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Kryptum

Kryptum

Titel: Kryptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agustín Sánchez Vidal
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Geländewagen, der ihn überfahren wollte, die riesigen Reifen, die auf ihn zurollten, der herabfallende Leuchtkörper der Straßenlaterne, die Glassplitter, die ihm ins Gesicht prasselten …
    »Wo bin ich? Was ist geschehen?«
    »Es ist alles halb so wild«, beruhigte ihn der Kommissar. »Viel Blut und ein Schlag auf den Kopf. Nichts Weltbewegendes. Haben Sie Schmerzen?«
    »Der Kopf tut mir weh. Haben Sie vielleicht eine Schmerztablette?«
    |586| Rachel reichte ihm ein Tablett mit Essen.
    »Fangen Sie damit an. Hinterher hole ich Ihnen ein Aspirin.«
    Als er sich im Bett aufsetzte, bemerkte er die Elektroden, die an seiner Kopfhaut befestigt waren.
    »Was ist das?«
    »Die hat Ihnen Doktor Vergara angelegt.«
    »Aber was ist mit diesem schwarzgekleideten Typen?« fragte er Rachel, während sie ihm die Serviette umhängte.
    »Als ich zu schreien anfing, haben sie sich erschreckt und sind geflohen. Sie haben es wohl auf ein andermal verschoben, Ihnen den Kopf platt zu walzen. Eigentlich schade drum, denn vielleicht hätten sie Ihrem Dickschädel ja etwas Vernunft hineinzupressen vermocht.«
    »Warum haben Sie uns um Gottes willen nicht erzählt, daß Sie zu Gabriel Lazo gehen?« fragte Bealfeld vorwurfsvoll. »Wenn Rachel Ihnen nicht gefolgt wäre, dann würden jetzt die Mönche vom Friedhof an ihrem Lager wachen.«
    »Ich wußte, daß Sie mir etwas verheimlichen«, fügte Rachel hinzu.
    »Ich
konnte
Ihnen nichts sagen. Beim ersten Mal hatte Lazo darauf bestanden, daß ich allein kam. Wenn er Sie gesehen hätte, wäre er mißtrauisch geworden. Er war der Hausmeister des Palasts, als mein Vater dort das Zentrum für Sephardische Studien aufbauen sollte. In den vergangenen Jahren half er Sara bei ihren Erkundigungen. Er war nicht mehr recht bei Verstand, aber er kannte die Stadt gut … Er ist tot, nicht wahr?«
    »Sie haben ihn zu Tode geprügelt«, bestätigte der Kommissar. »Sicher haben sie versucht, ihn zum Sprechen zu bringen.«
    »Hat dieser ausgemergelte Kerl ihn auf dem Gewissen? Ich sah ihn davonlaufen.«
    »Ich glaube nicht, daß er es war«, antwortete Bealfeld. »Dieser Mann ist Kognitionswissenschaftler. Er heißt Daniel Kahrnesky. Alias ›der Maulwurf‹. Ich habe gerade den Bericht bekommen.«
    |587| Er zeigte David ein Foto.
    »Er ist registriert. Als C-12. Deshalb hat es auch so lange gedauert, ihn zu identifizieren. Die Daten von Personen mit diesem Code sind geschützt.«
    »Was bedeutet, daß er für sie arbeitet.«
    »Das kommt darauf an, wen Sie unter
sie
verstehen. Natürlich hat er mit der National Security Agency zusammengearbeitet. Kahrnesky hat aber auch schon für Israel gearbeitet.«
    »Für den Mossad?«
    »Nein. Er ist ein Mitarbeiter des LAKAM, des Verbindungsbüros für Wissenschaftliche Angelegenheiten des israelischen Verteidigungsministeriums.«
    »Wird er deshalb ›Maulwurf‹ genannt? Weil er ein V-Mann ist? Oder nur, weil er so komisch aussieht?«
    »Beides wäre denkbar. Diesen Spitznamen hat man ihm jedoch wegen des Programms verpaßt, an dem er arbeitet: den mentalen Tunneln.«
    »Was zum Teufel ist das?«
    »Das wird Ihnen Doktor Vergara gleich erklären. Er hat sich diesen Teil des Berichts angesehen. Das einzige, was ich Ihnen sagen kann, ist, daß dieses Programm streng geheimgehalten wird. Und daß ich nicht glaube, daß Kahrnesky jemanden umbringt. Er ist ein wissenschaftlicher Koordinator und wird bei politischen Verhandlungen hinzugezogen, wenn schwerwiegende Probleme auftauchen könnten. Er ist ein Fachmann für die ›Entscheidungsfindung bei ungewissen Szenarien‹, wie es so schön heißt.«
    »Szenarien, bei denen Kahrnesky also eine entscheidende Rolle spielt. Oder liege ich damit falsch?«
    »Er hat die gesamten Vorbereitungen für die Friedenskonferenz beobachtet. Er verfügt über viele Gelder und ein bunt gemischtes Team: Ärzte, Psychologen, Linguisten, Soziologen, Informatiker … Sein Spezialgebiet aber sind veränderte Bewußtseinszustände. Und das macht ihn so gefährlich. Vor allem, wenn er im Auftrag eines skrupellosen Hintermanns arbeitet.«
    |588| »Veränderte Bewußtseinszustände! Jetzt wird mir einiges klar. Deshalb hatte man ihn damit beauftragt, in den Besitz der Informationen zu gelangen, die im Gehirn meines Vaters abgespeichert waren.«
    »Welche Informationen?« fragte der Kommissar.
    »Vielleicht dieselben, die sie jetzt bei meiner Mutter zu finden hoffen«, meinte Rachel.
    »Sie müssen jedenfalls sehr wichtig für sie sein, wenn sie

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