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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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es zu der Zeit, als Mutter noch lebte, immer warm und gemütlich im Haus gewesen. Vater bewohnte nur mehr wenige Gemächer im Haus und ließ auch nur in diesen Feuer schüren. Die Diener durften sich warm anziehen, sollten sie frieren.
    Am oberen Ende der Treppe erschien Calicalar. Der gestrenge Blick des Vaters fiel auf Sapius.
    »Was willst du hier?«, vernahm Sapius die Stimme Calicalars.
    Ein unangenehmes Zucken in den Fingern und ein Drücken im Magen deuteten dem Magier an, dass die alten und lange verdrängten Gefühle in der Gegenwart des Vaters sofort wieder aufkeimten. Längst erwachsen, mit zahlreichen guten wie schlechten Erfahrungen geschlagen und darüber hinaus mit der Macht eines freien Magiers ausgestattet, empfand Sapius auf seltsame Weise dieselbe Einschüchterung und den ungeheueren Respekt vor der Autorität des Vaters, die er als Kind ihm gegenüber immer gefühlt hatte. Und zugleich verspürte er wieder die Ablehnung gegen das dominante Wesen des Vaters. Er konnte nichts dagegen tun, sosehr er sich auch bemühen wollte. Calicalar löste diese Empfindung in ihm aus, gleichgültig ob Sapius gekommen war, um sich mit ihm auszusöhnen, oder nicht. Selbst wenn die Drachen in der Annahme recht hätten, Calicalar wolle stets nur das Beste für seinen Sohn und habe sich deshalb gegenüber Sapius hart verhalten, wollte ihm der Magier das erniedrigende Verhalten nicht vergeben. Jedenfalls nicht ohne Weiteres.
    Die Erscheinung des Drachenreiters war wie meist höchst beeindruckend. Sapius stellte rasch fest, dass Calicalar äußerlich nicht gealtert war. Ein Zeichen dafür, dass der Anführer der Drachenreiter die letzte Lebensspanne der Tartyk noch nicht erreicht hatte.
    Ich werde ihn nicht um Verzeihung bitten, dachte Sapius.
    In Calicalars Mimik war keinerlei Freude oder andere Regung zu erkennen. Langsam schritt der Anführer der Drachenreiter die Treppe herab. Er war von Kopf bis Fuß in schwarzes Leder gekleidet und trug einen braunen Umhang um die Schultern, der von einer blaugrün schimmernden Kristallbrosche in Form einer Drachenpranke auf der Brust zusammengehalten wurde. Calicalar war einen Kopf größer als Sapius. Er war schlank und sehnig gewachsen. Gesicht und Lippen waren schmal geschnitten. Die Ohren standen von dem haarlosen Haupt ab.
    »Verschwinde, ich will dich nicht in meinem Haus haben«, sagte Calicalar auf der Mitte der Treppe angelangt in scharfem Ton.
    »Ich muss mit dir reden. Bitte!«, flehte Sapius den Vater mit zitternder Stimme an. »Ich bin dein Sohn.«
    »Ich habe keinen Sohn«, antwortete Calicalar. »Sollte ich jemals einen Sohn mein Eigen genannt haben, dann ist er schon lange tot. Du bist ein feiger Verräter an deinem Volk, den Drachen und an mir. Ich dulde keinen Verräter in meinem Haus oder in Gafassa. Geh zu deinen neuen Freunden, bevor ich es mir anders überlege und wir dich am Payagata aufhängen lassen. Hier ist kein Ort, an dem du verweilen kannst. Geh und lass uns unseren Frieden.«
    Bei den Worten des Vaters zuckte Sapius zusammen. Sie dröhnten in seinem Kopf, bohrten sich wie die Stiche eines glühenden Dolches schmerzhaft mitten in das Herz des Magiers.
    »Die Drachen haben zu mir gesprochen, Vater«, sagte Sapius. »Bitte höre mich an.«
    Calicalar hatte das untere Ende der Treppe beinahe erreicht und hielt plötzlich mitten im Schritt inne, als er die Worte vernahm.
    »Sag das noch einmal und nenne mich nicht Vater. Ich trage den Titel eines Yasek der Menara Dar«, meinte Calicalar verblüfft.
    »Das weiß ich. Du führst die Drachenreiter schon sehr lange an. Aber die Stimmen der Drachen, ich konnte ihre Stimmen klar und deutlich hören«, erklärte Sapius, während er vor Aufregung außer Atem geriet. »Sie redeten mit mir, sie verstanden mich und ich konnte sie verstehen. Die Drachen gaben mir Antworten auf einige Fragen. Ich war bei ihnen, bevor ich zu dir kam.«
    Calicalar hatte das Ende der Treppe erreicht, stand nur noch wenige Fuß von Sapius entfernt und starrte ihn an. Graue Augen, die mit goldenen und braunen Punkten durchsetzt waren.
    »Die Drachen haben in der Vergangenheit eine Verbindung mit dir stets abgelehnt«, meinte er und klang plötzlich sanfter und leicht verunsichert. »Nicht einmal meinen Bitten wollten sie entsprechen. Wie ist das möglich?«
    »Sie waren nicht in der Lage, dir den Wunsch zu erfüllen«, antwortete Sapius. »Ich sah die Drachen und ich bewunderte ihre Schönheit und ihren Flug, doch ich glaubte nicht an ihre

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