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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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misstrauisch hochziehend setzte sich der Fürst und atmete erst einmal tief ein. Sapius erkannte den kritischen Augenblick. Er musste geschickt und vorsichtig agieren, wenn er nicht umgehend des Palastes verwiesen werden wollte. Corusal musterte sein Gegenüber eingehend, vielleicht um zu erfahren, was in ihm vorging. Sapius verzog jedoch keine Miene und hielt dem gestrengen Blick des Fürsten ohne jede Regung stand.
    »Ein außergewöhnlicher Wunsch, den Ihr mir näher erläutern solltet. Welches Interesse hegt Ihr, meinen Sohn zu sehen? Was habt Ihr vor? Ihr werdet verstehen, dass die Sicherheit des einzigen Erben des Hauses Alchovi höchste Priorität genießt. Warum also habt Ihr die lange Reise auf Euch genommen?«
    »Ich verstehe Eure Sorge. Seid Euch gewiss, dass ich nur die besten Absichten für Euren Sohn hege«, führte Sapius aus. »Ich stelle keine Gefahr dar. Im Gegenteil, ich bin gekommen, um mich zu vergewissern und zu schützen. Eben die Sicherheit Eures Sohnes ist es, die mir am Herzen liegt und mich nach Eisbergen führte. Gestattet mir zuvor eine Frage: Gibt es noch andere Kinder seines Alters im Eispalast?«
    »Nein«, wunderte sich der Fürst über die Fragestellung, »die Kinder der Dienerschaft leben in der Stadt und nicht im Palast. Tomal ist das einzige Kind, das sein Unwesen in unseren Fluren treibt.«
    »Wer war bei der Geburt anwesend?«
    »Ich verstehe nicht, warum dies von Interesse für Euch sein sollte …«, der Fürst wirkte zunehmend irritiert. »Aber bitte, dies kann ich einfach beantworten. Meine Gattin Alvara war selbstverständlich zugegen und die heilige Orna Elischa, die tatkräftig half, das Kind nach Kryson zu bringen.«
    Mehr brauchte Sapius nicht zu wissen. Er hatte alles erfahren, was er wissen wollte, und sein von Anfang an gehegter Verdacht bestätigte sich. Elischa und Madhrab hatten seinen Rat offenbar befolgt und waren vorsichtig gewesen. Für ihr Kind gab es keinen besseren Schutz, als sich hinter dem Fürstenhaus zu verstecken und es als dessen Erbe auszugeben.
    »Ich danke Euch für die Offenheit, mein Fürst«, sagte Sapius, »umso mehr ich Eure Antworten allerdings abwäge, muss ich darauf bestehen, Euren Sohn möglichst bald zu sehen. Wenn Tomal tatsächlich derjenige ist, für den ich ihn halte, dann wird dies eine sehr wichtige Begegnung für ihn, für Euch, für mich, ja vielleicht für das Fortbestehen der Klanlande sein.«
    »Ich kann Euch kaum folgen«, sagte Corusal stirnrunzelnd.
    »Die Zeit der Dämmerung bedroht die Kontinente Ell. Zwar ist die Verdunkelung einer Sonne nur eine Illusion. Aber sie ist das hinterhältige Werk des dunklen Hirten, der dadurch in der Lage ist, das Gleichgewicht nachhaltig zu verschieben, und damit das Ende der uns bekannten Welt heraufbeschwört. Wir haben es mit der schlimmsten und tödlichsten Katastrophe zu tun, die der dunkle Hirte gegen Ell und die Klanlande schickt. Er tut dies alles nur, um zweier Kinder habhaft zu werden und den Widerstand gegen die Saijkalrae zu brechen. Beherrscht er die Klanlande und beseitigt, oder beschäftigt durch fortwährende Katastrophen, all seine Gegner, hat er am Ende leichtes Spiel und wird den Kontinent oder gar Kryson nach Belieben kontrollieren können. Er will das Erbe des letzten Lesvaraq antreten. Die Kinder sind ihm dabei im Weg, denn sie sind die wiedergeborenen Lesvaraq. Er trachtet nach ihrem Leben und will ihren Geist und ihre Seele vollständig zerstören, dass nichts zurückbleibt. Gerade so, wie er es mit Ulljan getan hat. Sie müssen vor seinem Zugriff geschützt werden. Dies jedoch vermag niemand nur mit Waffengewalt oder körperlichem Geschick. Solange die Kinder noch nicht stark genug sind, brauchen sie Schutz und einen Lehrer, der sie in den wesentlichen Begabungen der Magie unterrichtet. Und Tomal ist ein Lesvaraq«, führte Sapius fast atemlos aus.
    »Ich verstehe Euch noch immer nicht«, verzog Corusal rätselnd das Gesicht. »Wenn all das stimmt, was Ihr mir erzählt, und Tomal vor dem dunklen Hirten in besonderem Maße geschützt werden muss. Warum sollte ich ihn ausgerechnet Euch anvertrauen? Ihr seid ein Saijkalsan und somit ein Diener der Saijkalrae. Wenn ich ihn Euch überließe, dann könnte ich ihn unmittelbar an den dunklen Hirten ausliefern, und der Spuk mit all den Katastrophen, die unser Land und unsere Lebensgrundlage zerstören, hätte ein für alle Mal ein Ende.«
    »Schon seit längerer Zeit habe ich mich von den Saijkalrae losgesagt und ging

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