Kronjuwel (German Edition)
Einzelnen. Mir ist aufgefallen, wie sie in den letzten drei Wochen gearbeitet haben. Ich habe das Licht in ihrem Zelt brennen sehen. Ich weiß, dass Sie vermutlich der einzige Mensch in diesem Zeltlager sind, der noch mehr als ich einen Erfolg will, warum auch immer, denn Ihr guter Name hängt schließlich nicht in dem Maße davon ab, wie der meine.«
»Ich hatte noch nie so eine Chance«, sagte Noah und konnte seine Verwunderung darüber nicht ganz verbergen, dass Caine ihn beobachtet hatte.
»Und eigentlich hatte ich mir vorgenommen, sie zu nutzen.«
»Was genau verstehen Sie denn darunter, diese Chance zu nutzen?«, hakte sie nach und kehrte damit zu ihrem normalen, hellwachen Zustand zurück.
»Haben Sie gedacht, Sie machen einen sensationellen Fund, kriegen dafür die ganze Anerkennung, werden berühmt, gefragt auf allen Konferenzen und Symposien und dazu auch noch reich?«
Ohne, dass er sagen konnte warum, fühlte Noah sich ertappt. Vielleicht weil es genau solche Dinge gewesen waren, von denen er geträumt hatte, Reichtum, Berühmtheit, etwas zu bedeuten. Caine schien seine Gedanken aus seinem Gesichtsausdruck ablesen zu können und lächelte ihn milde an.
»Sie sind noch jung, Noah. Jung und verträumt. Ich will ja gar nicht bestreiten, dass es Kollegen gibt, denen genau das widerfährt, doch das passiert nur den allerwenigsten. Damit müssen wir uns abfinden. Wenn man seinen eigenen Gewinn im Sinn hat, kann man sich nicht darauf verlassen, dass die wissenschaftliche Forschung einen ans Ziel bringen wird.«
Sie wurden unterbrochen als die Plane erneut zur Seite geschlagen wurde und Dr. Goodwin das Zelt betrat. Wortlos nickte er ihnen zur Begrüßung zu. Auch ihm standen die Anstrengungen der vergangenen Wochen ins Gesicht geschrieben, vielleicht mehr noch als die Ernüchterung durch die wenig erfolgreiche Ausbeute ihrer Forschung.
Zielstrebig griff er nach seinem Rucksack, der in einer Ecke des Zeltes stand und warf ihn sich über die Schulter.
»Ich gehe schon mal vor«, sagte er, als er die fragenden Blicke der beiden anderen auf sich spürte.
»Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Ohne weiteres Aufheben verließ er das Zelt wieder. Noah und Caine warfen sich fragende Blicke zu.
Doch auch dieser vorletzte Tag kam und ging und wieder saß Noah nach einem erfolglosen Vormittag in seinem Zelt und brütete über ein paar Skizzen von den wenigen kleinen Fundstücken, die sie bisher eingesammelt hatten.
»Hey«, erklang plötzlich hinter ihm eine Stimme und er schreckte heftig von seiner Arbeit hoch.
Elisha stand vor seinem Zelt und schob den Eingang nur ein kleines bisschen zur Seite. Sie lachte leise, als sie merkte, wie sehr sie Noah erschreckt hatte. Der atmete tief durch und verdrehte mit einem Lächeln die Augen.
»Wie wäre es mit einer kleinen Pause?«, flüsterte sie ihm zu.
»Ich bin allein hier, kein Grund zur Geheimhaltung«, sagte Noah und erhob sich dabei, »Aber ja, eine Pause käme mir ganz gelegen.«
Er ließ das Licht auf seinem Arbeitstisch eingeschaltet und verließ das Zelt. Die Sonne hatte gerade erst den Zenit überschritten, doch bereits jetzt schien der Tag für die Forschungsreisenden beendet zu sein. Absolute Stille lag über dem Lager, alle schienen sich in ihre Zelte zurückgezogen zu haben um so wie jeden Tag irgendwelchen Aufgaben nachzugehen, die, wie alle wussten, auch zu nichts führen würden.
»Was?«, fragte er ahnungslos merkte, wie sie ihn von der Seite ansah.
»Nichts, ich wollte nur den letzten Abend nutzen und noch mal ein bisschen was von der Gegend sehen. Gehen wir ein Stück spazieren?«
»Sollten wir nicht eigentlich arbeiten?«
»Und was soll das bringen? Die Expedition ist so gut wie beendet. Morgen werden wir nichts mehr finden, dafür ist die Zeit zu knapp. Unser Erfolg ist gleich null und alle, die jetzt noch über ihren Mikroskopen und Pinseln sitzen, wollen sich doch nur ein Alibi verschaffen.«
Noah schmunzelte, als er bemerkte, dass nicht nur er die letzten verzweifelten Versuche, etwas Sinnvolles zu tun, für überflüssig und unnütz hielt.
»Lass uns spazieren gehen«, sagte er dann nach einer kurzen Pause und sie entfernten sich vom Zelt. Unwillkürlich bewegten sie sich in Richtung des Hügels, den gleichen Weg, den sie jeden Morgen in den letzten drei Wochen gegangen waren. Doch nach wenigen Schritten blieb Noah stehen.
»Nicht im Ernst oder?«, fragte er Elisha, als diese sich verwundert zu ihm umdrehte.
»Was meinst
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