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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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begrüßen?«
    »Die alles überwältigende Freude über Euer Erwachen macht sie sprachlos, mein Hirte«, warf Haisan nach einer Entschuldigung suchend ein.
    Der dunkle Hirte ignorierte die Bemerkung des Leibwächters und baute sich vor einer jungen Frau auf, die neben Malidor stand. Ihr Gesicht war zerschnitten worden und nun von hässlichen, alten und schlecht verheilten Narben verunstaltet. Sie hielt dem musternden und alles durchdringenden Blick nicht stand und richtete ihre Augen beschämt auf den Marmorboden.
    »Aaah, ein hübsches Lamm. Wer hat dich so übel zugerichtet? Du musst neu zu uns gekommen sein. Ich habe keine Erinnerung daran, deine Gegenwart schon einmal in den Hallen der Saijkalrae gespürt zu haben. Wie ist dein Name?«, richtete Saijrae das Wort an sie.
    Ihre Antwort folgte leise und zögerlich. »Ich … mein Name ist Tallia.«
    »Tallia also. Ich denke, du wirst für eine Weile bei mir in den Hallen bleiben, damit du von mir lernen kannst. Das wird dir doch gefallen, nicht wahr?«, fragte der dunkle Hirte und fasste sich provozierend in den Schritt.
    »Ich …?« Tallia blickte sich Hilfe suchend in der Halle um und blieb schließlich an einem großen, schlanken Saijkalsan hängen, dessen lange, wild gewachsene und bereits ergrauten Haare ihm bis zu den Kniekehlen reichten. Der Vollbart war nicht minder lang. Eine mächtig geratene Hakennase zierte die harten Gesichtszüge und ließ die intensiv und starr blickenden grauen Augen durch ihre Form, die dem eines stark gekrümmten Vogelschnabels glich, noch beeindruckender wirken. Saijrae folgte ihrem Blick und schien für einen Moment irritiert zu sein. Er erkannte den Saijkalsan, doch da war mehr als nur Erkennen; offenbar erinnerte sich der dunkle Hirte an etwas, was ihm zur Verwunderung der anderen gehörigen Respekt einflößte.
    »Kallahan?«, rief er verdutzt. »Der alte Einsiedler lebt also und bemüht sich aus der Abgeschiedenheit seiner Behausung in die heiligen Hallen der Saijkalrae. Ich dachte tatsächlich, die große Inquisition hätte dich gefangen, deinen Geist und deinen Körper zerstört. Wie konnte ich das nur annehmen? Der unverwüstliche Kallahan. Ich bin wirklich überrascht, dich hier zu sehen. Bist du immer noch der Überzeugung, dass Kryson ohne das Leben und die Sonnen weit besser dran wäre?«, sprach der dunkle Hirte den Saijkalsan an, der ohne jeden Zweifel eine imponierende Erscheinung war und eine eigenwillige Ausstrahlung besaß.
    »Tallia gehört zu mir!«, stellte Kallahan unmissverständlich klar. »Und ja, ich lebe noch. Die Praister waren schwach und meine Einstellung hat sich in den Sonnenwenden Eures Schlafes nicht geändert. Ob Burnter, Maya, Naiki, Tartyk, Klan oder Rachuren – es macht keinen Unterschied. Sie sind alle gleich und streben nur nach Macht und nach der Vorherrschaft über andere Völker und sogar ihresgleichen. Das Leben , wie Ihr es nennt, ist es nicht wert, als solches bezeichnet zu werden. Hass, Krieg, Ausbeutung und Zerstörung. Das ist alles, was das Leben auf Kryson hervorbringt. Ich ziehe es vor, für mich zu bleiben.«
    »Du warst schon immer ein seltsamer Eigenbrötler, Kallahan. Über unsere junge Saijkalsan hier wird allerdings noch zu sprechen sein.« Der dunkle Hirte zeigte mit ausgestrecktem Finger auf Tallia und leckte sich in Vorfreude mit der schwarzen Zunge über die Lippen. »Sag mir, was hast du mit Tallia zu schaffen?«
    »Ich bin ihr Mentor. Ihre Eltern verweigerten sich einst Tallias Berufung zu den Sonnenreitern. Ein Bewahrer tötete daraufhin im Zorn Vater und Mutter und zerschnitt Tallia das Gesicht. Sie wurde in Schande aus ihrem Dorf verstoßen. Ich nahm mich ihrer an, denn sie ist begabt«, erklärte Kallahan in kurzen Worten.
    »Böser Bewahrer, tsstsstss«, sagte Saijrae und bewegte dabei den Zeigefinger ermahnend hin und her. »Aber du hättest ihr Gesicht wiederherstellen können, wenn du nur gewollt hättest.«
    »Das hätte ich. Aber ich hielt es nicht für notwendig. Wie sie aussieht, ist ohne jeden Belang. Sie lebt mit mir in der Abgeschiedenheit der Berge und sieht dort außer mir keine andere Seele«, antwortete Kallahan.
    »Seit wann besitzt du eine Seele, Kallahan? Nahm ich dir diese nicht einst?«, konterte der dunkle Hirte breit grinsend und bleckte die schwarzen Zähne. »Jetzt sieht sie mich und ich sehe sie. Es schmerzt mich, dieses durch Gewalt entstellte Wesen zu erblicken. Was für ein Jammer. Ein so hübsches Gesicht.«
    Saijrae trat einen

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