na klar, und die

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