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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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aufzurollen.
    Der mit dem Schnauzer läßt den Globus wieder rotieren. Der mit der Zahnlücke grinst.
    Hat sich damals jemand professionell um Sie gekümmert?
    Nein.
    Hätten Sie es sich gewünscht?
    Nein.
    Später mal mit einem Psychologen gesprochen?
    Nein.
    Selber mal an die Mordtheorie geglaubt?
    Nein.
    Können Sie es sich heute vorstellen?
    Nein.
    Und Sie wollen nicht abwarten, wie sich die Sache entwickelt? Vielleicht ist Burke billig. Vielleicht kostet die Wahrheit bei ihm weniger als bei uns.
    Es ist ein seltsamer Globus. Wenn er ruht, scheint er trotz seiner geringen Größe sehr detailreich – herausmodellierte Gebirgsketten, eingeätzte Flüsse und gewellte Ozeane. Sobald er aber rotiert, verfinstert die Kugel, und ein Sternenhimmel erscheint in nie gesehener Fülle.
    Dieser Burke, sagt Willem schließlich. Stochert in wildfremder Vergangenheit nach Dreck, den es nicht gibt.
    Sicher?
    Was heißt sicher.
    Die Detektive grinsen. Und dann will er für den Dreck aus dieser Vergangenheit auch noch dreckiges Geld.
    Darum gehts doch immer.
    Aber wenn wir Ihnen später den Dreck mit einem dreckigen Grinsen präsentieren, ist das für Sie in Ordnung?
    Ehrlich gesagt, und Willem räuspert sich. Unser Verhältnis stelle ich mir anders vor.
    Na klar. Sie sind der Chef. Und der mit der Zahnlücke zieht eine Lade auf und reicht Willem ein Papier. Tagessätze, Spesen, Sonderzulagen. Alles drauf.
    Willem setzt die Brille auf. Dann sagt er: Auf den ersten Blick siehts ja nicht so aus, als würden Ihre Preise Sie reich machen.
    Kann aber auch täuschen. Ruckzuck erfordert eine Recherche ungewöhnliche Mittel, und schon ist ein halbes Jahr im Sack.
    So siehts aus, Chef. Und mit ein bißchen Glück kommt bei so einer Recherche noch privates Vergnügen dazu.
    Eben. Und schon haben wir etwas obendrauf, das uns keiner mehr nehmen kann.
    Die Detektive sehen Willem an. Dann sagen sie: Auf der anderen Seite steht man sich Nächte in den Bauch, rennt tagelang und kommt doch nur mühsam in den lächerlichsten Affären voran. Man ist gezwungen, hier oder da einen Happen zu schlingen, man wird dankbar für die letzte Latrine, und vor lauter Erschöpfung kriegt man kaum noch mit, wie der Auftraggeber seine Zahlungsunfähigkeit offenbart.
    Willem steckt das Papier in seine Innentasche. Dann zeigt er auf den Computer. Können Sie da auch Bankgeheimnisse rausholen?
    Im Grunde verhält es sich mit dem künstlichen Raum wie mit jeder Materie: Die Möglichkeiten steigen, je tiefer man sich einläßt.
    Und?
    Die Ramows lachen. Sie haben recht. Ihre Zahlungsmoral ist vorbildlich.
    Dann steht unserm Geschäft nichts mehr im Wege.
    Ehrlich gesagt ist uns Ihre Zahlungsmoral egal. Wenn wir für jemanden ermitteln, sind andere Kriterien wichtiger. In Ihrem Fall würden wir abwarten. Die Wahrscheinlichkeit, daß es mit Burke von ganz alleine läuft, erscheint uns hoch.
    Sie lehnen ab?
    Keineswegs. Wenn Sie es wollen, rollen wir den Fall auf.
    Willem steht mit dem Feldstecher im großen Eckfenster. Das ist ja die Puffstraße da drüben.
    Die Räumlichkeiten hier waren gerade frei.
    Pikante Lage für ein Detektivbüro.
    Ach was.
    Willem lacht. Kommt immer auf den Blickwinkel an.
    Sie sagen es, Chef.
    Dann steht er vor den Vitrinen; große Möbel wie aus dem Museum, und er betrachtet eine Zeitlang die ausgelegten Stücke. Nebenbei sind Sie wohl eine Art Jäger und Sammler, sagt er.
    Paßt doch zu unserem Beruf.
    Schöne Sammlung.
    Gefällt Ihnen, was.
    Kriege ich nicht alle Tage zu sehen. Ein fossiler Salamander aus dem Tertiär, Burgess-Schiefer, und das da sieht aus wie ein Australo-Schädel.
    Sie kennen sich ja gut aus.
    Quatsch, ich les bloß gern. Und das – das ist ja eine Venus. Darf ich sie anfassen?
    Nur zu.
    Die Figur ist aus Elfenbein, und Willem fährt sie mit den Fingern ab. Die übersteigerten Merkmale. Die waren damals ganz schön drauf, sagt er.
    Wer weiß.
    Glauben Sie nicht?
    Wir wissen nicht viel darüber. Was glauben Sie denn?
    Ich weiß auch nicht viel. Allgemein werden diese Figurinen wohl als Symbole der Fruchtbarkeit gehandelt. Erste Zeugnisse für Rituale und Magie, schamanistische Transformationen. Aber ebenso können sie ganz profane Pornographie gewesen sein.
    Porno?
    25   000 Jahre schmutzige Phantasie. Unter der Hand gehandelt.
    Die Detektive lachen. Vielleicht haben Sie ja

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