Krozair von Kregen
bedeuten hatte, und hob den Kopf nicht. Der Gdoinye, der große rotgoldene Raubvogel der Herren der Sterne, das prachtvolle Tier, das sie als Boten und Spion einsetzten, hatte mich wieder einmal gefunden. Duhrra unterhielt sich gerade mit Vax darüber, daß man die Neemu mit nach Zandikar nehmen könne, und versuchte ihn dazu zu bewegen, nach Sanurkazz weiterzureisen, das Crazmoz näher lag. Vax legte den Kopf auf die Seite.
»Was ist das für ein Vogel?« fragte er.
Duhrra hob ebenfalls den Kopf und blickte in die Runde.
»Äh – ich sehe keinen Vogel.«
Ich blickte beiläufig empor.
Ja, da war der verdammte Gdoinye und beschrieb seine weiten Kreise. Das Wesen bespitzelte mich für die Herren der Sterne, soviel war klar.
»Da oben, du Fambly!« sagte Vax und deutete zum Himmel. »Du mußt ihn doch sehen – einen großen rotgoldenen Vogel!«
»Vax – du hast schon wieder Dopa getrunken!«
Vax brüllte auf und wandte sich an mich. »Dak – du siehst ihn doch?«
Ich blickte zu dem Gdoinye hinauf, der mich fixierte.
»Nein, Vax, ich sehe keinen Vogel.«
»Ihr seid ja alle blind!« wütete Vax und stapfte davon. Er tat mir leid. Ich fragte mich, was er sich jetzt dachte.
Ich hielt den Vorfall für ein Omen. Ich mußte mich aufraffen, sonst mochte ich über den Abgrund von vierhundert Lichtjahren zur Erde zurückgeschickt werden. Ich mußte es schaffen, das Auge der Welt zu verlassen. Aber zuerst mußte ich dafür sorgen, daß mein Sohn Jaidur, der sich aus Scham Vax nannte, in Sicherheit war.
7
Als wir eines schönen kregischen Morgens zu den Ruderern gingen, die auf den Strand gezogen worden waren, sagte ich zu Duhrra: »Red doch mal mit Vax. Horche ihn nach seinem Vater aus.« Ich bemerkte Duhrras Blick. »Es ist nicht gut für einen jungen Mann, wenn er so fühlt.«
»Ganz deiner Meinung. Ihn bewegt ein mächtiger Haß.«
»Rede mit ihm.«
»Äh, Herr, das ist sicher kein Problem. Er wird mir stundenlang mit seinem Zorn in den Ohren liegen.«
Unsere Reisepläne waren durch die Eroberung der Neemu gestört worden. Es kam nicht in Frage, daß Vax das Schiff erhielt. Er war viel zu jung und kannte sich auf dem Auge der Welt noch nicht gut genug aus. Natürlich sprach ich das nicht aus – das taten die anderen Piraten. In ihren Reihen gab es Männer, die das Binnenmeer kannten, Männer, die seit vielen Jahren auf dem funkelnden blauen Gewässer kämpften. Pur Naghan ti Perzefn hatte die Perle nicht zurückgesteuert. Die Zairer, die nach Hause wollten, waren mit einem Breitschiff gefahren. Pur Naghan, Krzm, machte sich klar, daß er als Pirat bei uns bessere Erfolge für Zair erzielen konnte. Sein Eid als Krozair von Zamu forderte von ihm, daß er sich bei jeder Gelegenheit gegen die Grünen wandte. Unsere Pläne sahen vor, daß wir zusammen zurückfahren wollten, Perle , Neemu , die Roter Magodont – im Verband.
Kein Krozair, nicht einmal ein Ex-Krozair, konnte einen Ruderer befehligen, der das Wort Grün in seinem Namen trug.
Die Grüner Magodont hieß nun Roter Magodont .
Sosehr ich auch mit den Angelegenheiten und geheimnisvollen Umtrieben am Auge der Welt befaßt war, wußte ich doch um die größeren Probleme, die mich in den Ländern der Äußeren Ozeane erwarteten. Dort draußen plante die böse Herrscherin Thyllis die Militärmacht ihres Reiches Hamal gegen meine Heimatinsel Vallia zu richten. Dort draußen blühten Intrigen und Verrat und Betrügereien wie die schwarzen Lotosblumen von Hodan-Set.
Als nun an diesem Tag unsere Flotte weiße Punkte sichtete und wir in voller Fahrt darauf zuhielten, erfüllte mich große Freude, die typische Segelform der Argenter aus Menaham auszumachen. Menaham besaß eine große Argenterflotte, die von der Herrscherin Thyllis aus Hamal zum Handel mit den Oberherren von Magdag eingesetzt wurde. Sie verkaufte Flugboote und Sattelvögel an Magdag. Nach dem Kurs der Argenter zu urteilen, würde ich nun herausfinden, was König Genod der Herrscherin im Gegenzug lieferte.
Ich unterdrückte ein Gefühl der Enttäuschung. Lieber hätte ich die Argenter auf dem Wege nach Magdag abgefangen – unsere Beute hätte dann aus Vollern und Flugvögeln bestanden. So würde sich unser Angriff eher zum Nachteil Hamals auswirken. Aber das verrückte Genie Genod würde ebenfalls leiden ...
Bei Wind hätten unsere Ruderer gegen die Argenter keine Chance gehabt, aber die Windverhältnisse am Auge der Welt sind sehr verzwickt, so daß geruderte Schiffe zumeist die
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