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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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Zwangsläufigkeit. Woraus sich dann weiter folgern ließe, daß erstens ein Kerl wie Burke unvermeidlich ist. Und daß zweitens seine Behauptung vom unnatürlichen Tod Ihres Vaters eine sehr berechtigte Wahrscheinlichkeit hat.
    So sitzen die Männer einander wieder gegenüber. Willem im Büffelleder, die Ramows hinterm Stahlschreibtisch.
    Fassen wir Ihre Geschichte mal zusammen. Dieser Anruf am Sonnabend kommt für Sie aus dem Nichts. Und obwohl Sie nichts auf die Behauptungen dieses Burke geben, marschieren Sie in die Stumpfe Spitze. Und da sitzt er dann, kompakte Erscheinung mit Zopf, sagen Sie, ne Studiotype, Kapuzenjacke, ein bißchen Ethnoklunker und alles in allem eher gepflegt. Sein Handy liegt parat, er kennt die angepunkte Bedienung und nennt sie Nina. Er qualmt eine fette Zigarre, so daß sein Gesicht die meiste Zeit vernebelt ist. Aber er hat ne Macke im Gesicht, was genau, können Sie jedoch nicht sagen.
    Sie kennen diesen Burke nicht. Haben noch nie was mit ihm zu tun gehabt. Andererseits scheint er sich ein bißchen in Ihrer Familiengeschichte auszukennen und behauptet, Ihr Vater wäre damals auf der Alk nicht einfach gestorben, sondern ermordet worden. Natürlich weiß Burke, daß seine Behauptung keine Sensation ist, weil so was schon mal zur Debatte stand. Doch dann behauptet er, die Sensation in der Hinterhand zu haben: den Mordbeweis. Und den will er sich in einem Handel bezahlen lassen.
    Nach diesem ersten Auftritt läßt Burke Ihnen ein bißchen was zukommen. Das heißt, nach Aussage des Expreßdienstfahrers war es gar nicht Burke, sondern diese Nina, die die Sendung mit den nötigen Instruktionen aufgegeben hat. Was glauben Sie, warum sich Burke bei so einem läppischen Handel noch jemanden ins Boot holt?
    Was weiß ich. Vielleicht sind die beiden ein Paar. Vielleicht ist in Wirklichkeit diese Nina auf irgendwelche Papiere gestoßen und hat Burke ins Boot geholt. Vielleicht hat Burke auch einen Komplex und spannt diese Nina gegen ein Trinkgeld in irgendwelche großspurigen Sachen, von denen sie im Grunde keine Ahnung hat.
    Und was glauben Sie, warum der Expreßdienst zu Ihnen nach Hause gekommen ist und nicht ins Büro?
    Willem sieht die Detektive an. Auf diese Art kommen wir doch nicht weiter. Wir wissen im Moment noch so wenig, daß wir auf jede dieser Fragen tausend Antworten konstruieren können.
    Aber einige Antworten sind wahrscheinlicher als andere. Wie siehts zum Beispiel hiermit aus: Burke wollte erstens sichergehen, daß Sie den Umschlag in die Hände kriegen und nicht Ihr Stiefvater. Und zweitens, daß Ihr Stiefvater keinen Wind davon kriegt.
    Blödsinn. Burke hats ja gerade so eingefädelt, daß alle davon Wind kriegen konnten. Wenn er wirklich auf Nummer Sicher ausgewesen wäre, hätte er nicht noch ein paar Leute zwischengeschaltet. Er hätte alle Unbekannten soweit wie möglich ausgeschaltet und mir den Umschlag unter vier Augen in die Hand gedrückt.
    Die Detektive sagen: Sie hätten es so gemacht. Was aber nicht automatisch heißt, daß jeder andere es ebenso machen würde.
    So können wir ewig weiterkonstruieren. Ich meine, in so einer frühen Phase sollte man rangehen. Decken Sie Burke auf. Decken Sie seinen vermeintlichen Opa auf, decken Sie den Doktor-Doktor vom Totenschein auf. Stochern Sie bei dieser Nina und stochern Sie bei diesem Rottweilertypen. Gehen Sie ran und bringen Sie uns in Besitz oder Kenntnis dieser angeblichen Beweise zum Tod meines Vaters.
    Die Ramows nicken. Sie sind der Chef.
    Einer gibt Informationen in den Computer, der andere läßt den Globus rotieren. Sobald die Kugel verfinstert, scheint alle Umdrehung zu erstarren, und der Sternenhimmel strahlt erstaunlich klar; noch Nebel, Haufen und Nachbargalaxien werden sichtbar, und eine Zeitlang verliert sich Willems Blick. Er weicht ein ins Büffelleder, das Klickern der Tastatur scheint mit den Sternbildern zusammenzuklingen, und erst als der Drucker anspringt, sieht er wieder die Männer hinterm Schreibtisch.
    Die Detektive machen ein aufgeräumtes Gesicht und schieben die Vertragspapiere rüber.
    Willem unterschreibt und sieht auf die Uhr. Dann sind wir soweit klar.
    Die Detektive heben die Schulter.
    Als er die Papiere eingesteckt hat, sagt er: Wir hatten gestern eine Party. Und ich habe versprochen aufzuräumen.
    Die Ramows sehen einander an. Der mit der Zahnlücke sagt: Auf der anderen

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