Kronjuwel (German Edition)
direkt an der Tür stehen, während Noah die beiden Taschen auf dem großen Esstisch aus Eichenholz abstellte.
»Du hast wohl ganz gutes Geld verdient, oder?«, meinte sie schließlich.
»Ja, ich hatte - Glück«, gab Noah kurz angebunden zurück und ging zur Küche herüber, um etwas zu trinken aus dem Kühlschrank zu holen.
Sie fuhren in seinem Sportwagen in die Stadt. Noah hatte das Gefühl, dass Ava sich unwohl fühlte in dem achthunderttausend Dollar teuren Auto, doch er beachtete es nicht weiter, sondern ging davon aus, dass sie sich daran gewöhnen würde. Sie parkten in einem Parkhaus unter dem Union Square. Als sie aus dem unterirdischen Parkplatz durch ein Treppenhaus nach oben kamen, sah Ava sich um.
Palmen säumten den Platz, vor einem Café saßen einige Leute bei kühlen Getränken und auf einer kleinen Bühne führten gerade Schüler der San Francisco School of Art ein tänzerisches Stück auf. Zu allen Seiten war der Platz umgeben von hohen Gebäuden, in denen teure Kaufhäuser und noble Boutiquen angesiedelt waren.
»Warst du schon mal in Frisco?«, fragte Noah sie, nachdem er ihr etwas Zeit gegeben hatte, sich umzusehen.
»Nein, noch nie. Ich komme aus New Orleans, meine ganze Familie lebt da. Bis auf Los Angeles habe ich noch nicht viel von diesem Land gesehen.«
»Dann wird es Zeit, dass du mal mit den Cable Cars fährst«, meinte Noah und ging voran.
»Womit?«, fragte sie und folgte ihm.
»Den Cable Cars, der historischen Straßenbahn, die auf allen Postkarten ist«, gab Noah lachend zurück.
»Sag das doch«, meinte Ava und musste ebenfalls lachen.
Vier Tage vergingen, in denen Noah nur noch selten die traurige, niedergeschlagene Ava zu Gesicht bekam. Viel öfter strahlte ihr Gesicht fast schon so etwas wie Freude oder Begeisterung aus, als er ihr die Stadt mit allen Sehenswürdigkeiten zeigte. Sein Plan, sie abzulenken schien aufzugehen, als sie in Restaurants aßen, die Noah kannte, durch Einkaufszentren und über die belebten Piers am Hafen spazierten und Mal um Mal mit den Cable Cars fuhren. Ava schien Gefallen daran zu finden und so fuhren sie jeden Tag mit dem Auto in die Stadt, stellten es auf einem Parkplatz ab und machten sich dann zu Fuß auf den Weg und nahmen nur für größere Strecken die Straßenbahn.
»Hey, Derrick, wie geht es dir?«, ging Noah an sein rhythmisch vibrierendes Telefon. Sie saßen in der kühlen Luft zwischen den hohen Gebäuden auf beiden Seiten der Market Street. Sie hatten sich gerade Kaffee und Croissants aus einem Starbucks geholt, um das versäumte Frühstück nachzuholen. Wenige Meter von ihnen entfernt schoben sich Autos auf der breiten Straße durch die Häuserschluchten, doch gleichzeitig säumten Palmen den Bürgersteig und verbreiteten trotz der Großstadt-Atmosphäre dennoch das Gefühl, in Kalifornien zu sein.
»Mir geht es gut, wie sieht es bei dir aus?«
»Ich kann eigentlich nicht klagen«, gab Noah zurück und zeigte Ava, die neben ihm an einem der Tische vor dem Café saß, mit einer Geste, dass er einen Moment brauchte. Er stand auf und entfernte sich mit ein paar Schritten auf die Fahrbahn zu von den Sitzgarnituren.
»Es haben sich ein paar Dinge geändert, Derrick«, meinte er unbeabsichtigt geheimnisvoll, als er außerhalb Avas Hörweite war. »Vor wenigen Tagen war ich in L.A. Ich habe einen zweiten Job für den gleichen Typen erledigt, der mir geholfen hat, die Steinplatte zu verkaufen.«
»Das kann unmöglich dein Ernst sein«, gab Derrick sofort entrüstet zurück, doch bevor er sich weiter darüber aufregen konnte, fuhr Noah fort.
»Ich weiß jetzt, dass das ein Fehler war, aber... das Geld, Derrick. Und nicht nur das. Ich habe zum ersten Mal das Gefühl, tatsächlich für etwas wie geschaffen zu sein. Es ist...«
Er wusste nicht genau, wie er es beschreiben sollte, doch während er noch nach einem passenden Ausdruck suchte, schien Derrick eine Erkenntnis gekommen sein, sodass er Noah wütend anfuhr, »Das kann nicht wahr sein. Das mit dem Holocaust Museum warst du?«
Er klang nicht mehr bloß wütend, nicht zornig, sondern gänzlich angewidert. Noah entschied sich, sein Schweigen für sich sprechen zu lassen. Er konnte förmlich vor sich sehen, wie sich Derricks Gesichtsausdruck verändert hatte, während er sprach, auch wenn er einige hundert Meilen entfernt war.
»Was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun, Noah?«, fragte er schließlich. Noah versuchte nach einem besseren Wort zu suchen, doch das einzige, was
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