Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
Seele in die Schatten. Aber er schaffte es nicht allein. Jemand half ihm dabei, der in der Anwendung der dunklen Magie erfahren war. Ein Saijkalsan, der sich dem dunklen Hirten verschrieben hatte. Ihm schuldet er einen großen Gefallen. Er nannte es eine Lebensschuld. Du und das Kind – ihr seid der Preis für die Hilfe des dunklen Hirten.«
»Sag mir, wer dieser Saijkalsan war!« Elischa wollte die ganze Geschichte verstehen.
»Ein hoher Fürst. Sein Name war Fallwas.«
Und mit einemmal begriff Elischa, was und wer hinter der ganzen Intrige gegen Madhrab steckte. Alles war von langer Hand geplant worden. Fürst Fallwas und der Overlord der Bewahrer hatten unter einer Decke gesteckt und die Fäden des Schicksals gewoben, in denen sich der Lordmaster verfangen hatte. Madhrab und sie waren lediglich Figuren in diesem schmutzigen Spiel, in dem sich Boijakmar für einen schweren Fehler aus früheren Tagen und aus Angst vor den Folgen mithilfe dunkler Magie reinwaschen wollte.
Und Fürst Fallwas hatte die Gelegenheit der Schwäche des hohen Vaters bestens genutzt, um seine Macht zu vergrößern und sich beim dunklen Hirten einzuschmeicheln. Hätte er dem dunklen Hirten den Lesvaraq gebracht, wäre sein Name in kommenden Tagen in einem Atemzug mit Quadalkar genannt worden und er wäre unsterblich geworden. Aber der Plan war nicht aufgegangen. Fallwas war tot, wie sie vernommen hatte, und Boijakmar hatte seine Schuld noch nicht beglichen. Doch nun forderte der dunkle Hirte offenbar den Preis, der eigentlich Fallwas zustand. Alles fügte sich zusammen.
»Ich habe gesehen, dass die Eiskrieger den Erben des Fürsten Fallwas verhaftet und abgeführt haben. Wir werden den Sohn des Fürsten befreien«, fuhr das zweite Ich Boijakmars fort. »Du gehörst jetzt ihm, wirst dich ihm gegenüber verantworten und ihm bis zu deinem Ende treu und fürsorglich dienen. Nicht umsonst solltest du das Band mit ihm knüpfen. Aber du hast dich deiner Bestimmung durch die Flucht entzogen. Dadurch hast du das Recht der Orna an der Seite eines Bewahrers verwirkt. Es wäre im Grunde so einfach gewesen. Boijakmar brauchte nur das Kind von dir, deshalb wollte er, dass ich euch zur Flucht verhelfe. Für das Kind wäre es viel zu gefährlich gewesen, im Haus der heiligen Mutter geboren zu werden. Die Orna hätten es ihm keineswegs überlassen. Jetzt, wo du das Kind allerdings verloren hast, hat Boijakmar kein Interesse mehr an dir. Er wird dich Chromlion mit Freuden überlassen, so wie er dich ohnehin dem Fürsten versprochen hatte. Du wirst eine gute Magd und Liebesdienerin im Hause Fallwas abgeben.«
Elischa spuckte angewidert aus. Am Ende lief es wieder auf Chromlion hinaus. Das war mehr als Pech. Sie hatten ihn bereits abgeschüttelt und mithilfe der Eiskrieger seiner gerechten Strafe zugeführt. Oh, wie sie diesen eingebildeten und grausamen Bewahrer doch jeden Tag mehr hasste. Sein Innerstes zerfressen von seiner Gier nach Macht buhlte er um Anerkennung, die er nie erhalten hatte. Stets hatte er gegen Madhrab den Kürzeren gezogen, bis sich das Blatt wendete und Chromlion endlich die vollständige Vernichtung seines Erzfeindes plante. Obwohl er selbst nur am Rande in die Intrige verwickelt war, kam ihm diese zur Erreichung seiner Ziele gelegen. Neid und Eifersucht hatten ihn unermüdlich hinter ihnen hergetrieben. Die Flucht war zu Ende. Mithilfe dieses Schattenwesens würde er sie doch noch einholen. Insgeheim hoffte sie, für eine Orna ungewöhnlich, dass Chromlion im Lager Harrak bereits umgekommen war. Das würde ihr eine Menge Ärger ersparen. Die Hoffnung war allerdings nicht allzu groß.
»Gehen wir«, sagte Boijakmars schwarze Seele.
Elischa drehte sich um. Dieses Mal hatte die Gestalt zugelassen, dass die Orna ihn sehen durfte. Entsetzt starrte sie in tiefschwarze Augen, die jegliches Weiß vermissen ließen. Die Haut des Wesens war durchscheinend blass, sodass die Adern darunter bläulich schimmerten. Unter der Kapuze erkannte sie weißes Haar und ein Antlitz, das dem Boijakmars verblüffend ähnlich war. Mit der Übertragung des dunklen Ichs auf den toten Körper musste der Getötete auch sein Äußeres verändert haben. Anders konnte sich Elischa die Ähnlichkeit bis hin zur identischen Statur und Größe Overlords nicht erklären. Das Gefäß, wie es sich selbst genannt hatte, war vollständig in Schwarz gewandet.
Diese Art von dunkelster Magie, die ein solches Wesen hervorrief und am Leben hielt, war in der Tat sogar unter
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