Kronjuwel (German Edition)
Rufen, die von draußen durch den Stoff seiner Zeltwände drangen, jäh unterbrochen wurde.
»Sofort zusammenpacken«, lasst alles hier, was ihr nicht unbedingt braucht«, konnte er deutlich Derricks tiefe Stimme rufen hören. Wenige Augenblicke später öffnete sich erneut der Eingang zu seinem Zelt und Professor Caine sah ihn mit vor Angst verzerrtem Gesichtsausdruck an.
»Was geht da vor sich?«, fragte Noah und beachtete gar nicht, dass Ricardo jetzt direkt vor Caines Nase stand.
»Wir haben einen Anruf vom US Militär bekommen. Eine kleine Gruppe von Schlägern aus einem mexikanischen Kartell ist vor mehreren Stunden in diesem Teil der Halbinsel gemeldet worden. Sie sind auf dem Weg hierher, Noah, und sie könnten jeden Moment hier sein.«
Panik breitete sich in Noah aus und sein erster Blick ging in Richtung der Truhe auf dem Boden, in der er die Steinplatte erneut eingeschlossen hatte.
»Nehmen Sie es schon und kommen Sie«, schrie Caine ihn an, doch gerade kniete Noah sich vor der Truhe nieder und versuchte mit fahrigen Händen den Schlüssel in das kleine Vorhängeschloss zu stecken, als er plötzlich inne hielt. Über den Lärm, der schlagartig im Zeltlager eingesetzt hatte hinweg konnte er ein Brummen hören, dass er keiner Geräuschquelle zuordnen konnte.
»Was machen Sie denn?«, fuhr Caine ihn gerade für sein Zögern an, als auch sie das Geräusch zu hören schien.
Noah dachte an einen aufziehenden Bienenschwarm, der erst ganz weit weg und nur als unklarer, grauer Punkt am Himmel zu sehen war, und dann immer näher kam.
»Motoren«, stieß er schließlich atemlos hervor.
Immer näher kam das Geräusch, immer lauter und tiefer drang es an seine Ohren und erhöhte seinen Herzschlag mit jeder Sekunde, die verging. Dann fiel der erste Schuss und draußen vor Noahs Zelt brach die Hölle los. Anstatt weiter ihre Ausrüstung aus den Zelten zusammenzusuchen brachen sämtliche Teilnehmer der Expedition in helle Panik aus und rannten kreuz und quer durcheinander, nur darauf bedacht so weit es möglich war von den herannahenden Geländewagen weg zu kommen, deren Insassen jetzt in regelmäßigen Abständen Warnschüsse in ihre Richtung abgaben.
Noah kam es so vor, als vergingen die nächsten Sekunden in Zeitlupe. Zuerst riss Derrick die Plane an seinem Zelt zur Seite und zog Professor Caine laut schreiend am Arm aus dem Zelt. Er rief Noah irgendetwas zu, das er nicht verstand und gestikulierte wild mit den Armen, um ihn aufzufordern, ihm zu folgen. Noah riss den Kopf herum und sah, wie Ricardo mit ebenso angsterfülltem Gesicht zur Flucht ansetzte und dabei das Telefon in seiner Hand auf den Boden fallen ließ. Als er am Ausgang des Zeltes angekommen war, drehte sich der ungebetene Gast noch einmal zu Noah um, der jetzt völlig regungslos am Boden vor der Truhe kniete und die metallene Kiste vor ihm ansah. Dann fiel Noahs Blick auf den Schlüssel in seiner Hand und mit völlig ruhiger Hand führte er sie zum Schloss, um die Truhe zu öffnen.
Ricardo rief ihm etwas zu, doch auch dieses Mal konnte Noah ihn zwar deutlich hören, nahm jedoch nicht den Sinn der Worte wahr. Draußen vor dem Zelt waren die Motorengeräusche jetzt so klar und laut wie nie, als hätten die Rebellen ihr Zeltlager erreicht und machten jetzt Jagd auf die flüchtenden Wissenschaftler.
Mit einem Mal kehrte Noahs Verstand zurück und alles lief wieder in normaler Geschwindigkeit ab. Er griff nach der Steintafel und langte noch im Aufstehen nach seinem Rucksack, der auf seinem Bett lag. Unter den Blicken Ricardos schob er die Tafel in die Tasche, warf das Satellitentelefon, das direkt zu seinen Füßen lag hinein und verließ dann fluchtartig zusammen mit Ricardo das Zelt. Im ersten Moment wollte Noah kurz stehen bleiben, um zu sehen, was draußen vor sich ging. Zwei Zelte standen in Flammen. Die Scheinwerfer der Geländewagen verbreiteten gleißende Lichtkegel in der nächtlichen Luft und ein gellender Schuss nach dem anderen drückte gegen Noahs Trommelfelle. Ohne lange zu zögern riss er sich von dem Anblick los und rannte in die Richtung ihrer Ausgrabungsstätte. Vor sich konnte er einige andere Umrisse von Personen erkennen, die genauso wie er die Flucht durch den Wald antreten wollten. Schnell holte er Derrick und Caine ein, die zusammengeblieben waren. Derrick drehte sich in vollem Lauf um, als Noah zu ihnen aufschloss. Hinter ihnen wurden die Geräusche der Motoren langsam leiser, doch die Schüsse dröhnten noch immer genauso
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