Krumme Gurken
schwach macht!« Super! Vielleicht gibt’s nach dem Tanzen ein paar andere Heidenrituale, he, he … Am Abend würde ich Anna oder Katja willenlos tanzen. Leider hab ich da nicht bedacht, dass der Tänzer ein wichtiger Cofaktor ist hinsichtlich des Schwachwerdens der tanzenden Frau.
Das Liebesloch sang Dreamer in meine Dachbodenwelt, in einer Version, für die sich Ozzy Osborne nicht schämen müsste:
I’m just a dreamer
I dream my life away
I’m just a dreamer
Who dreams of better days
Laut! Mia war also allein. Mia mit Musik von der Muse geküsst! Das traf sich gut. Klar würde ich gern mit Anna oder Katja eine Teddybärausstellung besuchen, he, he, he, sogar mit Emma Generale wäre ich lieber in eine Kissenschlacht gezogen, nur war heute kein normaler Tag: Der Abend meiner Selbstvernichtung als Tänzer eilte heran. Diese bescheuerte Alina! Wegen ihr würde ich mich heute lächerlich machen. Getanzt hatte ich bis jetzt nicht mal in einem Computerspiel. Tja! Tanztraining wäre nicht schlecht. Vielleicht konnte mir Mia aus der Patsche helfen. Und soo übel war sie auch nicht. Eigentlich hatte sich der Ausflug mit ihr nach Dresden ganz gut angefühlt. Dachte gern dran. Na
dann! Wenn ich mich vor meinen Angebeteten nicht als der Dancing-Bean zeigen wollte, brauchte ich Mia.
»Hallo, Sängerin!«
»Hallo, Bennie!«
»Ich brauch deine Hilfe«, sagte ich knapp.
»Du brauchst Hilfe???«
»Kannst du herkommen?«
»Durch den Haupteingang?«, fragte sie.
»Komm zur Tür am Ende des Flurs. Ich lasse dich rein!«, rief ich und war schon aufgesprungen.
»Ich hab gewusst, dass du bei Katjas Geburtstagsfeier geschummelt hast und nicht unsichtbar bist.« Die Mädels machten mich echt wahnsinnig!
»Wie kann ich dir helfen?«, fragte Mia in meinem Zimmer.
»Kannst du tanzen?«
»Hast du nicht gehört, was Anna über mein Tanzen gesagt hat?«, fragte Mia und guckte mich ziemlich komisch an. Kokett heißt so was, glaube ich.
»Schon. Ich hab aber gedacht, dass es ein Scherz war.«
»Anna scherzt nie«, sagte Mia.
»Kannst du also tanzen oder nicht?«
»Voll. Ich mag doch Musik!«
»Bringst du’s mir bei?«
»Hast du nicht gesagt, dass du zu der Tanzparty heute nicht gehen würdest?«
Mann, oh Mann! Hatte die Fragen! Und ein Giga-Gedächtnis noch dazu! Bei der musste ich vorsichtig sein. Schließlich hatte sie mich schon in Dresden auf meinem Bett verprügelt.
»Eeh … Meine Klasse organisiert die. Ich muss da mithelfen.«
»Schade!«, sagte Mia. »Ich bin mit meiner Tante verabredet. Was willst du lernen? HipHop?«
»Kannst du mir nicht so ’n All-Style-Dance beibringen?«
»All-Style-Dance?«
»Na, was man zu allem tanzen kann!«, sagte ich.
»Nee! So was gibt’s nicht!«
»Unglaublich!« Ich seufzte. »Dann bring mir halt HipHop bei!«
»HipHop ist ganz iisi! Du musst dich nur für den geilsten Typen in der Bude halten. Dann geht’s von allein.«
»Echt?«
»Ja! Hin und wieder ziehst du mit der Hand deinen Pimmel hoch«, sagte Mia. »So. Siehst du? Dann bückst du dich zu der Partnerin und sagst, ›yo, baby, yo, yo, yo!‹«
»Was?«, fragte ich.
Mia lachte.
»Du verarschst mich, oder?«
»Nur ein bissl. Du muss dir echt keine Sorgen machen, Bennie! Die Mädchen führen dich sowieso selbst! Auch bei R&B. Du kannst dich hinter das Mädchen stellen und im Rhythmus der Musik mit dem Po wippen. Hast du was Nettes auf deinem iPod?«
»Ich lass ein paar Sachen am Notebook ablaufen. HipHop zuerst, oder? Eminem?«
Mia seufzte. »Na, gut!« Sie zeigte mir ein paar Tricks. »Super!«, sagte sie nach dem Unterricht. »Jetzt tanzt du wie Patrick Swayze in Dirty Dancing !«
Und Dirty Dancing sollte’s auch krass werden: Ollo aus unserer Klasse, der DJ, spielte nur schwule Rockballaden. Keiner hüpfte rum. Die Jungs klebten an den Mädels wie Taschendiebe. So einen Tanz würde ich nie in Ehren und ohne einen Hormonaufstand überstehen. Mich auf die Arbeit rausreden konnte ich nicht. Meinen Dienst hatte ich hinter mir: Die Aula mit Stühlen und Tischen bestückt und für Anna, Katja und Emma einen Tisch reserviert. Nach ein paar illegalen Alkopops, die aus den Rucksäcken gezaubert worden waren, tanzten schon drei Paare auf der Tanzfläche aneinander gekuschelt wie in einem Swingerclub. Herr Katzmarz und zwei Lehrerinnen hatten sich nur am Anfang blicken lassen und verzogen sich dann ins Lehrerzimmer, um irgendwas zu korrigieren. Verdammt gefährlich, das
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