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Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin

Titel: Kryson 01 - Die Schlacht am Rayhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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unbedingt persönlich sprechen. Der Regent der Nno-bei-Klan, Haluk Sei Tan, sei bei ihm per Boten mit einem dringenden Ansinnen vorstellig geworden, welches er nur unter vier Augen mit Madhrab besprechen könne. Madhrab zermarterte sich den Kopf, was der Regent wohl im Sinn haben mochte. Der Krieg gegen die Rachuren berührte ihn nicht, solange die Hauptstadt Tut-El-Baya und seine Residenz, der Kristallpalast, nicht unmittelbar bedroht waren. Er schien sich noch nicht einmal annähernd für die Nachrichten über die Invasion zu interessieren. Einen Vorstoß auf die stark befestigte Hauptstadt würden die Rachuren nicht wagen. Jedenfalls noch nicht.
    Die Politik am Hofe Haluk Sei Tans war ohnehin nicht Madhrabs Welt. Er verstand nicht, dass der Regent sonnenwendenlang tatenlos zusehen konnte, wie sein Reich um ihn herum zerstört wurde, Klan starben oder in die Sklaverei verschleppt wurden, während er selbst sich in seinem Palast mit seiner Familie einigelte und mit all den Höflingen und Speichelleckern rauschende Feste feierte. Der Regent hatte keinerlei Anstrengungen unternommen, die Fürstentümer zu einen, um gemeinsam gegen die Rachuren vorzugehen. Erst als es beinahe zu spät gewesen war, hatten sich die Fürsten – ausgerechnet auf den Rat eines Saijkalsan hin – dazu durchgerungen, ein gemeinsames Heer unter der Führung eines Bewahrers zu mobilisieren, um den Rachuren endlich Einhalt zu gebieten und die Klanlande von der Schreckensherrschaft der Chimären zu befreien. Es wurde sogar gemunkelt, der greise Regent sei inzwischen senil geworden, mit den gut über neunzig Sonnenwenden, die sein Leben nun schon zählte.
    Es war ruhig geworden im Lager seit der vergangenen Nacht, eine bedrückende Stille, die allmählich auf das Gemüt schlug. Die Frauen und Männer der Klan unterhielten sich, wenn überhaupt, nur leise und im Flüsterton miteinander. Madhrab kam es wie eine Ruhe vor dem Sturm vor. Er legte sich auf seine Schlafstätte, streckte die Beine aus und schloss für eine Weile die Augen. Die Nacht hatte ihre Spuren hinterlassen.
    Die bevorstehende Ankunft des hohen Vaters, Overlord Boijakmar, hatte sich in Windeseile im Lager der Klan verbreitet. Die flüsternde Stille wich einer geschäftigen Betriebsamkeit. Waffen und Rüstungen wurden poliert, Zelte und Ausrüstung auf Vordermann gebracht. Die Kriegerinnen und Krieger hatten selten Gelegenheit, einen der wichtigsten Männer der Klan persönlich zu Gesicht zu bekommen.
    Boijakmar war eine lebende Legende unter den Bewahrern. Die Klan erzählten sich ruhmreiche Heldengeschichten darüber, dass er um das Leben seiner Orna kämpfend in seinen besten Tagen alleine und mit bloßen Händen ein großes Rudel Baumwölfe, das immerhin mehr als einhundert ausgehungerte Tiere zählte, aufgehalten hätte. Es wurde gemunkelt, er habe bei dem fürchterlichen Gemetzel im Winter keinen einzigen Kratzer abbekommen. Für jeden anderen Sterblichen hätte diese Auseinandersetzung mit den intelligenten Raubtieren sicherlich tödlich geendet. In einer anderen Erzählung war Boijakmar einst mit einem Trupp von fünfzig Sonnenreitern gegen die Bluttrinker Quadalkars ins Feld gezogen. Angeblich hatte er viele Kinder des Quadalkar in einer erbitterten nächtlichen Schlacht getötet. Quadalkar selbst, dem eigentlichen Ziel seines damaligen Feldzugs, war er nicht begegnet. Dennoch bekam er dessen Rache nur wenig später überdeutlich zu spüren. Die Verluste waren auf beiden Seiten verheerend und Boijakmar kehrte nach langer Zeit alleine zurück. Nur er war als Einziger unversehrt geblieben. Mit Blut an seinen Händen und einem Schatten in seinem Herzen ritt er in das Haus des Vaters ein. Die Sonnenreiter, die mit ihm ausgezogen waren, hatten sich einer nach dem anderen den Verlockungen der Bluttrinker hingegeben. Nach ihrer Verwandlung schlossen sie sich Quadalkar an und wandten sich gegen ihren einstigen Herrn. Boijakmar jagte die abtrünnigen, ehemaligen Kameraden unerbittlich und alleine über zwei Sonnenwenden lang. Jedem von ihnen bohrte er eigenhändig einen Pflock durchs Herz und schlug ihnen danach den Kopf ab, so lange, bis er schließlich auch den letzten erwischt hatte. Ihre Köpfe steckte er zur Abschreckung für unvorsichtige Abenteurer auf Pfähle entlang des Weges an der Grenze zum Gebiet der Bluttrinker und kehrte schließlich siegreich zurück. Dort stehen sie nach den Erzählungen erschreckter Wanderer noch heute. Seit jenen Tagen, obwohl die Ereignisse

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